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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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starrte sie unter seinen dichten grauen Brauen an. »Für Rogont streiten, gegen Orso?«
    »Uns wieder quer durch Styrien zurückkämpfen?« Die Ketten an Victus’ Hals rasselten, als er den Kopf herumwarf. »Auf denselben Schlachtfeldern, auf denen wir die letzten acht Jahre schon waren?«
    Andiche sah von der Münze zu Monza herüber und blies die aknenarbigen Backen auf. »Das klingt nach ziemlich vielen Kämpfen.«
    »Ihr habt schon unter schlechteren Vorzeichen gewonnen, als ich euch führte.«
    »Das ist wahr.« Sesaria deutete auf die zerschlissenen Flaggen. »Wir haben sehr viel Ruhm errungen, als du auf diesem Stuhl gesessen hast, sehr viel Ruhm und Ehre.«
    »Aber versuch mal, damit eine Hure zu bezahlen.« Victus grinste, und dieses Wiesel grinste sonst nie. Irgendetwas war falsch an seinem Lächeln, irgendwie lag etwas Spöttisches darin.
    »Sieh mal.« Andiche legte eine Hand gemächlich auf die Armlehne des Generalhauptmannstuhls und bürstete mit der anderen Staub von der Sitzfläche. »Wir bezweifeln keineswegs, dass du die verdammt beste Generalin bist, die sich ein Mann wünschen könnte, wenn es zum Kampf kommt.«
    »Was ist dann das Problem?«
    Victus’ Züge verzogen sich gehässig. »Wir wollen keinen Kampf! Wir wollen … verdammt noch mal … Geld kassieren!«
    »Wer hätte euch denn je mehr Geld eingebracht als ich?«
    »Ahem«, räusperte sich jemand direkt an ihrem Ohr. Monza fuhr herum und erstarrte, die Hand schon halb am Griff ihres Degens. Hinter ihr stand, ein leicht betretenes Lächeln auf den Lippen, Nicomo Cosca.
    Er hatte sich den Schnurrbart und auch alles andere Haar abrasiert, und jetzt zierten nur noch schwarze und graue Stoppeln seinen knubbligen Kopf und sein kantiges Kinn. Der Ausschlag an seinem Hals war zu einer schwachen rosa Färbung verblichen. Die Augen waren weniger eingesunken, das Gesicht bebte nicht und war auch nicht mehr schweißbedeckt. Aber das Lächeln war dasselbe. Das leise kleine Lächeln und der spitzbübische Schimmer in seinen dunklen Augen. So wie er gelächelt hatte, als sie ihn zum ersten Mal traf.
    »Eine Freude, euch beide wohlauf zu sehen.«
    »Uh«, brummte Espe. Monza merkte, dass sie ein seltsames, gequetschtes Husten ausstieß, während sie kein Wort herausbrachte.
    »Ich erfreue mich bester Gesundheit. Eure Sorge um mein Wohlergehen berührt mich tief.« Cosca schlenderte an ihnen vorüber, schlug dem verblüfft dreinschauenden Espe auf den Rücken, und weitere Hauptmänner der Tausend Klingen drängten sich hinter ihm durch die Zelttür und stellten sich vor den Wänden auf. Männer, deren Namen und Gesichter sie ebenso gut kannte wie ihre vorhandenen oder mangelnden Fähigkeiten. Ein untersetzter Mann mit leicht gebeugter Haltung, einem abgetragenem Mantel und ohne nennenswerten Hals reihte sich weiter hinten ein. Als er an ihr vorüberging, hob er zum Gruß die Augenbrauen.
    »Freundlich?«, zischte sie. »Ich dachte, du wolltest wieder zurück nach Talins!«
    Er zuckte die Achseln, als sei weiter nichts dabei. »Hab’s nicht ganz geschafft.«
    »Das sehe ich, verdammt noch mal!«
    Cosca trat vor die Packkisten und wandte sich mit selbstzufriedener, großer Geste zu den Anwesenden um. Er hatte sich von irgendwoher einen großen schwarzen Brustpanzer mit geschwungenen, goldenen Schriftzeichen besorgt, einen Degen mit vergoldetem Griff und schöne schwarze Stiefel mit schimmernden Schnallen. Nun setzte er sich mit so viel Aufhebens auf den Generalhauptmannsstuhl, als ließe sich ein Kaiser auf seinem Thron nieder, während Freundlich wachsam neben dem Kistenpodest stand, die Arme verschränkt. Als Coscas Hintern das Holz berührte, brachen die Anwesenden in höflichen Applaus aus, jeder Hauptmann tippte mit den Fingern so zart gegen die Handflächen wie feine Damen im Theater. So, wie sie Monza beklatscht hatten, als sie sich den Stuhl unter den Nagel gerissen hatte. Fast hätte sie gelacht, wenn ihr nicht plötzlich so übel geworden wäre.
    Cosca wischte den Beifall mit einer Handbewegung weg, genoss ihn aber gleichzeitig ganz offensichtlich. »Nein, nein, wirklich, das habe ich gar nicht verdient. Aber es ist schön, wieder hier zu sitzen.«
    »Wie, zur Hölle …«
    »… habe ich überlebt? Die Wunde war offenbar nicht so tödlich, wie wir alle glaubten. Die Talineser hielten mich aufgrund meiner Uniform für einen der Ihren und brachten mich direkt zu einem hervorragenden Feldscher, der in der Lage war, die Blutung aufzuhalten. Zwei

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