Racheklingen
Wochen lag ich im Bett, dann schlüpfte ich aus einem Fenster. In Puranti setzte ich mich mit meinem alten Freund Andiche in Verbindung, weil ich vermutete, dass er sich einen Befehlshaberwechsel wünschte. So war es auch, und seinen edlen Kollegen ging es ganz genauso.« Er deutete auf die im Zelt versammelten Hauptmänner und dann auf sich selbst. »Und hier bin ich.«
Monza klappte den Mund zu. So war das nicht geplant gewesen. Nicomo Cosca, die fleischgewordene unvorhergesehene Entwicklung. Dennoch, ein Plan, der zu starr war, um sich den Umständen anzupassen, war immer noch schlimmer als gar kein Plan. »Meinen Glückwunsch, General Cosca«, brachte sie knirschend hervor. »Aber mein Angebot steht dennoch. Gurkhisengold für ein Überlaufen in die Dienste von Herzog Rogont …«
»Ah.« Cosca verzog gequält das Gesicht und zog die Luft durch die Zähne ein. »Da haben wir leider ein kleines Problem. Ich habe schon ein Abkommen mit Großherzog Orso unterzeichnet. Oder vielmehr mit seinem Erben, mit Prinz Foscar. Ein vielversprechender junger Mann. Wir werden gegen Ospria ziehen, so wie es der Getreue Carpi vor seinem unglücklichen Dahinscheiden geplant hatte.« Er stieß mit dem Zeigefinger in die Luft. »Und dem Achterbund ein Ende setzen! Den großen Zauderer zum Kampf zwingen! Die Plünderung von Ospria verspricht große Beute. Es war ein guter Plan.« Zustimmendes Gemurmel seitens der Hauptmänner. »Wieso sollten wir einen anderen schmieden?«
»Aber du hasst Orso!«
»Oh, ich verabscheue ihn von Herzen, das ist wohlbekannt, aber ich habe nichts gegen sein Geld. Es hat genau dieselbe Farbe wie das aller anderen. Das solltest du doch wissen, er hat dir schließlich genug davon gegeben.«
»Du alter Wichser«, stieß sie hervor.
»So solltest du nun wirklich nicht mit mir reden.« Cosca schürzte die Lippen. »Ich bin reife achtundvierzig. Und davon abgesehen habe ich mein Leben für dich gegeben!«
»Du bist verdammt noch mal nicht krepiert!«, zischte sie.
»Tja. Die Gerüchte von meinem Tod waren oft übertrieben. Wunschdenken seitens meiner vielen Feinde.«
»Allmählich kann ich nachvollziehen, wie sie sich fühlen.«
»Ach komm schon, was hast denn du gedacht? Dass ich den Heldentod sterbe? Ich? Das wäre doch nun wirklich nicht mein Stil gewesen. Wenn ich gehe, dann ohne Stiefel, eine Flasche in der Hand und eine Frau an meinem Schwanz.« Seine Augenbrauen hoben sich. »Wegen diesem Posten bist du aber nicht hier, oder?«
Monza knirschte mit den Zähnen. »Wenn es eine Frage des Geldes ist …«
»Orso hat die ganze Unterstützung des Bankhauses Valint und Balk, und tiefere Taschen wirst du nirgendwo finden. Er zahlt gut, mehr als gut. Aber es geht nicht um das Geld. Ich habe einen Kontrakt unterzeichnet. Ich habe feierlich mein Wort gegeben.«
Sie starrte ihn an. »Wann hast du jemals einen Scheiß auf dein Wort gegeben?«
»Ich bin ein neuer Mensch.« Cosca zog einen Flachmann aus einer Gesäßtasche, schraubte den Deckel ab und nahm einen langen Schluck, den amüsierten Blick unverwandt auf ihr Gesicht gerichtet. »Und ich muss zugeben, das verdanke ich dir. Ich habe mit der Vergangenheit abgeschlossen. Meine Prinzipien entdeckt.« Er grinste seine Hauptmänner an, und die grinsten zurück. »Sie waren ein bisschen bemoost, aber wenn man sie aufpoliert, dann tun sie’s. Du hattest eine gute Beziehung zu Orso aufgebaut. Treue. Ehrlichkeit. Stabilität. Nun will ich doch deine ganze harte Arbeit nicht in die Latrine werfen. Davon abgesehen ist es die erste Regel des Soldaten, genau abzuwägen, nicht wahr, Jungs?«
Victus und Andiene sprachen wie aus einem Mund, genau wie früher, noch bevor sie den Stuhl übernommen hatte. »Niemals auf der Verliererseite kämpfen!«
Coscas Grinsen wurde noch ein wenig breiter. »Orso hält alle Trümpfe in der Hand. Wenn du ein ebenso gutes Blatt findest, dann habe ich dafür stets ein offenes Ohr. Aber im Augenblick bleiben wir bei Orso.«
»Wie du sagst, General«, nickte Andiche.
»Wie du sagst«, echote Victus. »Schön, dass du wieder da bist.«
Sesaria beugte sich vor und flüsterte Cosca etwas ins Ohr. Der neue Generalhauptmann krümmte sich, als hätte ihn etwas gestochen. »Die beiden Herzog Orso übergeben? Auf keinen Fall! Heute ist ein glücklicher Tag! Heute wird nicht gemordet, heute nicht.« Er machte eine Handbewegung zu Monza hinüber, als wolle er eine Katze aus der Küche scheuchen. »Ihr könnt gehen. Und es wäre besser,
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