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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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dann war es eine enttäuschende Abrechnung. Er brauchte unbedingt einen Schluck und zog Morveers Flachmann hervor, der jedoch leer war. Mit finsterer Miene sah er hinunter ins Tal. Die Talineser kämpften in der etwa eine halbe Meile breiten Furt eine verzweifelte Schlacht und warteten auf die Hilfe der Tausend Klingen. Auf Hilfe, die niemals kommen würde. Sie waren in der Überzahl, aber die Osprianer hatten das Gelände auf ihrer Seite, begrenzten die Schlacht auf ein kleines Feld und drängten die Feinde in den Untiefen zusammen. Das Knäuel der Kämpfenden wogte schimmernd hin und her, Menschen drängten sich durch die Furt, in der zahlreiche Körper trieben.
    Cosca stieß einen tiefen Seufzer aus. »Ihr Gurkhisen glaubt, dass alles auf der Welt einen Sinn hat, nicht wahr? Dass Gott einen Plan verfolgt und so?«
    »Das habe ich sagen hören.« Ischris schwarze Augen glitten vom Tal wieder zu ihm. »Und was glauben Sie, wie Gottes Plan lautet, General Cosca?«
    »Ich vermute schon seit langem, dass er darauf ausgelegt ist, mich zu ärgern.«
    Sie lächelte. Oder zumindest zogen sich ihre Mundwinkel nach oben, und sie zeigte ihre scharfen, weißen Zähne. »Wut, Verfolgungswahn und großartige Selbstzentriertheit in einem einzigen Satz.«
    »Ebenjene guten Eigenschaften, die ein großer Heerführer braucht …« Er beschattete die Augen, sah nach Westen zu der Anhöhe hinter den talinesischen Linien. »Und da kommen sie schon. Genau wie geplant.« Die ersten Flaggen zeigten sich. Die ersten schimmernden Speerspitzen. Der Anfang dessen, was eine beträchtlich große Truppe zu werden versprach.

DAS SCHICKSAL STYRIENS
    Da oben.« Monzas behandschuhter Zeigefinger und natürlich auch ihr kleiner Finger deuteten auf den Bergrücken.
    Dort kamen weitere Soldaten über die Kuppe, etwa ein oder zwei Meilen südlich von dort, wo die ersten Talineser erschienen waren. Sehr viele. Offenbar hatte Orso einige Überraschungen eingeplant. Verstärkung durch seine unionistischen Freunde vielleicht. Monza bewegte die Zunge in ihrem bitter schmeckenden Mund hin und her und spuckte aus. Schwache Hoffnung verwandelte sich in keine Hoffnung. Ein kleiner Schritt, aber einer, den niemand gern geht. Wind erfasste die ersten Flaggen, und sie entfalteten sich für einen kurzen Augenblick. Monza betrachtete sie durch das Fernrohr, runzelte die Stirn, rieb sich die Augen, und sah noch einmal hin. Es war kein Irrtum möglich: Sie zeigten die Muschel von Sipani.
    »Sipanier«, murmelte sie. Bis eben noch das neutralste Volk der Welt. »Wieso, verdammt nochmal, kämpfen sie für Orso?«
    »Wer sagt, dass sie das tun?« Als sie sich zu Rogont umwandte, lächelte der Herzog wie ein Dieb, der die dickste Geldbörse seiner bisherigen Laufbahn in die Finger bekommen hat. Er breitete die Arme aus. »Freuen Sie sich, Murcatto! Da ist das Wunder, um das Sie gebeten haben!«
    Sie blinzelte. »Sie sind auf unserer Seite?«
    »Unbedingt, und direkt in Foscars Rücken! Und das Aberwitzige daran ist: Das alles ist Ihr Verdienst.«
    »Meiner?«
    »Ganz und gar! Erinnern Sie sich an die Versammlung in Sipani, die dieser aufgeblasene Langweiler, der König der Union, ins Leben rief?«
    Die große Prozession durch die belebten Straßen, der Beifall, als Rogont und Salier vorüberritten, die Buhrufe, als Ario und Foscar folgten. »Was ist damit?«
    »Ich hatte ebenso wenig die Absicht, Frieden mit Ario und Foscar zu schließen, wie sie mit mir. Mir war allein daran gelegen, den alten Kanzler Sotorius auf meine Seite zu ziehen. Ich versuchte ihn davon zu überzeugen, dass Herzog Orsos Gier, sobald der Achterbund zerstört sein würde, nicht an Sipanis Grenzen haltmachen würde, ganz gleich, wie neutral man sich dort zuvor gegeben hatte. Und dass, sobald mein junger Kopf vom Hals getrennt sein würde, sein alter Kopf als Nächster auf dem Richtblock läge.«
    Das war mehr als wahrscheinlich. Neutralität schützte vor Orsos Eroberungslust ebenso wenig wie vor den Pocken. Sein Ehrgeiz hatte bisher keine Grenzen gekannt und weder an dem einen noch an dem anderen Flusslauf haltgemacht. Deswegen war er ja für Monza so ein guter Dienstherr gewesen, bevor er versucht hatte, sie umzubringen.
    »Aber der alte Mann hing an seiner geliebten Neutralität, klammerte sich daran wie ein Kapitän an das Steuerrad seines sinkenden Schiffs, und ich sah schließlich keine Möglichkeit mehr, ihn davon abzubringen. Ich muss beschämenderweise zugeben, dass ich ganz und gar

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