Racheklingen
Flusses oder dümpelten in den Untiefen der Furt.
Und immer noch regten sich die Tausend Klingen nicht.
»Wieso zeigt er sich überhaupt, wenn er nicht die Absicht hat anzugreifen?« Monza nagte an ihrer Unterlippe. Sie traute dem Frieden nicht. »Cosca ist kein Narr. Wieso sollte er auf den Vorteil der Überraschung verzichten?«
Herzog Rogont zuckte nur die Achseln. »Wieso beklagen Sie sich darüber? Je länger er wartet, desto besser ist es für uns, oder nicht? Wir haben genug mit Foscar zu tun.«
»Was plant er?« Monza starrte auf die vielen Reiter, die auf dem Hügel unter den Olivenhainen standen. »Was hat der alte Drecksack vor?«
Oberst Rigrat trieb sein schaumbeflecktes Pferd mit der Gerte zwischen die Zelte, scheuchte faul herumschlendernde Söldner aus dem Weg und brachte sein Reittier schließlich hart zum Stehen. Er sprang aus dem Sattel, wäre beinahe gestürzt, riss den Fuß aus dem störrischen Steigbügel und zerrte sich die Handschuhe herunter. Sein Gesicht war schweißbedeckt und vor Wut gerötet. »Cosca! Nicomo Cosca, verdammt sollen Sie sein!«
»Oberst Rigrat! Einen guten Morgen wünsche ich Ihnen, mein junger Freund! Ich hoffe, es ist alles in bester Ordnung?«
»Nun? Wieso greifen Sie nicht an?« Rigrat deutete mit dem ausgestreckten Finger zum Fluss; offenbar hatte er seinen Marschallsstab verlegt. »Wir sind im Tal in schwerste Kämpfe verwickelt! In heftigste Kämpfe!«
»Ja, das sehe ich.« Cosca wippte ein wenig nach vorn und erhob sich elegant vom Generalhauptmannsstuhl. »Vielleicht wäre es besser, wenn wir diese Angelegenheit nicht vor den Leuten besprechen würden. Das macht schließlich keinen guten Eindruck, so eine kleinliche Streiterei. Davon abgesehen ängstigen Sie meine Ziege.«
»Was?«
Cosca klopfte dem Tier im Vorbeigehen sanft auf den Rücken. »Sie ist die Einzige, die mich wirklich versteht. Kommen Sie in mein Zelt. Ich habe dort etwas Obst. Andiche! Komm und leiste uns Gesellschaft!«
Er schritt davon, gefolgt vom aufgebrachten Rigrat, und Andiche reihte sich verblüfft hinter ihnen ein. Vorbei an Nocau, der mit gezogenem Krummsäbel vor der Zelttür Wache stand, und hinein in das kühle, dunkle Innere, geschmückt mit den Siegen der Vergangenheit. Cosca ließ den Handrücken liebevoll über einen fadenscheinigen Tuchstreifen gleiten, dessen Ränder feuergeschwärzt waren. »Die Flagge, die während der Belagerung auf den Mauern von Muris hing … ist das wirklich schon ein Dutzend Jahre her?« Er wandte sich um und sah, dass Freundlich sich unter der Zelttür hindurchdrängte und am Eingang stehen blieb. »Ich habe sie mit eigener Hand von der höchsten Zinne herabgeholt.«
»Nachdem du sie aus der Hand des toten Helden gerissen hast, der als Erster dort oben war«, verbesserte Andiche.
»Was sonst wäre die Aufgabe toter Helden, wenn nicht, gestohlene Flaggen an die etwas vorsichtigeren Kameraden weiterzureichen, die hinter ihnen im Glied standen?« Cosca nahm einen Obstkorb vom Tisch und hielt ihn Rigrat unter die Nase. »Sie sehen krank aus, Oberst Rigrat. Nehmen Sie sich ein paar Weintrauben.«
Das bebende Gesicht des Offiziers war beinahe schon traubenrot angelaufen. »Trauben? Trauben?« Er schlug mit seinen Handschuhen nach der Zelttür. »Ich verlange, dass Sie sofort angreifen! Ich bestehe darauf!«
»Ein Angriff.« Cosca verzog gequält das Gesicht. »Die Überquerung der oberen Furt?«
»Ja!«
»Entsprechend dem exzellenten Plan, den Sie mir gestern Abend geschildert haben?«
»Ja, verdammt! Ja!«
»Ganz ehrlich, nichts täte ich lieber. Ich liebe einen schönen Angriff, da können Sie fragen, wen Sie wollen. Aber das Problem ist leider … wissen Sie …« Bedeutungsschweres Schweigen breitete sich aus, als er die Hände spreizte. »Ich habe eine sehr große Geldsumme von Herzog Rogonts gurkhisischer Freundin angenommen, damit ich genau das nicht tue.«
Ischri erschien aus dem Nichts. Sie verdichtete sich aus den Schatten in den Ecken des Zelts, glitt aus den Falten der uralten Flaggen und stand dann fleischgeworden vor ihnen. »Ich grüße Sie«, sagte sie. Rigrat und Andiche starrten sie beide gleichermaßen schockiert an.
Cosca sah zum sanft hin und her flatternden Dach des Zelts empor und tippte mit einem Finger gegen die gespitzten Lippen. »Ein Dilemma. Eine moralische Zwickmühle. Ich würde so gern angreifen, aber leider kann ich nicht gegen Rogont zu Felde ziehen. Und gegen Foscar kann ich mich wohl auch nicht wenden,
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