Racheklingen
zog man die Degen. Der Abhang wurde ebener, als sie sich kämpfend dem Fluss näherten, und der Boden war übersät von toten Affoianern. Vor ihnen tobte ein enger und blutiger Kampf, der nun in all seinen Einzelheiten zu erkennen war. Mehr und mehr Talineser überquerten die Furt und erhöhten den wilden Druck auf die Ufer. Stangenwaffen schwankten und schimmerten, Klingen blitzten, Männer kämpften und quälten sich voran. Über den Wind und über den eigenen Atem konnte Monza es hören, wie einen weit entfernten Sturm, Metall und Stimmen, die sich miteinander verbanden. Offiziere ritten hinter den Linien hin und her, schrien vergebens und bemühten sich, irgendeine Art von Ordnung in den Irrsinn zu bringen.
Ein frisches talinesisches Regiment begann sich durch die Lücke zu zwängen, die von den Baoliten ganz rechts gerissen worden war – schwere Infanterie, gut bewaffnet. Die Soldaten wandten sich zur Seite und bedrängten nun das Ende der osprianischen Linie, während die Männer in Blau versuchten, sie zurückzuhalten, aber allmählich heftig in Unterzahl gerieten, als immer mehr Talineser über den Fluss nachrückten und die Lücke verbreiterten.
Rogont, dessen schimmernde Rüstung mit Blut befleckt war, wandte sich im Sattel um und deutete mit dem Degen auf diese Einheit, brüllte etwas, das niemand hören konnte. Es spielte keine Rolle. Es gab kein Halten mehr.
Die Talineser stellten sich rund um eine weiße Kriegsflagge in Keilformation auf, das schwarze Kreuz flatterte im Wind, und ein Offizier in vorderster Front stach wild auf die Luft ein, während er versuchte, seine Leute auf den Angriff vorzubereiten. Monza fragte sich kurz, ob sie ihm je begegnet war. Männer knieten sich hin, ein Haufen schimmernder Rüstungen an der Spitze des Keils, mit Stangenwaffen gespickt, während es weiter hinten rasselte und die Hälfte der Soldaten noch mit den Osprianern beschäftigt war, völlig miteinander verstrickt, ein Dickicht aus Klingen.
Monza sah eine Wolke aus Flachbogenbolzen aus dem Gedränge an der Furt aufsteigen. Sie verzog gequält das Gesicht, als sie auf sie zuflogen, und hielt grundlos und sinnlos den Atem an. Ein Pfeil ließ sich nicht davon aufhalten, dass man den Atem anhielt. Mit Rasseln und Pfeifen schossen die Bolzen hinab, trieben sich in den Boden, prallten klappernd von schweren Rüstungen ab, schlugen hart in Pferdefleisch.
Ein Pferd bekam einen Bolzen in den Hals, bäumte sich auf und stürzte auf die Seite. Ein anderes prallte in vollem Lauf dagegen, und der Reiter flog aus dem Sattel, schlug mit den Gliedern in der Luft, seine Lanze fiel zu Boden und ließ schwarze Erdklumpen aufspritzen. Monza lenkte ihr Pferd um das Durcheinander herum. Irgendetwas klapperte gegen ihren Brustpanzer und fuhr ihr ins Gesicht. Sie keuchte, zuckte im Sattel zusammen, Schmerz brannte auf ihrer Wange. Ein Pfeil. Sie hatte einen Kratzer abbekommen. Sie öffnete die Augen und sah einen Mann in einer Rüstung, der die Hand um einen Bolzen in der Schulter gekrallt hatte, zuckte und zuckte, dann zur Seite fiel und scheppernd hinter seinem wild davongaloppierenden Pferd hergeschleift wurde, weil sein Fuß im Steigbügel hängen geblieben war. Die anderen kämpften sich weiter voran, wichen den Gefallenen aus oder sprangen über sie hinweg, ließen sie zertrampelt zurück.
Sie hatte sich irgendwann auf die Zunge gebissen. Sie spuckte Blut aus, stieß wieder mit den Sporen zu und drängte ihr Reittier voran, die Lippen zurückgezogen, den Wind kalt in ihrem Mund.
»Wir hätten bei der Feldarbeit bleiben sollen«, flüsterte sie. Die Talineser marschierten ihr entgegen.
Espe hatte nie begriffen, woher in jeder Schlacht diese lebensmüden Verrückten kamen, aber irgendwie es gab immer genug Vollidioten, die um jeden Preis den großen Mann markieren wollten. Kerle, die ihre Pferde direkt vor die weiße Flagge trieben, genau der Spitze des Keils entgegen, wo die Speere bestens in Stellung gebracht worden waren. Das vorderste Pferd scheute kurz vor dem Ziel, bäumte sich auf und brach aus, und der Reiter konnte sich nur mit Mühe an ihm festklammern. Das Pferd dahinter prallte nun auf Ross und Reiter und drängte beide gegen die schimmernden Spitzen, bis Blut und Splitter flogen. Ein weiteres Tier knickte ein und warf seinen Reiter über den Kopf ab, so dass er in den Schlamm vor die feindliche Linie fiel und die Soldaten mit Begeisterung nach ihm stachen.
Besonnenere Reiter hielten sich seitlich,
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