Racheklingen
bohrte sich in ihren Bauch und trieb ihr die Luft aus den Lungen.
Sie tauchte unter, den Kopf voller Licht, Luftblasen rund um ihr Gesicht. Kälte griff nach ihr und auch kalte Angst. Kurz schlug sie um sich und gelangte wieder an die Oberfläche, aus der Dunkelheit plötzlich ins grelle Licht, und der Kampfeslärm drang wieder an ihre Ohren. Keuchend atmete sie ein, bekam Wasser in die Kehle, hustete es aus, atmete wieder keuchend ein. Mit der linken Hand krallte sie sich an den Sattel und versuchte sich zu befreien, aber ihr Bein war unter dem Körper ihres um sich schlagenden Pferdes eingeklemmt.
Etwas schlug gegen ihre Stirn, und wieder tauchte sie kurz unter, schwindlig, schwach. Ihre Lungen brannten, ihre Arme waren wie aus Schlamm. Wieder kämpfte sie sich an die Oberfläche, aber dieses Mal schwächer, nur so weit, um kurz Luft zu holen. Blauer Himmel kreiselte, weiße Wolkenfetzen, wie der Himmel, als sie den Berghang von Fontezarmo hinabgestürzt war.
Die Sonne warf ihr flackerndes Licht auf sie, brennend hell, als sie wild Atem schöpfte, dann verschwommen funkelnd und mit ersticktem Gurgeln, als der Fluss wieder über ihr Gesicht schwappte. Keine Kraft mehr, um sich selbst aus dem Wasser herauszuwinden. Waren so die letzten Augenblicke des Getreuen gewesen, als er unter dem Mühlrad ertrunken war?
Das war Gerechtigkeit.
Ein schwarzer Umriss verdeckte die Sonne. Espe, der so, wie er neben ihr stand, zehn Fuß groß zu sein schien. In seiner Augenhöhle blinkte etwas. Langsam hob er mit finsterem Gesicht einen Stiefel aus dem Fluss, und das Wasser tropfte vom Rand der Sohle auf ihr Gesicht. Für einen Augenblick war sie überzeugt, dass er diesen Fuß auf ihren Nacken stellen und sie unter Wasser drücken würde. Doch dann setzte er ihn aufplatschend neben ihr ins Wasser. Sie hörte ihn schnaufen, als er sich an ihrem toten Pferd zu schaffen machte. Das Gewicht, das auf ihrem Bein lastete, gab erst ein bisschen nach, dann ein bisschen mehr. Sie wand sich, stöhnte, atmete Wasser ein und hustete es wieder aus, bekam dann endlich ihr Bein frei und tauchte prustend und zappelnd wieder auf.
Zitternd hockte sie auf Hände und Knie gestützt, bis zu den Ellenbogen im Wasser, das lustig und funkelnd an ihr vorbeisprudelte und – rauschte, und Tropfen rannen aus ihrem nassen Haar. »Scheiße«, flüsterte sie, und jeder Atemzug erschütterte ihre wunden Rippen. »Scheiße.« Sie brauchte einen Zug Spreu.
»Sie kommen«, hörte sie Espes Stimme. Dann spürte sie, wie er seine Hand unter ihre Achselhöhle rammte und sie hochzog. »Schnapp dir eine Klinge.«
Sie taumelte unter dem Gewicht der nassen Kleidung und Rüstung und stolperte zu einem Leichnam hinüber, der sich an einem Felsen verfangen hatte und in der Strömung auf und ab wippte. Ein schwerer Streitkolben mit Metallschaft hing noch an seinem Lederriemen am Handgelenk. Monza zog ihn mit ungeschickten Fingern ab und zerrte zudem ein Messer aus seinem Gürtel.
Gerade noch rechtzeitig. Ein Mann in schwerer Rüstung kam mit vorsichtigen Schritten auf sie zu und sah sie mit harten kleinen Augen über den Rand seines Schildes hinweg an. Die mit schimmernden Tropfen besetzte Degenklinge reckte er zur Seite. Sie wich ein kleines Stück zurück und tat, als sei sie völlig erledigt. Das erforderte kaum große Schauspielkunst. Als er noch einen Schritt näher kam, stürzte sie sich auf ihn. Einen Sprung hätte man es wohl nicht nennen können, eher einen müden Satz, denn sie war kaum in der Lage, die Füße schnell genug durchs Wasser zu bewegen, um mit dem Rest ihres Körpers mitzuhalten.
Sie schlug wild mit dem Streitkolben zu, und ihr ganzer Arm sang, als die Waffe von seinem Schild abprallte. Sie keuchte, rang mit ihrem Gegner, stach mit dem Messer nach ihm, aber die Klinge erwischte nur den Rand des Brustpanzers und glitt harmlos ab. Der Schild prallte gegen sie und brachte sie ins Stolpern. Sie sah den Schlag kommen, den er mit dem Degen führte, und hatte gerade noch die Geistesgegenwart besessen, sich zu ducken. Dann holte sie mit dem Streitkolben aus, schlug in die Luft und kam aus dem Gleichgewicht, hatte kaum noch Kraft und schnappte nach Luft. Wieder fuhr sein Degen in die Höhe.
Sie sah Espes wildes Grinsen hinter sich, ein Aufblitzen, als das rote Blatt seiner Axt einen Sonnenstrahl auffing. Mit schwerem Schlag spaltete er die Schulter des Mannes bis zur Brust, und Blut spritzte in Monzas Gesicht. Sie fuhr zur Seite, den gurgelnden Schrei
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