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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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umschifften den Keil wie ein Fluss einen Felsen und griffen die weniger gut verteidigten Flanken an, aus denen keine Speere ragten. Kreischende Soldaten kletterten übereinander, als die Reiter sie bedrängten, bemühten sich mit aller Kraft, von der vordersten Front wegzukommen, und die Speere schwankten wild hin und her.
    Monza ritt nach links, und Espe folgte ihr, sein Auge starr auf sie gerichtet. Vor ihnen sprangen ein paar Pferde über die umkämpfte erste Reihe in die Mitte des Keils, und die Reiter schlugen mit Säbeln und Streitkolben zu. Andere prallten gegen die Soldaten, zerquetschten, zertrampelten sie, und die Männer schrien, bettelten, flogen herum, während sich die Reiter über sie hinweg zum Fluss durchkämpften. Monza schlug im Vorbeireiten einen stolpernden Dummkopf nieder und hieb mit ihrem Säbel um sich. Ein Speerträger stach nach ihr und erwischte ihren Rückenpanzer, riss sie beinahe aus dem Sattel.
    Die Worte des Schwarzen Dow fielen Espe wieder ein – um einen Mann zu töten, gibt es keine bessere Zeit als in einer Schlacht, und das gilt doppelt, wenn es sich um einen von der eigenen Seite handelt. Er gab seinem Pferd die Sporen und preschte hinter Monza her, stellte sich in den Steigbügeln auf und schwang die Axt hoch über ihrem Kopf. Er bleckte die Zähne. Dann schwang er die Waffe mit lautem Gebrüll und schlug sie dem Speerträger ins Gesicht, spaltete ihm den Kopf und ließ ihn tot zu Boden stürzen. Schnell ließ er die Axt auf der anderen Seite niederfahren, und sie krachte in einen Schild und schlug eine große Delle hinein. Der Mann, der ihn getragen hatte, geriet unter die schlagenden Hufe eines Pferdes.
    Vielleicht war er einer von Rogonts Leuten, aber jetzt war keine Zeit, um darüber nachzudenken, wer zu welcher Seite gehörte.
    Töte jeden, der nicht auf einem Pferd sitzt. Töte jeden auf einem Pferd, der dir in die Quere kommt.
    Töte jeden.
    Er ließ sein Kriegsgeheul ertönen, so wie er es vor den Mauern von Adua ausgestoßen hatte, als sie die Gurkhisen nur mit Geschrei in die Flucht geschlagen hatten. Jenes hohe Heulen aus dem eisigen Norden, obwohl seine Stimme jetzt rau und krächzend war. Er schlug um sich, achtete kaum darauf, was er traf, und die Klinge seiner Axt krachte, schepperte, knirschte, und Stimmen heulten, blubberten, kreischten.
    Eine gebrochene Stimme brüllte auf Nordisch: »Stirb! Stirb! Zurück in den Schlamm, Arschlöcher!« Seine Ohren dröhnten vor wildem Gebrüll und Gerassel. Ein wogendes Meer zuckender Waffen, kreischender Schilde, schimmernden Metalls, zersplitternder Knochen, spritzenden Bluts, wilder und entsetzter Gesichter strömte um ihn herum, wogte und wand sich, und er hackte und schlug und spaltete wie ein verrückter Metzger, der über einen Kadaver herfällt.
    Seine Muskeln brannten heiß, seine Haut stand bis zu den Fingerspitzen in Flammen, war schweißnass in der brennenden Sonne. Vorwärts, immer weiter vorwärts, mit der Meute mitlaufen, dem Wasser entgegen, hinter sich eine blutige Schneise aus gefällten Körpern, toten Männern und toten Tieren. Die Schlacht öffnete sich, und er war durch, die Soldaten vor ihm rannten in verschiedene Richtungen davon. Er trieb sein Pferd zwischen zwei Flüchtende, die das Ufer hinunterrannten und auf das flache Wasser zuhielten. Einen traf er zwischen die Schulterblätter, und mit der Rückhand versetzte er dem anderen eine tiefe Kerbe in den Hals, so dass er sich überschlug und ins Wasser stürzte.
    Überall um ihn herum waren nun Reiter, die in die Furt drängten, und die Hufe wirbelten helle Gischt empor. Er erhaschte einen Blick auf Monza, die immer noch vor ihm ritt; ihr Pferd kämpfte sich jetzt durch tieferes Wasser, und die Säbelklinge glitzerte, als sie auf und nieder fuhr. Der Angriff verebbte. Schaumbefleckte Pferde kamen in den Untiefen ins Schwimmen. Reiter beugten sich hinab, schlugen zu, brüllten, Soldaten stachen mit Speeren zurück, hieben mit Degen nach den Beinen der Reiter und ihren Rössern. Ein Kavallerist zappelte verzweifelt im Wasser, die Kuppe seines Helms bereits eingedrückt, während Männer mit Streitkolben auf ihn einprügelten, ihn hin und her schubsten und tiefe Dellen in seine schwere Rüstung schlugen.
    Espe keuchte, als ihn etwas um die Taille packte, er wurde zurückgeworfen, und das Hemd zerriss. Er ruderte mit dem Ellenbogen, konnte aber nicht gut ausholen. Eine Hand grabschte nach seinem Gesicht, Finger gruben sich in die vernarbte Hälfte,

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