Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
sollte.«
    »Ein guter Rat. Ich brauche etwas von dir.«
    Espe fuhr mit der Zunge in seinem Mund herum und spürte einen bitteren Geschmack. Er stand in der Schuld dieser Frau, und er war nicht sicher, was er dafür würde zahlen müssen. Nach ihrem Aussehen zu urteilen, konnte die Sache für ihn ziemlich teuer werden. »Was brauchst du denn?«
    »Als Erstes solltest du ein Bad nehmen. So, wie du jetzt aussiehst, gibt sich niemand mit dir ab.«
    Nun, da Hunger und Kälte ihn nicht mehr so bedrängten, war wieder Platz für ein wenig Scham. »Du kannst es glauben oder nicht, aber mir wäre es auch lieber, ich würde nicht stinken. Ein bisschen Stolz ist mir noch geblieben.«
    »Schön für dich. Dann wette ich, du kannst es gar nicht erwarten, wieder sauber zu werden.«
    Er bewegte unbehaglich die Schultern und hatte dabei das Gefühl, dass er in ein Becken sprang, ohne die geringste Ahnung zu haben, wie tief es war. »Und dann?«
    »Nicht viel. Du gehst in ein Rauchhaus und fragst nach einem Mann namens Sajaam. Du sagst, dass Nicomo seine Anwesenheit am üblichen Ort verlangt. Dann bringst du ihn zu mir.«
    »Wieso machst du das nicht selbst?«
    »Weil ich dich dafür bezahle, dass du es machst, du Narr.« Sie hielt eine Münze in ihrer behandschuhten Hand. Silber schimmerte im Feuer, und auf dem hellen Metall waren zwei Waagschalen geprägt. »Du bringst Sajaam zu mir, und dafür bekommst du einen Waag. Falls du dann immer noch lieber Fische willst, kannst du dir davon ein ganzes Fass voll kaufen.«
    Espe runzelte die Stirn. Da kam eine nobel gekleidete Frau aus dem Nichts, rettete so ziemlich sein Leben und machte ihm ein derart goldenes Angebot? So viel Glück hatte er bisher noch nie gehabt. Aber das Essen hatte ihn nur noch mehr daran erinnert, wie gern er eigentlich aß. »Das kriege ich hin.«
    »Gut. Du kannst natürlich auch noch was anderes tun und dann fünfzig kassieren.«
    »Fünfzig?« Espes Stimme wurde zu einem hastigen Krächzen. »Soll das ein Witz sein?«
    »Lache ich vielleicht? Fünfzig, habe ich gesagt, und wenn du dann immer noch Fische willst, kannst du dir ein ganzes Boot kaufen und hast noch was übrig für ein paar gute Kleider. Was hältst du davon?«
    Espe zupfte ein wenig beschämt an den ausgefransten Säumen seines Mantels. Mit dieser Summe konnte er aufs nächste Schiff nach Uffrith springen und Vossula so in den knochigen Hintern treten, dass er von einem Ende der Stadt bis zum anderen flog. Ein Traum, der seit einiger Zeit sein einziges Vergnügen darstellte. »Was verlangst du für die fünfzig?«
    »Nicht viel. Du gehst in ein Rauchhaus und fragst nach einem Mann namens Sajaam. Du sagst, dass Nicomo seine Anwesenheit am üblichen Ort verlangt. Dann bringst du ihn zu mir.« Sie hielt kurz inne. »Danach hilfst du mir, jemanden umzubringen.«
    Es war keine Überraschung, wenn er einmal ehrlich zu sich war. Es gab offenbar nur eine Art von Arbeit, zu der er wirklich taugte. Jedenfalls nur eine, für die ihm jemand fünfzig Waag bezahlen würde. Er war hierhergekommen, um ein besserer Mensch zu werden. Aber es war genauso, wie es ihm der Hundsmann gesagt hatte. Wenn deine Hände einmal blutig sind, bekommst du sie nicht so leicht wieder sauber.
    Etwas stieß unter dem Tisch gegen seinen Schenkel, und er fuhr beinahe von seinem Stuhl. Das Heft eines langen Messers lag zwischen seinen Beinen. Ein Kampfmesser, dessen stählerne Parierstange orangefarben schimmerte. Die Klinge steckte noch in einer Scheide, und die hielt die Frau in ihrer behandschuhten Hand.
    »Nimm es lieber.«
    »Ich habe nicht gesagt, ich würde jemanden umbringen.«
    »Ich weiß, was du gesagt hast. Die Klinge ist nur dazu da, Sajaam davon zu überzeugen, dass du es ernst meinst.«
    Er musste zugeben, dass er für eine Frau, die ihn mit einem Messer zwischen den Beinen überraschte, nicht gerade viel übrighatte. »Ich habe nicht gesagt, ich würde jemanden umbringen.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet.«
    »Na gut. Nur, dass du’s weißt.« Er riss ihr die Klinge aus der Hand und schob sie sich in seinen Mantel.
     
    Er hielt das Messer gegen die Brust gedrückt, als er ging, und es kuschelte sich an ihn wie eine alte Geliebte, die zurückgekehrt war und mehr wollte. Espe wusste, dass es nichts war, worauf man stolz sein konnte. Jeder Narr konnte ein Messer tragen. Aber dennoch war er sich nicht sicher, ob es ihm nicht gefiel, die Waffe an seinen Rippen zu spüren. Es fühlte sich an, als sei er wieder

Weitere Kostenlose Bücher