Racheklingen
ein!« Zwei Männer machten sich mit Äxten an den Türen zu schaffen, und das Furnier splitterte in alle Richtungen. Die übrigen Überlebenden rotteten sich gefährlich nahe dahinter zusammen, atemlos vor Gier. Offenbar waren die Türflügel dazu gemacht worden, um Gäste zu beeindrucken, aber nicht, um Angreifern zu widerstehen. Sie erzitterten, und die Angeln lösten sich. Noch ein paar Hiebe, und eine Axt schlug glatt hindurch, während ein großes Holzstück krachend beiseiteflog. Secco heulte triumphierend, als er seinen Speer durch die Öffnung rammte und den Riegel auf der anderen Seite aus der Verankerung drückte. Dann griff er in die breit ausgefranste Lücke und zog die Türflügel auf.
Kreischend wie Kinder an einem Festtag, ineinander verkeilt und trunken vor Blut und Gier, stürmten die Söldner die lichtdurchflutete Halle, in der Benna gestorben war. Monza wusste, dass es keine gute Idee war, ihnen zu folgen. Sie wusste, dass Orso vielleicht nicht einmal dort drin sein würde, und falls doch, dann sicher gut vorbereitet.
Aber manchmal muss man bereit sein, die Nesseln mit den Händen zu packen.
Sie schoss hinter den anderen durch die Tür und hielt sich geduckt. Einen winzigen Augenblick später hörte sie das Klappern von Flachbogen. Der Söldner vor ihr fiel, und sie musste ihm ausweichen. Ein anderer taumelte zurück, die Hände um einen Bolzen gekrallt, der in seiner Brust steckte. Stiefel trampelten über den Boden, Männer brüllten, und der große Saal mit seinen herrlichen Fenstern und den Gemälden historischer Sieger schwankte um sie herum, als sie durch ihn hindurchrannte. Sie sah Gestalten in voller Rüstung, erhaschte das Funkeln von schimmerndem Stahl. Orsos Leibwache.
Einen der Männer griff Secco mit seinem Speer an, aber die Klinge prallte nutzlos von dem schweren Brustpanzer ab. Mit einem lauten Klonk schlug ein anderer Söldner einen Helm mit einem Streitkolben ein, aber dann kreischte er auch schon auf, als er selbst gefällt wurde und ihn ein Zweihänderschwert im Rücken traf, beinahe in zwei Hälften schlug und das Blut hervorspritzen ließ. Ein zweiter Bolzen riss einen Mann von den Füßen, der gerade zum Angriff ansetzte, und schleuderte ihn nach hinten. Monza duckte sich, klemmte die Schulter unter die Kante eines Marmortischs und warf ihn um. Die Vase, die darauf gestanden hatte, krachte auf den Boden. Sie nutzte den Tisch als Deckung, zuckte zusammen, als ein Flachbogenbolzen von der Steinplatte abprallte und klappernd zur Seite sprang.
»Nein!«, hörte sie jemanden brüllen. »Nein!« Ein Söldner schoss an ihr vorüber und rannte zurück zu der Tür, durch die er kurz zuvor noch mit so viel Begeisterung gestürmt war. Eine Bogensehne erklang, und er stolperte; ein Bolzen ragte aus seinem Rücken. Nach einem weiteren Schritt fiel er vornüber aufs Gesicht, versuchte sich noch einmal aufzurichten, hustete Blut und sank dann zusammen. Er starb, den Blick direkt auf sie gerichtet.
So erging es einem, wenn man gierig war. Und hier saß sie nun, hinter einem Tisch verschanzt und allein, ohne Freunde, und würde höchstwahrscheinlich die Nächste sein.
»Pack die verdammte Nessel mit den Händen«, raunte sie und fluchte vor sich hin.
Freundlich nahm die letzten Stufen, und seine Stiefel verursachten plötzlich lauten Hall, als sich hinter ihm ein großer Raum öffnete. Ein großer, runder Saal mit geflügelten Frauen, in den sieben hohe Torbogen hineinführten. Statuen blickten von den Wänden, in Reliefs eingebettete Skulpturen, Hunderte von Augenpaaren folgten ihm, als er sich bewegte. Die Verteidiger mussten versucht haben, die Tür zu halten, denn davor und auf den geschwungenen Treppen lagen viele Tote. Coscas Söldner und Orsos Wachleute, nebeneinander. Nun waren sie alle auf derselben Seite. Freundlich glaubte, von weiter oben Kampfeslärm zu hören, aber für ihn gab es einstweilen hier unten Kampf genug.
Espe trat aus einem der Bogengänge. Sein Haar war auf einer Seite rot mit Blut verklebt und an den Kopf geklatscht, das vernarbte Gesicht rot verschmiert. Sein Körper war überall mit kleinen Kratzern und Schnitten versehrt, der rechte Ärmel seines Hemds aufgerissen, und Blut rann seinen Arm hinab. Aber Freundlich war es noch nicht gelungen, den entscheidenden Schlag anzubringen. Der Nordmann hatte immer noch die Axt einsatzbereit in der Faust, und sein Schild war voller Kerben. Er nickte, als sein eines Auge langsam durch den Raum glitt.
»Jede
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