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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seinem Zahnfleisch, zwang sich dann, noch einen bitteren Zug zu nehmen, bevor er dann die Kappe des Fläschchens wieder halb zuschraubte. »Jetzt muss ich aber erst mal kacken gehen.« Er schlug mit einer Hand auf den Tisch und stand auf. »Und dass du mir nicht mit den Karten rumfummelst, während ich weg bin, klar?«
    »Ich?« Victus war ein Bild verletzter Unschuld. »Du kannst mir vertrauen, mein General.«
    »Natürlich kann ich das.« Cosca machte ein paar Schritte, den Blick auf den dunklen Spalt am Rande der Latrinentür gerichtet, schätzte die Entfernung ab, und sein Rücken prickelte, während er sich genau vor Augen hielt, wo Victus saß. Er bog das Handgelenk, fühlte, wie sein Wurfmesser in die wartende Handfläche glitt. »Genau, wie ich dir bei Afieri vertrauen …« Er wirbelte herum und erstarrte. »Ah.«
    Victus hatte von irgendwoher einen kleinen Flachbogen hervorgezaubert, der gespannt und geladen war, und zielte nun mit beeindruckender Festigkeit auf Coscas Herz. »Andiche hat einen
Degenstich
für dich aufgefangen?«, verkündete er verächtlich. »Sesaria hat sich
aufgeopfert
? Ich
kannte
diese beiden Drecksäcke, schon vergessen? Für was für einen Vollidioten hältst du mich eigentlich?«
     
    Schenkt sprang durch das geborstene Fenster und ließ sich lautlos in den Raum dahinter gleiten. Noch vor einer Stunde war das sicherlich einmal ein großartiger Speisesaal gewesen, aber die Tausend Klingen hatten inzwischen alles herausgerissen, was auch nur entfernt von Wert zu sein schien. Nichts als Bruchstücke von Gläsern und Tellern, zerfetzte Leinwände, zerbrochene Rahmen und die Skelette einiger Möbelstücke, die zu groß zum Wegtragen gewesen waren, lagen noch herum. Drei kleine Fliegen jagten sich in geometrischen Mustern durch die Luft über dem abgedeckten Tisch. In der Nähe stritten sich zwei Männer, während ein vielleicht vierzehnjähriger Junge unruhig neben ihnen stand.
    »Ich hab doch gesagt, dass ich die scheiß Löffel hatte!«, brüllte ein pockennarbiger Mann einen anderen an, der einen angelaufenen Brustpanzer trug. »Aber die blöde Schlampe hat mich umgerannt, und dann hab ich sie verloren! Wieso hast du denn nichts gekriegt?«
    »Weil ich die Tür bewacht hab, während du was holen sollest, du blödes A…«
    Der Junge hob schweigend einen Finger und deutete auf Schenkt. Die beiden unterbrachen ihren Streit, um den Fremden anzusehen. »Wer, zur Hölle, bist du?«, wollte der Löffeldieb wissen.
    »Die Frau, wegen der du das Besteck verloren hast«, fragte Schenkt. »War das Murcatto?«
    »Wer, zur Hölle, bist du, hab ich dich gefragt?«
    »Niemand. Ich bin nur auf der Durchreise.«
    »Tatsächlich?« Der Mann grinste seine Kumpel an und zog dann den Degen. »Tja, der Raum hier gehört uns, und wir verlangen Wegezoll.«
    »Wegezoll«, zischte der mit dem Brustpanzer und schlug dabei einen Ton an, der zweifelsohne bedrohlich klingen sollte.
    Die zwei gingen nun von zwei Seiten auf Schenkt zu, um ihn in die Zange zu nehmen, und der Junge folgte ihnen zögernd. »Was hast du denn Schönes für uns?«, fragte der Erste.
    Schenkt sah ihm in die Augen, als er näher kam, und gab ihm eine Chance. »Nichts, was du gebrauchen könntest.«
    »Das will ich lieber selbst beurteilen.« Der Blick des Söldners richtete sich auf den Rubinring an Schenkts Zeigefinger. »Was ist denn damit?«
    »Es ist nicht an mir, ihn weiterzugeben.«
    »Aber es ist an uns, ihn zu nehmen.« Sie kamen näher, und der mit dem pockennarbigen Gesicht piekte Schenkt mit seinem Degen. »Hände hinter den Kopf, du Arschloch, und dann auf die Knie.«
    Schenkt runzelte die Stirn. »Ich knie vor niemandem.«
    Die drei herumsausenden Fliegen wurden langsamer, trieben faul durch die Luft, und dann standen sie plötzlich beinahe still.
    Langsam, ganz langsam verzog sich das gierige Gesicht des Löffeldiebs zu einem verächtlichen Grinsen.
    Langsam, ganz langsam hob er den Arm zum Stoß.
    Schenkt wich dem Degen aus, und seine Handkante sank tief in die Brust des Diebs, dann riss er sie wieder heraus. Ein großes Stückchen Rippe und Brustbein wurde dabei mit herausgelöst, flog kreiselnd durch die Luft und blieb schließlich in der Decke stecken.
    Schenkt schob den Degen beiseite, packte den anderen Mann am Brustpanzer und schleuderte ihn durch den Saal. Sein Kopf prallte gegen die Wand auf der anderen Seite, und Blut spritzte mit so viel Druck hervor, dass es vom Boden bis zur Decke ein sternförmiges Muster auf

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