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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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müssen Sie mir nicht danken«, schrie sie ihm entgegen. »Ich habe es für Benna getan!«
    »Ario ist tot.«
    »Ha!«, brüllte sie. »Das geschieht nun einmal, wenn ich einem wertlosen Wichser in den Hals steche und ihn dann aus einem Fenster werfe!« Ein Schauer kleiner Zuckungen lief über Orsos Wange. »Aber wieso nennen Sie gerade ihn? Da waren noch Gobba und Mauthis und Ganmark und der Getreue – ich habe sie alle umgebracht! Alle, die hier in diesem Raum waren, als Sie meinen Bruder ermorden ließen!«
    »Und Foscar? Ich habe seit der Niederlage an den Furten keine Nachricht von ihm erhalten.«
    »Darauf brauchen Sie nicht mehr zu warten!« Sie sprach mit einer gehässigen Freude, die sie gar nicht empfand. »Sein Schädel wurde auf dem Fußboden eines Bauernhauses zu Brei geschlagen!«
    Jetzt war der Zorn aus Orsos Gesicht gewichen, und es wirkte entsetzlich schlaff. »Dann sind Sie jetzt sicher glücklich.«
    »Ich bin verdammt nochmal nicht traurig, das kann ich Ihnen sagen!«
    »Großherzogin Monzcarro von Talins.« Orso klopfte mit zwei Fingern langsam gegen die Fläche der anderen Hand, und das harte Klatschen hallte von der hohen Decke. »Ich gratuliere Ihnen zu Ihrem Sieg. Nun haben Sie ja doch bekommen, was Sie wollten.«
    »Was ich wollte?« Einen kurzen Augenblick konnte sie kaum glauben, was sie da hörte. »Sie glauben, ich hätte
das hier
gewollt? Nach all den Schlachten, die ich für Sie gewann? Nach den Siegen, die ich für Sie erkämpfte?« Beinahe kreischte sie und spuckte vor Wut. Mit den Zähnen riss sie sich den Handschuh hinunter und schwenkte die verstümmelte Hand in seine Richtung. »Sie glauben, ich hätte
das hier
gewollt, verdammt? Welchen Grund haben wir Ihnen gegeben, uns zu verraten? Wir waren Ihnen gegenüber loyal! Immer!«
    »Loyal?« Orso zog nun seinerseits ungläubig die Luft ein. »Beschreien Sie von mir aus Ihren Sieg, wenn es sein muss, aber beschreien Sie mir gegenüber nicht Ihre Unschuld! Das wissen wir wohl beide besser!«
    Alle drei Flachbogen waren nun geladen und auf sie gerichtet. »Wir waren loyal!«, schrie sie erneut mit brechender Stimme.
    »Wollen Sie es wirklich leugnen? Dass Benna sich mit den Unzufriedenen, mit Revoluzzern und mit Verrätern aus der Mitte meiner undankbaren Untertanen traf? Dass er ihnen Waffen in Aussicht stellte? Dass er versprach, Sie würden die Leute zum Sieg führen? Meinen Platz einnehmen? Mich stürzen! Glaubten Sie, ich würde das nie erfahren? Glauben Sie, ich würde dem tatenlos zusehen?«
    »Was zur … Sie verdammter
Lügner

    »Sie leugnen es immer noch? Ich wollte es selbst nicht glauben, als man mir davon berichtete! Meine Monza? Die mir näherstand als meine eigenen Kinder? Meine Monza, mich betrügen? Mit meinen eigenen Augen habe ich ihn gesehen! Mit meinen eigenen Augen!« Das Echo seiner Stimme verebbte langsam, und der Saal wurde wieder beinahe still. Abgesehen vom leisen Scheppern der vier gerüsteten Männer, die sich ganz langsam auf sie zubewegten. Sie konnte nur starr vor sich hin blicken, während es ihr ganz allmählich dämmerte.
    Wir könnten unsere eigene Stadt haben, hatte Benna gesagt. Du könntest die edle Herzogin Monzcarro von … wo auch immer sein. Von Talins, hatte er gedacht. Wir verdienen es, dass man sich an uns erinnert. Er hatte es geplant, ganz allein, und ihr keine Wahl gelassen. Genau wie zuvor, als er Cosca verriet. Es ist besser so. Genau wie zuvor, als er Hermons Gold raubte. Das hier ist für uns.
    Er war es stets gewesen, der die großen Pläne schmiedete.
    »Benna«, hauchte sie, »du Narr.«
    »Sie haben es nicht gewusst«, sagte Orso ruhig. »Sie wussten es nicht, und sehen Sie uns an, so weit hat es uns gebracht. Ihr Bruder hat sich dem Untergang geweiht, uns beide und noch halb Styrien mit dazu.« Ein trauriges kleines Lachen drang aus ihm heraus. »Immer, wenn ich glaube, dass ich alles wüsste, findet das Leben eine Möglichkeit, mich zu überraschen. Sie kommen spät, Schenkt.« Seine Augen schwenkten zur Seite. »Töten Sie sie.«
    Monza fühlte, wie ein Schatten über sie fiel, und fuhr herum. Ein Mann hatte sich hereingeschlichen, während sie sprachen, ein Mann, dessen Arbeitsschuhe nicht das geringste Geräusch verursachten. Nun stand er über sie gebeugt, nahe genug, um sie zu berühren. Er streckte die Hand aus. Ein Ring lag darin. Bennas Rubinring.
    »Ich glaube, das hier gehört Ihnen«, sagte er.
    Ein blasses, hageres Gesicht. Nicht alt, aber voller tiefer

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