Racheklingen
gemeinsam mit den Heeren der Union …«
»Nur dann, wenn Ihre Dienstherren es verlangen?«
»Vielleicht wird das zeit Ihres Lebens ein- oder zweimal vorkommen.«
»Oder vielleicht auch öfter, wenn es Ihnen gefällt. Sie wollen, dass ich Ihnen Talins verkaufe und mich dafür auch noch bedanke. Sie wollen, dass ich an der Tür Ihrer Schatzkammer knie und um Gefallen bettele.«
»Das stellen Sie nun wahrlich ein wenig überspitzt …«
»Ich knie vor niemandem, Meister Sulfur.«
Nun war es an ihm, angesichts ihrer Wortwahl zu stutzen. Aber nur kurz. »Darf ich aufrichtig sein, Euer Exzellenz?«
»Sie können es ja gern einmal versuchen.«
»Sie sind eine Novizin auf den Höhen der Macht. Jeder muss vor irgendeinem Herrn knien. Wenn Sie zu stolz sind, unsere in Freundschaft dargebotene Hand zu ergreifen, werden andere das tun.«
Monza schnaubte, obwohl ihr Herz hinter dieser verächtlichen Geste laut klopfte. »Dann wünsche ich Ihnen und den anderen alles Gute. Möge diesen anderen Ihre in Freundschaft dargebotene Hand ein glücklicheres Geschick bereiten als Orso. Ich glaube, Ischri wollte damit beginnen, sich in Puranti nach neuen Freunden umzusehen. Vielleicht sollten Sie es als Erstes in Ospria versuchen, oder in Sipani oder in Affoia. Ich bin sicher, dass Sie jemanden in Styrien finden werden, der Ihr Geld gern nimmt. Wir sind für unsere Hurerei berühmt.«
Sulfurs Lächeln zuckte noch eine Spur breiter. »Talins schuldet meinen Dienstherren sehr viel Geld.«
»Orso schuldet Ihnen dieses Geld, fragen Sie ihn nach der Rückzahlung. Ich glaube, er wurde mit den Küchenabfällen entsorgt, aber wenn Sie ein wenig buddeln, werden Sie ihn sicherlich am Fuß der Felswand finden. Ich leihe Ihnen für diese Arbeit gern eine Schippe.«
Immer noch lächelte er, aber die Drohung, die darin lag, war nun nicht mehr zu übersehen. »Es wäre eine Schande, wenn Sie uns keine andere Möglichkeit ließen, als dem Zorn der Königin Terez nachzugeben und sie Rache für den Tod ihres Vaters nehmen zu lassen.«
»Ah, Rache, Rache.« Monza lächelte nun ebenfalls. »Ich erschrecke nicht vor Schatten, Meister Sulfur. Ganz sicher wird Terez mit Worten einen großen Krieg herbeireden wollen, aber die Union steht mit dem Rücken zur Wand. Sie hat Feinde im Norden und im Süden und auch innerhalb der eigenen Grenzen. Wenn die Frau Ihres Hochkönigs meinen kleinen Sessel möchte, tja, dann kann sie gern kommen und um ihn kämpfen. Aber ich vermute stark, dass Seine erhabene Majestät andere Sorgen hat.«
»Ich glaube nicht, dass Sie sich darüber im Klaren sind, welche Gefahren die dunklen Ecken der Welt bevölkern.« Nun lag keinerlei Wohlwollen mehr in Sulfurs breitem Grinsen. »Selbst jetzt, während wir uns unterhalten, sitzen Sie hier … ganz allein.« Sein Gesicht sah plötzlich hungrig aus, die Zähne scharf und weiß. »So fürchterlich verletzlich.«
Sie blinzelte, als sei sie überrascht. »Allein?«
»Du irrst dich.« Schenkt war völlig geräuschlos herangetreten, bis er unbeobachtet direkt hinter Sulfur gelangt war, so nahe wie sein eigener Schatten. Der Vertreter von Valint und Balk fuhr herum, machte einen erschreckten Satz zurück und erstarrte dann, als habe er, als er sich umwandte, die Toten in sein Ohr atmen sehen.
»Du«, hauchte er.
»Ja.«
»Ich dachte …«
»Nein.«
»Dann … ist das hier dein Werk?«
»Ich hatte meine Hand im Spiel.« Schenkt zuckte die Achseln. »Aber Chaos ist der natürliche Zustand der Welt, denn Menschen versuchen stets, ihre eigenen Wege zu gehen. Jene, die wollen, dass alle Welt denselben Pfad einschlägt, sehen sich einer großen Herausforderung gegenüber.«
Die verschiedenfarbigen Augen glitten zu Monza und wieder zurück. »Unser Meister wird nicht …«
»Dein
Meister«, verbesserte Schenkt. »Ich habe keinen, nicht mehr, erinnerst du dich? Ich habe ihm gesagt, ich sei nicht mehr dabei. Wann immer ich kann, spreche ich eine Warnung aus, und hier ist eine für dich. Hebe dich hinfort. Wenn du zurückkehrst, wirst du mich nicht mehr in warnender Stimmung vorfinden. Geh zurück und sage ihm, dass du ergeben dienst. Sag ihm, auch ich diente einst. Wir knien vor niemandem.«
Sulfur nickte langsam, dann verzog sich sein Mund wieder zu dem süffisanten Lächeln, das er zu Beginn ihrer Unterhaltung gezeigt hatte. »Dann stirb im Stehen.« Er wandte sich an Monza und verbeugte sich noch einmal elegant. »Sie werden von uns hören.« Damit stolzierte er gelassen aus
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