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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Rechten, und das ließ darauf schließen, dass sie etwas zu verbergen hatte, denn die Linke war unbedeckt und wurde von einem blutroten Stein von Daumennagelgröße geziert. Wenn es tatsächlich ein Rubin war, und so schien es zu sein, dann war er von vielversprechend großem Wert.
    »Ich bin …«
    »Sie sind Monzcarro Murcatto, ehemalige Generalhauptmännin der Tausend Klingen, bis vor kurzem in den Diensten des Herzogs Orso von Talins.« Morveer hielt es für das Beste, die Hand mit dem Handschuh zu meiden, und daher bot er ihr die Linke, die Handfläche emporgestreckt, als Geste zwischen Bescheidenheit und Unterwerfung. »Ein kantesischer Herr, den wir beide kennen, ein gewisser Sajaam, hatte mir Ihren Besuch angekündigt.« Sie schüttelte seine Hand kurz, fest und geschäftsmäßig. »Und Ihr Name, mein Freund?« Morveer lehnte sich salbungsvoll nach vorn und umfasste die große Rechte des Nordmanns mit seinen beiden Händen.
    »Caul Espe.«
    »Ach ja, ach ja, ich habe immer schon festgestellt, dass Ihre nordischen Namen ja so
wunderbar
pittoresk sind.«
    »Dass sie was sind?«
    »Schön.«
    »Oh.«
    Morveer hielt Espes Hand noch kurz umklammert, dann ließ er sie los. »
Bitte
nehmen Sie doch Platz.« Er lächelte Murcatto an, als sie sich auf dem Stuhl niederließ und dabei die winzige Andeutung einer schmerzverzerrten Grimasse erkennen ließ. »Ich muss gestehen, ich hätte erwartet, dass Sie viel weniger gut aussehend wären.«
    Sie verzog angesichts seiner Bemerkung das Gesicht. »Ich erwartete, Sie würden weniger freundlich sein.«
    »Oh, ich kann
ausgesprochen
unfreundlich sein, wenn es erforderlich ist, das können Sie mir glauben.« Day trat geräuschlos zu ihnen und stellte einen Teller mit süßen Kuchen auf den Tisch, außerdem ein Tablett mit einer Weinflasche und Gläsern. »Aber das ist ja wohl jetzt nicht nötig, nicht wahr? Wein?«
    Seine Besucher tauschten einen bedeutungsvollen Blick. Morveer grinste, als er den Korken aus der Flasche zog und sich ein Glas einschenkte. »Sie beide sind Söldner, aber ich kann doch sicher davon ausgehen, dass Sie nicht
jeden
, dem Sie begegnen, ausrauben, bedrohen und auslöschen. Ebenso ist es mit mir – ich vergifte nicht jeden, der meinen Weg kreuzt.« Er schlürfte geräuschvoll seinen Wein, als wolle er die Ungefährlichkeit des Unternehmens zusätzlich verdeutlichen. »Wer würde mich dann auch bezahlen? Sie sind hier sicher.«
    »Dennoch, nehmen Sie es uns bitte nicht übel, wenn wir verzichten.«
    Day griff nach einem Stück Kuchen. »Darf ich …«
    »Greif tüchtig zu.« Dann, an Murcatto gewandt: »Sie sind also nicht wegen meines Weines hier.«
    »Nein. Ich habe Arbeit für Sie.«
    Morveer betrachtete die Haut am Rand seiner Fingernägel. »Den Tod von Großherzog Orso und einigen ausgewählten anderen Personen, nehme ich an.« Sie saß schweigend da, aber es gefiel ihm, weiterzusprechen, als hätte sie eine Erklärung verlangt. »Man braucht wohl kaum überragenden Intellekt, um zu diesem Schluss zu kommen. Orso erklärt, Sie und Ihr Bruder seien von Agenten des Achterbunds ermordet worden. Dann höre ich von unserem gemeinsamen Freund Sajaam, dass Sie längst nicht so verblichen sind, wie überall bekanntgegeben wurde. Da es nun aber kein tränenreiches Wiedersehen mit Orso gegeben hat, keine frohe Verkündung Ihres wundersamen Überlebens, können wir nur davon ausgehen, dass es sich bei den osprianischen Meuchelmördern um … eine Ausgeburt der
Fantasie
gehandelt hat. Der Herzog von Talins ist bekanntermaßen ein Mann von eifersüchtigem Naturell, und Ihre vielen Siege haben Ihnen beim Volk für den Geschmack Ihres Herrn eine zu große Beliebtheit eingetragen. Komme ich der Sache nahe?«
    »Einigermaßen.«
    »Dann möchte ich Ihnen mein herzliches Beileid aussprechen. Ihr Bruder kann heute offenbar nicht bei uns sein, und wie ich hörte, waren Sie unzertrennlich.« Ihre kalten blauen Augen waren inzwischen absolut eisig. Der Nordmann ragte grimmig und still neben ihr auf. Morveer räusperte sich. Klingen waren möglicherweise unelegante Werkzeuge, aber ein Degen im Bauch tötete einen klugen Mann ebenso gründlich wie einen dummen. »Sie sind sich darüber im Klaren, dass ich der
wirklich
Beste meines Handwerks bin.«
    »Das ist eine Tatsache«, erklärte Day, die ihre Aufmerksamkeit kurz von ihrer Leckerei abwandte. »Ein unbestreitbarer Fakt.«
    »Das würden all jene, an denen ich meine Fähigkeiten bereits unter Beweis stellen durfte,

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