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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Westport-Filiale … des Bankhauses … von Valint und Balk.«
    Espe schüttelte den Kopf. »Das Haus sieht aus wie eine Festung.«
    »Wie ein Gefängnis«, brummte Freundlich.
    Voller Verachtung erklärte Morveer: »Wie eine
Bank


DER SICHERSTE ORT DER WELT
    Die Schalterhalle der Westport-Filiale von Valint und Balk war ein riesiger, hallender Saal aus rotem Porphyr und schwarzem Marmor. Sie vermittelte den düsteren Luxus eines Kaisergrabes, und nur ein Mindestmaß an notwendigem Licht kroch durch kleine, hohe Fenster, deren dicke Gitterstangen schraffierte Schatten über den glänzenden Boden warfen. Mehrere große Marmorbüsten starrten selbstzufrieden aus großer Höhe herab: große Handelsfürsten und Finanzmagnaten der styrischen Geschichte, jedenfalls dem Anschein nach. Verbrecher, aus denen der kolossale Erfolg Helden gemacht hatte. Morveer fragte sich, ob Somenu Hermon zu ihnen zählte, und der Gedanke, dass der berühmte Kaufmann indirekt sein Honorar zahlte, sorgte dafür, dass sich sein Grinsen noch einen kleinen Tick verbreiterte.
    Sechzig Schreiber oder noch mehr saßen an identischen Schreibtischen, auf denen sich identische Papierstapel türmten, und vor ihnen allen lagen ledergebundene Folianten. Die Schreiber hingegen stammten aus aller Herren Länder und zeigten die verschiedensten Hautfarben; manche trugen die runden Kappen, Turbane oder typische Haartrachten verschiedener kantesischer Sekten. Hier galt nur ein Gebot – der Mensch wurde ausschließlich danach beurteilt, wie schnell er eine Münze wenden konnte. Federn klapperten in Tintenfässern, Kiele kratzten über das schwere Papier, Seiten raschelten beim Umblättern. Kaufmänner standen in Grüppchen und Haufen, unterhielten sich flüsternd. Nirgendwo war eine einzige Münze zu sehen. Der Reichtum wurde aus Worten, Ideen, Gerüchten und Lügen geformt, die viel zu wertvoll waren, um in schimmerndem Gold oder schlichtem Silber gefangen gehalten zu werden.
    Es war eine Umgebung, die dazu geschaffen worden war, die Besucher mit staunender Ehrfurcht zu erfüllen und ihnen Angst zu machen, aber Morveer war nicht leicht einzuschüchtern. Er war hier ebenso zu Hause wie überall sonst und nirgends. Selbstbewusst schlenderte er an einer langen Schlange gut gekleideter Bittsteller vorbei und vermittelte dabei den Eindruck jener sorgfältig zur Schau getragenen Selbstzufriedenheit, wie sie so oft das neue Geld umgibt. Freundlich schlurfte in seinem Kielwasser dahin und hielt eine große Geldkassette in den Armen, Day tänzelte bescheiden als Nachhut hinter ihnen her.
    Morveer schnippte mit den Fingern und deutete auf den Schreiber, der ihm am nächsten saß. »Ich habe eine Verabredung mit einem gewissen …« Er sah effekthascherisch auf seinen Brief. »… einem gewissen Mauthis. Es geht um eine beträchtliche Einzahlung.«
    »Natürlich. Wenn Sie bitte einen Augenblick warten würden.«
    »Einen, aber nicht mehr. Zeit ist Geld.«
    Morveer studierte unauffällig die Sicherheitsvorkehrungen. Es wäre untertrieben gewesen, von einer bloßen Herausforderung zu sprechen. Er zählte zwölf Bewaffnete, die in der Halle Stellung bezogen hatten und die ebenso schwer bewaffnet waren wie die Leibwächter des Königs der Union. Ein weiteres Dutzend hatte er bereits draußen vor den hohen Flügeltüren bemerkt.
    »Dieser Ort ist eine Festung«, murmelte Day leise.
    »Wird aber wesentlich besser verteidigt«, raunte Morveer zurück.
    »Wie lange wird das alles dauern?«
    »Wieso?«
    »Ich habe Hunger.«
    »Schon wieder? Du liebe
Güte
! Du wirst schon nicht verhungern, wenn du … Warte.«
    Ein großer Mann mit hagerem Gesicht, einer vorspringenden Adlernase und schütterem grauem Haar schritt unter einem hohen Torbogen hindurch. Seine gedeckte Kleidung war mit einem schweren Pelzkragen verbrämt. »Mauthis«, murmelte Morveer, der ihn nach Murcattos ausführlicher Beschreibung erkannte. »Unsere Verabredung.«
    Mauthis folgte einem jüngeren Mann mit lockigem Haar und angenehmem Lächeln, dessen Kleidung nicht auf großen Reichtum schließen ließ. Er wirkte so wenig außergewöhnlich, dass er tatsächlich einen sehr guten Giftmischer abgegeben hätte. Und dennoch ging Mauthis, der eigentlich doch die Bank hätte leiten sollen, mit verschränkten Händen hinter ihm her, als sei er lediglich der Juniorpartner. Morveer trat unauffällig näher, bis er in Hörweite der beiden Männer gelangte.
    »… Meister Sulfur, ich hoffe, Sie werden unseren Vorgesetzten

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