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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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der größte Staatsmann seiner Zeit.« Vitari lächelte breit und zeigte zwei Reihen sauberer, scharfer Zähne. »Er will Styrien den Frieden bringen.«
    »Ach, will er das?«
    »So lautet das Gerücht. Er hat eine Versammlung ins Leben gerufen, um Bedingungen zwischen Großherzog Orso und dem Achterbund zu verhandeln. Alle Anführer sollen kommen – also jene, die noch am Leben sind, in erster Linie Rogont und Salier. Und der alte Sotorius soll den Gastgeber spielen – dahinter steckt wohl der Gedanke, dass es sich bei Sipani um neutralen Boden handelt. Und die beiden Schwager des Königs sind auch auf dem Weg, um für ihren Vater zu sprechen.«
    Monza beugte sich so begierig vor wie ein Bussard über einen Kadaver. »Beide, Ario und Foscar?«
    »Alle beide.«
    »Sie wollen Frieden schaffen?«, fragte Espe und bedauerte es schnell, überhaupt etwas gesagt zu haben. Beide Frauen bedachten ihn mit dem ihnen eigenen, verächtlichen Blick.
    »Wir sind in Sipani«, sagte Vitari. »In Sipani entsteht nichts außer Nebel.«
    »Und das ist auch alles, was auf dieser Versammlung entstehen wird, darauf kannst du dich verlassen.« Monza lehnte sich vorsichtig und mit leicht gequältem Gesicht auf dem Stuhl zurück. »Nebel und Geflüster.«
    »Der Achterbund scheint auseinanderzubrechen. Borletta ist gefallen. Cantain ist tot. Visserine wird belagert werden, sobald sich das Wetter bessert. Daran werden Verhandlungen überhaupt nichts ändern.«
    »Ario wird dasitzen, ein überlegenes Gesicht machen, zuhören und nicken. Und eine kleine Hoffnungsspur auslegen, dass sein Vater sich vielleicht wirklich auf einen Frieden einlässt. So lange, bis Orsos Truppen vor den Mauern von Visserine stehen.«
    Vitari hob wieder ihre Suppentasse und hielt die Augen auf Monza gerichtet. »Mit den Tausend Klingen an ihrer Seite.«
    »Salier und Rogont und die anderen wissen das nur zu gut. Sie sind nicht dumm. Geizig und feige vielleicht, aber nicht dumm. Sie machen dieses Manöver nur mit, um Zeit zu gewinnen.«
    »Manöver?«, wiederholte Espe das für ihn fremde Wort.
    »Sie winden sich ein wenig«, sagte Vitari und zeigte ihm wieder ihre Zähne. »Orso wird keinen Frieden schließen, und der Achterbund erwartet das auch nicht. Der Einzige, der hierherkommt und sich wirklich etwas anderes erhofft als Nebel, ist Seine Erhabene Majestät, aber von dem erzählt man sich ohnehin, er habe ein großes Talent für Selbsttäuschung.«
    »Das bringt eine Krone so mit sich«, sagte Monza, »aber er ist mir egal. Ario und Foscar sind es, die mich beschäftigen. Was werden sie hier tun, abgesehen davon, dass sie ihrem Schwager ein paar hübsche Lügen auftischen werden?«
    »Es wird am ersten Abend der Versammlung zu Ehren von König und Königin einen Maskenball in Sotorius’ Palast geben. Ario und Foscar werden dort sein.«
    »Der ist sicher gut bewacht«, warf Espe ein, der sein Bestes tat, um mitzukommen. Es half nicht gerade, dass er irgendwo im Haus ein Kind weinen hörte.
    Vitari schnaubte. »Ein Dutzend der bestbewachten Menschen der Welt begeben sich in einen Raum mit ihren bittersten Feinden? Es werden mehr Soldaten da sein als auf dem Schlachtfeld von Adua, möchte ich wetten. Man kann sich schwerlich einen Ort vorstellen, an dem die Brüder weniger angreifbar wären.«
    »Und was noch?«, hakte Monza kurz angebunden nach.
    »Wir werden sehen. Ich bin mit Ario nicht befreundet, aber ich kenne jemanden, der es ist. Eine enge, enge Freundin.«
    Monzas schwarze Brauen zogen sich zusammen. »Dann sollten wir mit ihr reden …«
    Plötzlich öffnete sich knarrend die Tür, und Espe fuhr herum, die Streitaxt schon fast gezogen.
    In der Tür stand ein Mädchen. Ein Mädchen von etwa acht Jahren in einem viel zu langen Hemd, unter dessen Saum ein paar magere Knöchel und Füße herausschauten, und mit rotem Haar, das ihr in wildem Durcheinander um den Kopf stand. Mit großen blauen Augen starrte das Kind erst Espe, dann Monza und schließlich Vitari an. »Mama. Cas weint.«
    Vitari kniete sich vor ihrer Tochter hin und strich ihr das Haar glatt. »Ich weiß, meine Süße, ich habe es gehört. Versuch ihn zu beruhigen. Ich komme nach oben, sobald es geht, und singe euch allen etwas vor.«
    »Na gut.« Das Mädchen warf Espe noch einen Blick zu, und er schob etwas verschämt die Axt wieder zurück und versuchte es mit einem Grinsen. Die Kleine wich zurück und zog eilig die Tür zu.
    »Mein Junge hat Husten«, sagte Vitari, und nun lag wieder diese

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