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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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sicher einen massiven Einbruch im Weingeschäft mit sich bringen wird. Die Versammlung beginnt in einer Woche, und wir brauchen dich nüchtern.«
    »Nüchtern gibt’s bei mir nicht mehr. Nüchtern tut weh. Hat jemand eine Versammlung erwähnt?«
    Monza sah ihn immer noch mit diesem enttäuschten Blick an. »Ich brauche einen guten Mann. Einen Mann mit Mut und Erfahrung. Einen Mann, der keine Angst davor hat, sich Großherzog Orso in den Weg zu stellen.« Ihre Mundwinkel kräuselten sich. »Auf die Schnelle haben wir außer dir keinen gefunden, auf den diese Beschreibung so einigermaßen passt.«
    Cosca klammerte sich an den Arm des großen Mannes, während die neblige Straße sich um ihn herum drehte und kippte. »Von den genannten Eigenschaften habe ich zumindest … Erfahrung?«
    »Eins von vier reicht einstweilen, falls derjenige auch Geld braucht. Du brauchst doch Geld, oder nicht, Alter?«
    »Scheiße, ja. Aber nicht so sehr wie einen Schnaps.«
    »Wenn du die Aufgabe gut erledigst, werden wir sehen.«
    »Ich bin dabei.« Plötzlich merkte er, dass er aufrecht stand und, das Kinn erhoben, auf Monza hinabblickte. »Wir sollten ein Rekrutierungspapier haben, wie in den alten Zeiten. Mit geschwungener Schrift und allen möglichen Schnörkeln, so wie Sajaam sie immer aufsetzte. Mit roter Tinte unterzeichnet, und … wo könnte man um diese nachtschlafende Zeit wohl einen Schreiber finden?«
    »Keine Sorge. Mir genügt dein Wort.«
    »Du bist vermutlich die Einzige in ganz Styrien, die je so etwas zu mir sagen würde. Aber wie du meinst.« Er deutete mit entschiedener Geste die Straße hinunter. »Hier entlang, Mann, und versuche, mit mir mitzuhalten.« Er machte einen forschen Schritt, dann gaben seine Beine nach, und er kreischte, als Freundlich ihn festhielt.
    »Nicht dort entlang«, erwiderte der Sträfling in seiner langsamen, tiefen Stimme. Er schob eine Hand unter Coscas Arm und führte ihn in die andere Richtung; fast trug er ihn.
    »Du bist ein Mann von edler Gesinnung«, murmelte Cosca.
    »Ich bin ein Mörder.«
    »Ich wüsste keinen Grund, weshalb ein Mann nicht beides sein sollte …« Cosca versuchte, den Blick auf Vitari gerichtet zu halten, die vor ihnen herlief, dann sah er seitlich auf Freundlichs massiges Gesicht. Seltsame Gefährten. Außenseiter. Jene, für die sonst niemand Verwendung hatte. Er beobachtete Monza, deren zielstrebiger Gang von früher inzwischen leicht beeinträchtigt schien. Jene, die keine Angst hatten, sich Großherzog Orso in den Weg zu stellen. Das hieß im Klartext: Verrückte, oder Leute, die keine andere Wahl hatten. Zu welcher Gruppe gehörte er?
    Die Antwort lag nahe. Es gab keinen Grund, weshalb ein Mann nicht beides sein sollte.

ABSEITS
    Freundlichs Messer blitzte und glänzte, zwanzig Strich in eine und zwanzig in die andere Richtung, und berührte den Wetzstein mit schärfendem Kuss. Es gab kaum etwas Schlimmeres als ein stumpfes Messer und kaum etwas Besseres als ein scharfes, und daher lächelte er, als er die Schneide prüfte und die kalte Kante an seiner Fingerspitze fühlte. Die Klinge war bereit.
    »Cardottis Haus der Sinnesfreunden war früher ein Kaufmannspalast«, sagte Vitari gerade, und ihre Stimme klang kühl und ruhig. »Aus Holz gebaut, wie die meisten Häuser in Sipani, umschließt es zu drei Seiten einen Innenhof. Auf seiner Rückseite fließt der Achte Kanal.«
    Sie hatten einen langen Tisch in die Küche des Lagerhauses gestellt, und alle sechs saßen nun drum herum. Murcatto und Espe, Day und Morveer, Cosca und Vitari. Auf dem Tisch befand sich das Modell eines großen Holzhauses, das zu drei Seiten einen Innenhof umgab. Freundlich vermutete, dass es ein Sechsunddreißigstel der Größe des echten Hauses der Sinnesfreuden hatte, obwohl es schwer war, das genau zu sagen, und er war gern sehr genau.
    Vitaris Fingerspitze fuhr an den Fenstern auf einer Seite des winzigen Gebäudes entlang. »Im Erdgeschoss befinden sich Kontore und Küchen, ein Saal fürs Spreurauchen und ein weiterer für Karten und Würfel.« Freundlich fasste unwillkürlich an seine Hemdtasche und spürte beruhigt, wie sich seine eigenen Würfel gegen seine Rippen schmiegten. »Zwei Treppen in den hinteren Gebäudeteilen. Im ersten Stock gibt es dreizehn Räume, in denen die Gäste unterhalten werden können …«
    »In denen sie ficken können«, sagte Cosca. »Wir sind hier doch alle erwachsen, da können wir die Dinge auch beim Namen nennen.« Seine blutunterlaufenen Augen

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