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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zu gebieten.
    »Wir sollten …«
    »Ah.«
    »Sagt mir jetzt nicht …«
    »Ah, habe ich gesagt! Kenn man das Wörtchen ›ah‹ in eurem Land nicht? Murcatto hat es mir übertragen, die Gaukler auszuwählen, und mit dem allergrößten Respekt: Das bedeutet, dass ich derjenige bin, der entscheidet, wer dabei ist. Wir stimmen hier nicht ab. Du konzentrierst dich darauf, einen Schaukampf auf die Beine zu stellen, um Arios Edelleute zu unterhalten. Ich beschäftige mich mit der Planung. Wie hört sich das an?«
    »Wie der kürzeste Weg ins Unglück«, brummte Espe.
    »Ah, Unglück!« Cosca grinste. »Ich kann es kaum erwarten. Wen müssen wir uns bis dahin noch ansehen?«
    Vitari blickte unter ihren orangefarbenen Brauen auf die Liste. »Barti und Kümmel – Gaukler, Akrobaten, Messerwerfer und Drahtseilgänger.«
    Cosca stieß Espe mit dem Ellenbogen in die Seite. »Drahtseilgänger, da hast du’s. Wie könnte das wohl danebengehen?«

DIE FRIEDENSSTIFTER
    Es war einer der seltenen klaren Tage in der Stadt der Nebel. Die Luft war knackig kalt, der Himmel herrlich blau, und die Friedensversammlung des Hochkönigs der Union sollte ihr gutes Werk beginnen. Überall auf den schiefen Dächern, in den dreckigen Fenstern und abblätternden Hauseingängen drängten sich Schaulustige, die darauf warteten, dass sich die großen Männer Styriens zeigten. Die Menge schob sich auch entlang der Rinnsteine der breiten Prachtstraße dahin, ein vielfarbiges Durcheinander, das sich gegen grimmig graue Reihen von Soldaten drängte, die Aufstellung genommen hatten, um die Leute in Schach zu halten. Der Lärm der vielen Menschen machte die Luft schwer. Tausende raunender Stimmen, hier und dort von den Rufen der Straßenverkäufer unterbrochen, von lauten Warnungen oder aufgeregten Schreien. Es klang wie ein Heer, das sich auf eine Schlacht vorbereitet. Und nervös darauf wartete, dass das Blutvergießen begann. Fünf weitere Punkte, die auf dem Dach eines heruntergekommenen Lagerhauses hockten, fielen dabei nicht weiter auf. Espe starrte nach unten und ließ die großen Hände über die Brüstung hängen. Cosca hatte einen Stiefel nachlässig auf die gesprungenen Steine aufgestützt und kratzte sich am schrundigen Hals. Vitari lehnte mit dem Rücken an der Mauer, die Arme verschränkt. Freundlich stand kerzengerade neben ihnen und schien ganz und gar in seiner eigenen Welt. Der Umstand, dass Morveer und seine Gehilfin in eigener Sache unterwegs waren, gab Monza kein besonders gutes Gefühl. Schon als sie dem Giftmischer das erste Mal begegnet war, hatte sie ihm nicht über den Weg getraut. Seit Westport traute sie ihm noch sehr viel weniger. Und das hier waren ihre Truppen. Sie atmete langsam und bitter ein, fuhr mit der Zunge über die Zähne und spuckte nach unten in die Menge.
    Wenn Gott einen Mann strafen will, hieß es in den kantesischen Schriften, schickt er ihm dumme Freunde und kluge Feinde.
    »Das sind verdammt viele Leute«, sagte Espe, der die Augen gegen den kalten Wind ein wenig zusammenkniff. Das war genau so eine scharfsinnige Erkenntnis, wie Monza sie mittlerweile von diesem Kerl erwartete. »Verdammt viele.«
    »Ja.« Freundlichs Augen glitten über die Menge, seine Lippen bewegten sich leise, und Monza hatte das beunruhigende Gefühl, dass er versuchte, die Menschen zu zählen.
    »Das ist doch gar nichts.« Cosca tat halb Sipani mit einer lockeren Handbewegung ab. »Ihr hättet die vielen Zuschauer sehen sollten, die nach meinem Sieg in der Schlacht bei den Inseln die Straßen von Ospria säumten! Die Luft war voller herabfallender Blumen! Und es waren mindestens doppelt so viele Leute. Da hättet ihr dabei sein sollen!«
    »Ich war dabei«, sagte Vitari, »und es waren höchstens halb so viele.«
    »Bereitet es dir eine wie auch immer geartete kranke Befriedigung, auf meine Träume zu pissen?«
    »Ein bisschen.« Vitari grinste zu Monza hinüber, aber die lachte nicht. Sie dachte an den Triumph, den man ihr in Talins bereitet hatte, nach dem Fall von Caprile. Oder nach dem Massaker von Caprile, je nachdem, wen man fragte. Sie erinnerte sich, wie Benna strahlte, während sie finster dreinblickte, wie er in den Steigbügeln stand und Kusshände zu den Balkons emporwarf. Wie die Leute ihren Namen riefen, obwohl Orso in nachdenklichem Schweigen mit Ario an der Seite hinter ihr herritt. Sie hätte es damals schon kommen sehen sollen …
    »Da sind sie!« Cosca beschattete die Augen mit der Hand und beugte sich gefährlich

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