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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Männer traten ein. Selbst dort, wo Espe herkam, hätte man sie als ziemlich raue Burschen betrachtet. Fettige Haare. Pockennarbige Gesichter. Zerlumpte Kleidung. Ihre Augen huschten hin und her, zusammengekniffen und voller Misstrauen, und die dreckigen Hände hielten verschiedene, fleckige Instrumente umklammert. Sie schlurften bis zum Tisch, einer kratzte sich im Schritt, und ein anderer bohrte sich mit einem Trommelstock in der Nase.
    »Und wer seid ihr?«, fragte Cosca.
    »Wir sind eine Musikgruppe«, erwiderte der, der am nächsten stand.
    »Und hat eure Gruppe auch einen Namen?«
    Sie sahen einander an. »Nö. Wieso sollte sie?«
    »Dann bitte eure eigenen Namen, wenn ihr so freundlich wärt, und eure besonderen Fähigkeiten als Musiker wie auch als Kämpfer.«
    »Ich heiße Solter. Ich spiele Schlagzeug und Streitkolben.« Er warf den speckigen Mantel zurück und enthüllte darunter stumpf schimmerndes Eisen. »Allerdings bin ich mit dem Streitkolben besser, muss ich ehrlicherweise sagen.«
    »Ich bin Morc«, fuhr der Mann neben ihm fort. »Flöte und Entermesser.«
    »Olopin. Horn und Hammer.«
    »Auch Olopin.« Ein Daumen deutete zur Seite. »Der Bruder von dem da. Geige und Klingen.« Damit ließ er ein paar lange Messer aus seinen Ärmeln gleiten und um die Finger kreisen.
    Der Letzte hatte die am eindrucksvollsten gebrochene Nase, die Espe je gesehen hatte, und er hatte schon einige heftig verformte zu Gesicht bekommen. »Gurpi. Laute und Laute.«
    »Du kämpfst mit der Laute?«, hakte Cosca nach.
    »Ich hau einfach mit ihr drauf.« Der Mann machte eine weit ausholende Bewegung und zeigte dann zwei Reihen kackfarbener Zähne. »Im Korpus steckt eine Streitaxt.«
    »Aua. Dann spielt mal auf, wenn es euch beliebt, Gesellen, und zwar am besten etwas Fröhliches!«
    Espe kannte sich mit Musik nicht besonders gut aus, aber selbst er merkte, dass es kein besonders schönes Spiel war. Die Trommel schlug nicht im Takt. Die Flöte trötete unmelodiös vor sich hin. Die Laute klang flach, was vermutlich an den Eisenwaren im Inneren lag. Aber Cosca nickte rhythmisch mit dem Kopf, die Augen geschlossen, als hätte er nie etwas Schöneres gehört.
    »Bei meinen Jahren, was seid ihr doch für vielseitig talentierte Burschen!«, rief er nach einigen Takten, und der misstönende Lärm brach mittendrin ab. »Ihr seid engagiert, ihr alle, und zwar für eine Nacht und für vierzig Waag pro Mann.«
    »Vierzig … Waag … pro Mann?«, wiederholte der Trommler mit staunend aufgerissenem Mund.
    »Zahlbar nach Erledigung. Aber es kommt harte Arbeit auf euch zu. Ihr werdet zweifelsohne kämpfen müssen, möglicherweise sogar spielen. Es könnte durchaus ein tödlicher Auftritt werden, jedenfalls für eure Feinde. Seid ihr zu einem solchen Engagement bereit?«
    »Für vierzig Waag pro Mann?« Jetzt grinsten sie alle. »Jawohl, mein Herr, das sind wir! Für eine solche Summe sind wir völlig furchtlos!«
    »Wunderbar. Wir wissen, wo wir euch finden.«
    Vitari lehnte sich über den Tisch, als die Musiker den Raum verließen. »Ein paar hässliche Drecksäcke.«
    »Einer der vielen Vorzüge eines Fests, bei dem
Masken
getragen werden«, raunte Cosca. »Wir stecken sie in ein paar bunte Klamotten, und niemand wird etwas merken.«
    Espe hielt nicht viel davon, sein Leben in die Hände solcher Gestalten zu legen. »Aber es wird doch auffallen, wie sie spielen?«
    Cosca schnaubte. »Man geht nicht wegen der Musik zu Cardotti.«
    »Hätten wir uns nicht ansehen sollen, wie sie kämpfen?«
    »Wenn sie so kämpfen, wie sie spielen, dann sollten wir keinen Ärger haben.«
    »Sie spielen ungefähr so gut wie Dünnschiss.«
    »Sie spielen wie Wahnsinnige. Mit ein bisschen Glück kämpfen sie auch so.«
    »Das ist doch keine Art der …«
    »Ich hätte gar nicht gedacht, dass du so empfindlich bist.« Cosca sah Espe von oben herab an. »Du musst ein wenig über das Leben lernen, mein Freund. Alle Siege, die es zu feiern lohnt, werden mit Dreistigkeit errungen!«
    »Mit wem?«
    »Mit Dreistigkeit, mit Unvorsichtigkeit«, sagte Vitari.
    »Mit Schwung«, verbesserte Cosca. »Und indem man die Gelegenheit am Schopf packt.«
    »Und was hältst du von der ganzen Sache?«, fragte Espe Vitari. »Von Dreistigkeit und so?«
    »Wenn alles nach Plan verläuft, dann werden wir Ario und Foscar von den anderen trennen und …« Sie schnippte hart mit den Fingern. »Da spielt es keine große Rolle, wer die Laute spielt. Die Zeit läuft uns davon. Noch vier

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