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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Tage, bis sich alles, was in Styrien Rang und Namen hat, hier in Sipani für die große Versammlung einfindet. Unter idealen Bedingungen würde ich bessere Männer suchen. Aber die haben wir nun mal nicht.«
    Cosca stieß einen kehligen Seufzer aus. »Nein, die haben wir wirklich nicht. Aber wir wollen nicht die Köpfe hängen lassen – gerade eben haben wir uns schließlich in kürzester Zeit schon die ersten fünf Männer gesichert. Wenn ich jetzt vielleicht ein Glas Wein bekommen könnte, wären wir doch schon gut aufgestellt, um …«
    »Kein Wein«, knurrte Vitari.
    »Es ist schon ein schlechtes Zeichen, wenn ein Mann sich nicht einmal die Kehle befeuchten darf.« Der alte Söldner lehnte sich so weit zu ihm hinüber, dass Espe die geplatzten Äderchen auf seinen Wangen genau betrachten konnte. »Das Leben ist ein Sorgenmeer, mein Freund. Und herein!«
    Der Mann, der nun eintrat, passte kaum durch die Tür, so groß war er. Einige Fingerbreit größer als Espe, vor allem aber viel schwerer. Dicke Bartstoppeln zierten sein kantiges Kinn, und seine Locken waren eisengrau, obwohl er noch nicht alt zu sein schien. Er spielte nervös mit den gewaltigen Händen, als er zum Tisch hinüberging, und hielt sich ein wenig geduckt, als schäme er sich seiner Größe. Jedes Mal, wenn er einen seiner klobigen Stiefel aufsetzte, beklagten sich die Dielen mit einem lauten Knarren.
    Cosca stieß einen leisen Pfiff aus. »Du liebe Güte, das ist aber ein großer Kerl.«
    »Den habe ich in einer Taverne unten beim Ersten Kanal entdeckt«, erklärte Vitari. »Er war stockbesoffen, aber alle anderen hatten zu viel Angst vor ihm, um ihn rauszuwerfen. Er spricht allerdings kaum ein Wort Styrisch.«
    Cosca beugte sich wieder zu Espe. »Vielleicht könntest du diese Sache übernehmen? Auf die große Familie der Nordmännern pochen und so?«
    Espe konnte sich nicht daran erinnern, dass sie sich da oben in der Kälte je wie eine große Familie gefühlt hätten, aber man konnte es ja mal versuchen. Die Worte klangen seltsam in seinen Ohren, nachdem er seine Sprache schon so lange nicht mehr gesprochen hatte. »Wie heißt du, mein Freund?«
    Der große Mann schien überrascht zu sein, dass er auf Nordisch angesprochen wurde. »Graulock.« Er deutete auf seine Haare. »Die hatten immer schon diese Farbe.«
    »Was hat dich hierher verschlagen?«
    »War auf der Suche nach Arbeit.«
    »Was für Arbeit?«
    »Ganz egal. Was ich kriegen kann.«
    »Selbst wenn es blutige Arbeit ist?«
    »Was anderes kommt wahrscheinlich nicht in Frage. Bist du ein Nordmann?«
    »Joh.«
    »Du siehst aus wie ’n Südländer.«
    Espe runzelte die Stirn und zog die eleganten Manschetten des Hemds ein wenig zurück, dann schob er die Hände unter den Tisch. »Nun, ich bin aber keiner. Ich heiße Caul Espe.«
    Graulock blinzelte. »Espe?«
    »Joh.« Ein warmes Gefühl der Freude wallte in ihm auf, weil der Mann seinen Namen kannte. Schließlich hatte er seinen Stolz noch immer nicht verloren. »Du hast schon von mir gehört?«
    »Du warst in Uffrith mit dem Hundsmann?«
    »Das stimmt.«
    »Und auch mit dem Schwarzen Dow, was? Das soll eine ziemlich saubere Arbeit gewesen sein, nach dem, was ich gehört habe.«
    »Das war’s auch. Haben die Stadt eingenommen, ohne dass es mehr als ein paar Tote gab.«
    »Nicht mehr als ein paar Tote.« Der große Mann nickte langsam, und die Augen blieben fest auf Espes Gesicht gerichtet. »Das muss ja ziemlich glattgegangen sein.«
    »Ging es auch. Er war ein guter Häuptling, der Hundsmann, der immer sehr drauf achtete, dass die Leute am Leben blieben. Der Beste, dessen Befehlen ich je gefolgt bin, würde ich sagen.«
    »In Ordnung. Da der Hundsmann selbst ja nun nicht hier ist, wäre es mir eine Ehre, Schulter an Schulter mit einem Mann wie dir zu kämpfen.«
    »Bestens. Mir geht’s genauso. Ich freue mich, dich dabeizuhaben. Er macht mit«, sagte Espe dann auf Styrisch.
    »Bist du sicher?«, fragte Cosca. »Er hat so eine gewisse … Bitterkeit in den Augen, die mir ein wenig Sorgen macht.«
    »Du musst ein wenig über das Leben lernen«, brummte Espe. »Der bringt garantiert jede Menge Dreistigkeit mit.«
    Vitari prustete los, und Cosca griff sich an die Brust. »Ah! Von meiner eigenen Klinge durchbohrt! Nun, ich denke, du kannst deinen kleinen Freund haben. Was könnten wir nun also mit zwei Nordmännern anfangen?« Er hob den Zeigefinger. »Wir könnten eine Kampfszene nachspielen! Eine Aufführung dieses berühmten

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