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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seiner Stadt im letzten Herbst.« Monza hatte die Felder vor den Stadtmauern niedergebrannt und die Bauern vertrieben. »Und er verliert ziemlich schnell seine Bundesgenossen.« Monza hatte Herzog Cantains Kopf vor den Mauern von Borletta aufgespießt und verrotten lassen. »Man kann beinahe von hier schon sehen, wie er schwitzt, der alte Drecksack.«
    »Eine Schande«, meinte Cosca. »Ich habe ihn immer gemocht. Ihr solltet die Galerien in seinem Palast sehen. Die größte Kunstsammlung der ganzen Welt, wenn man ihm Glauben schenkt. Ist ein echter Kunstkenner. Außerdem war seine Tafel zumindest früher die beste von ganz Styrien.«
    »Sieht man ihm an«, bemerkte Monza.
    »Da fragt man sich, wie sie ihn in den Sattel bekommen haben.«
    »Mit einem Seilzug vermutlich«, erklärte Vitari knapp.
    Monza schnaubte. »Ansonsten kann man noch einen Graben ausheben und das Pferd unter ihm hindurchschieben.«
    »Wer ist der andere?«, fragte Espe.
    »Rogont, Großherzog von Ospria.«
    »Der sieht auch aus wie ein Herzog.« Das stimmte. Rogont war groß und breitschultrig, hatte schön geschnittene Gesichtszüge und dichte, dunkle Locken.
    »Sieht so aus, Ja.« Monza spuckte wieder aus. »Das ist aber auch schon so ziemlich alles.«
    »Der Neffe meiner einstigen Dienstherrin, der inzwischen dankenswerterweise verblichenen Herzogin Sefeline.« Cosca hatte seinen Hals endlich blutig gekratzt. »Sie nennen ihn den Fürsten der Vorsicht. Den hadernden Herzog. Den Großen Zauderer. Nach allem, was man hört, ein guter General, aber er lässt sich niemals auf ein Risiko ein.«
    »Ich wäre da weniger gnädig«, sagte Monza.
    »Nur wenige Menschen sind weniger gnädig als du.«
    »Er kämpft nicht gern.«
    »Kein guter General kämpft gern.«
    »Aber jeder gute General muss es hin und wieder. Während der Blutigen Jahre hat er stets Orso gegenübergestanden und sich doch allenfalls ein Scharmützel geleistet. Der Mann ist der Rückzugsmeister von Styrien.«
    »Das ist die größte Herausforderung, so ein Rückzug. Vielleicht hat er den richtigen Augenblick einfach noch nicht gefunden.«
    Espe stieß einen sehnsuchtsvollen Seufzer aus. »Wir warten doch alle auf den richtigen Augenblick.«
    »Jetzt hat er all seine Möglichkeiten verspielt«, sagte Monza. »Wenn Visserine fällt, ist der Weg nach Puranti offen, und dahinter liegt nur noch Ospria selbst – und Orsos Krone. Kein Zaudern mehr. Der Sand der Vorsicht ist längst aus dem oberen Stundenglas herausgeronnen.«
    Rogont und Salier ritten unter ihnen vorüber. Die beiden Männer, die zusammen mit dem ehrlichen und ehrbaren, inzwischen aber toten Herzog Cantain einst den Achterbund gegründet hatten, um Orsos unersättlichem Ehrgeiz Einhalt gebieten zu können. Oder, je nachdem, wen man fragte, um seine berechtigten Ansprüche niederzuschlagen und das, was an Besitztümern übrig blieb, unter sich selbst aufzuteilen. Cosca hatte ein entrücktes Lächeln auf den Lippen, als er sie vorüberreiten sah. »Wenn man lange genug lebt, wird man Zeuge, wie alles in Trümmer fällt. Wie Caprile auf der Höhe seiner Macht.«
    Vitari grinste Monza an. »Das war einer deiner Siege, oder?«
    »Musselia ergab sich Orso beschämenderweise, trotz seiner uneinnehmbaren Mauern.«
    Vitari grinste noch breiter. »Das warst doch auch du, oder?«
    »Borletta gefallen«, lamentierte Cosca, »und der kühne Herzog Cantain tot.«
    »Ja«, knurrte Monza, bevor Vitari den Mund öffnen konnte.
    »Der unbesiegbare Achterbund ist zu einer Gemeinschaft von fünfen geschrumpft und wird bald nur noch aus vieren bestehen, von denen drei dem ganzen Unterfangen durchaus gemischte Gefühle entgegenbringen.«
    Monza hörte Freundlich leise flüstern: »Acht … fünf … vier … drei …«
    Diese drei folgten jetzt, und als seien sie drei Enten, und in ihrem Kielwasser schwamm der schimmernde Hofstaat hinter ihnen her. Sie waren die Juniorpartner im Achterbund. Lirozio, Herzog von Puranti, der in seiner auffälligen Rüstung und mit seinem noch auffälligeren Schnurrbart zumindest höchst herausfordernd wirkte. Die junge Gräfin Cotarda von Affoia, eine junge Frau, deren blassgelbe Seidengewänder ihre teigige Hautfarbe unvorteilhaft betonten. Sie wurde begleitet von ihrem Onkel und ersten Ratgeber, der, wie manche sagten, auch ihr erster Liebhaber gewesen war. Patine, der Erste Bürger von Nicante, kam als Letzter. Er trug das Haar absichtlich wild zerzaust und war in Sackleinen gekleidet; um die Hüften hatte er

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