Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
Vom Netzwerk:
zwischen uns«, sagte Carina feierlich.
    Als sie aufstand, um ihre Hose endlich hochzuziehen, entfuhr Flora ein kleiner Schrei. »Was hast du denn da? Das sieht ja grauslig aus?«
    »Was denn? Wo?« Carina sah an sich hinab.
    Flora wies auf die Rückseite ihres linken Oberschenkels. »Der ist total blau. Wo hast du das denn her?«
    Carina versuchte über ihren Rücken hinweg, den blauen Fleck zu erkennen, der fast bis zu ihrer Pobacke hochlief.
    »Äh – keine Ahnung. Ich stoß mich manchmal an und merk es gar nicht richtig. Ich glaub, ich hab ziemlich schwaches Bindegewebe, da wird die Haut schnell blau.« Flora schüttelte fassungslos den Kopf.
    »Aber so schlimm? Das musst du doch gemerkt haben.« Carina sah sie nachdenklich an.
    »Ach, ich weiß. Ich bin heute früh rückwärts über den Hartschalenkoffer meiner Mutter gestolpert. Den hat sie im Flur stehen lassen, als sie aus der Klinik zurückkam. Ich hab das nicht gepeilt – und wusch… hat’s mich hingehauen.«
    »Wir müssen echt aufeinander aufpassen«, sagte Flora und ließ sich von Carina in die Halle ziehen.
    Das Auspowern beim Volleyball hatte beiden Mädchen gutgetan. Beim Circle-Training waren sie ins Schwitzen gekommen, spürten aber auch, wie die Lebensenergie zurückkehrte. Obwohl Flora lange nicht – und wenn, dann Beachvolleyball – gespielt hatte, kam sie mit ihren Mitspielerinnen ganz gut mit. Als sie nach eineinhalb Stunden das Netz abbauten, die Bälle einsammelten und im Geräteraum verstauten, entdeckten sie Yannik, der gerade das Gleiche tat. Carina packte Flora fest am Arm und zischte: »Jetzt weiß ich, woher ich die Schrift auf dem Zettel kenne – das ist ganz bestimmt Yanniks.« Flora sah sie entsetzt an. Der große goldblonde Junge hatte sie nun entdeckt und kam auf sie zu.
    »Hey, Flora«, strahlte er. »Spielst du jetzt doch Volleyball? Super! Machen wir bald ein Spielchen zusammen? Jungs gegen Mädels?«
    Als könne er kein Wässerchen trüben.
    »Vergiss es«, sagte Carina und zog Flora mit sich aus dem Geräteraum. Flora blieb stumm, konnte aber ihren Blick nicht von Yannik abwenden. Irgendwie fiel es ihr schwer, sich vorzustellen, dass er diese Gemeinheiten eingefädelt haben sollte. Seine schon stark ausgeprägte Männlichkeit zog sie einfach an, vor allem, wenn er dabei frech wie ein Junge grinste, sie musste es sich eingestehen.
    »Hast du für Flora jetzt auch schon das Sprechen übernommen?«, rief er hinter ihnen her, wandte sich dann aber ab.
    »Wir sollten jeden Kontakt mit ihm meiden«, flüsterte Carina, als sie mit den anderen Mädchen zurück in die Umkleidekabine gingen. »Dann liefern wir ihm kein Futter, das er gegen uns verwenden kann.«
    Doch die Idee, den Kontakt zu vermeiden, war nicht ganz einfach in die Tat umzusetzen. Nachdem sich Flora von Carina verabschiedet hatte, wollte sie gerade das Tor zu ihrem Haus aufsperren, als neben ihr quietschend ein Fahrrad zum Stehen kam.
    »Schick mich nicht gleich weg«, sagte Yannik und ihr Blick hielt sie fest. »Es tut mir leid – es tut mir echt leid, wenn ich mich dir so aufgedrängt habe. All die SMS und Anrufe und so. Aber, verdammt: Einer wie dir bin ich noch nie begegnet. Du, du… hast mich vom Stuhl gehauen, ich weiß auch nicht, wieso.« Gegen ihren Willen musste Flora lachen. Mit einem Mal konnte sie sich überhaupt nicht mehr vorstellen, dass Yannik ihr einen Beutel mit Hühnerleber unter die Schulbank gelegt hatte. Im Gegenlicht der Straßenlaterne sahen die Locken, die seinen Kopf umspielten, wie ein Heiligenschein aus. Ein Heiliger war er vielleicht nicht gerade – schließlich schien er bis über beide Ohren in Flora verliebt zu sein. Aber bestimmt, ganz bestimmt hatte sie ihm unrecht getan. Ihr wurde klar, dass er auf eine Antwort wartete. Was sollte sie sagen? Sie sah ihm fest in die Augen und spürte, wie sie ihren Hals streckte. Seinem Gesicht entgegen. »Elizeu«, blitzte es ganz kurz in ihrem Kopf, aber die Tausende von Kilometern, die zwischen ihnen lagen, wuchsen ins Unendliche und dann spürte sie nur noch Yanniks Lippen und sie saugte sich beinah fest daran, damit er sie nie wieder loslassen würde. Seine Finger krabbelten über ihren Po, über ihre Brüste, er schien nur noch aus Fingern und Händen und Lippen zu bestehen, und wenn sie nicht mitten auf dem Weg gestanden wären, eingepackt in die trübe Herbstkälte des Oktobers – wer weiß, wie weit sie gegangen wären.
    Aber dann fuhr ein schwarzer Wagen vor, ein ferngesteuertes

Weitere Kostenlose Bücher