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Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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schaltete sich nun Leticia ein und im Gegensatz zu sonst sah sie nicht so aus, als wolle sie Floras Partei ergreifen. Tränen der Wut sammelten sich in den Augen ihrer Mutter.
    »Das ist gestern alles… irgendwie…«, stammelte Flora. »…irgendwie außer Kontrolle geraten. Plötzlich waren immer mehr Menschen da, ich hab keine Ahnung. Ich will weg hier, es ist schrecklich hier, ich will nach Hause, bitte, lasst mich zurück nach Rio, bitte!« Ihre letzten Worte gingen in Tränen unter und ihre Eltern blickten sie fast schon mitleidig an. Theo räusperte sich.
    »Du kannst nicht immer glauben, dass alles glattläuft im Leben«, dozierte er. »Erwachsen sein heißt auch Verantwortung übernehmen. Ich möchte…«
    »Igitt«, schrie Lucas dazwischen. »Habt ihr das Klo gesehen? Bah, total vollgekotzt. Widerwärtig!«
    »Flora wird es sauber machen«, erklärte Theo ruhig. »Und für die entstandenen Schäden wirst du schon dein Taschengeld ausgeben müssen. Oder dein Erspartes. Immer nur die verwöhnte Prinzessin spielen…«
    »Wer hat mich denn zur Prinzessin gemacht?«, schrie Flora außer sich. »Wärst du mal öfter da gewesen, hättest du mich vielleicht nicht mit so viel Luxus-Scheiß bezahlen müssen.«
    »Ist gut, Flora, das reicht jetzt, bitte«, unterbrach Leticia sie. »Dein Vater arbeitet hart, um uns ein gutes Leben zu ermöglichen.«
    »Das höre ich, seit ich denken kann«, giftete Flora. »Ihr versteht mich einfach nicht!«
    Und dann rannte sie die Treppen hoch in ihr Zimmer und warf sich auf die besudelte Bettwäsche, zog die Decke über den Kopf und hatte das Gefühl, sie würde lieber ersticken, als sich noch irgendwelchen Diskussionen zu stellen. Die Wut raste in ihrem Körper, fand kein Ventil. Keiner konnte nachvollziehen, wie es ihr ging! Nicht einmal ihre Mutter! Die musste doch Rio genauso vermissen wie sie! Aber Leticia hatte ja ihre Arbeit, ihre Kunst, in die sie sich vergrub, in der sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringen konnte. Und Leticia hatte das Talent, Neues in sich aufzusaugen, Altes abzulegen wie ein gebrauchtes, zu klein gewordenes Kleid und sich ganz auf ihre neue Umgebung einzulassen.
    Wie gern hätte sie ihrer Mutter eine ihrer Skulpturen an den Kopf geworfen! Und ihrem Vater gleich eine hinterher. Stattdessen wühlte sie nach ihrem Handy und wählte Ana-Sophias Nummer. Dann Elizeus. Nirgends ging jemand dran. Kein Wunder, in Rio war es früher Morgen, alle schliefen. Alle hatten vermutlich eine tolle Nacht im »Baronetti« hinter sich. Vielleicht hatten sie auf Flora angestoßen – oder sie hatten sie schon vergessen.
    Ich muss zurück, dachte Flora. Ich fahre zum Flughafen und fliege zurück. Sollen sie doch machen, was sie wollen. Ich bin volljährig, die können mich alle mal.
    Sie überschlug, wie viel Geld wohl auf ihrem Sparkonto war, und überlegte, dass es für einen Last-Minute-Flug und die ersten Wochen in Rio reichen müsste. Sie könnte vielleicht bei Carolin oder Ana-Sophia unterkommen, deren Eltern hatten große Häuser. Sie könnte sich einen Job in einem Klub oder einer Boutique suchen und alles würde wieder werden wie früher.
    Als ihr Handy klingelte, zuckte sie erschrocken zusammen.
    Carina. Mit der wollte sie gerade überhaupt nicht reden. Trotzdem ging sie dran.
    »Hi«, sagte sie und es sollte streng klingen. »Gibt’s dich noch?«
    »Oh, Mann«, antwortete Carina. Ihre Stimme klang unterwürfig. »Bist du sauer?«
    »Hm«, machte Flora nur.
    »Tut mir leid, ich war total besoffen. Weißt du, der Stress mit meiner Mutter und so, das macht mir echt zu schaffen. Ich kann das nur nicht immer so raus posaunen.«
    Flora spürte, wie all der Ärger in ihr zusammenschmolz wie ein Klümpchen Butter in einer heißen Pfanne. Wie konnte sie nur so egoistisch sein! Immer musste sich alles um sie drehen. Carina hatte ihr so lieb geholfen und dann – dann wollte sie ein einziges Mal Spaß haben und Flora reagierte sauer. Sie hätte sich in den Hintern treten können.
    »Ihr hättet euch ja nicht gerade mein Bett aussuchen müssen«, knurrte sie noch ein wenig.
    »Sorry, echt. Aber… irgendwie… weißt du, klingt vielleicht verrückt, aber ich hatte das Gefühl, dein Bett würde mich beschützen. Beim ersten Mal. Damit mir niemand wehtut. Wenigstens der Ort war vertraut.«
    Flora schluckte. Oh Gott, Carina hatte das erste Mal mit einem Jungen geschlafen und Flora kam mit ihren spießigen Vorwürfen.
    »Ist schon okay. Wenigstens habt ihr das Kondom

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