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Rachekuss

Rachekuss

Titel: Rachekuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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Sparkassenfiliale in der Nürnberger Straße füllte ihren Geldbeutel mit den Ersparnissen ihres Sparkontos – immerhin knapp über 2000 Euro. Sie hatte sich gefreut, dass sie – volljährig wie sie jetzt war – einfach so all ihr Geld abheben konnte. »Gibt’s ein eigenes Auto?«, hatte der Kassierer freundlich gefragt und sie hatte fröhlich genickt. Ein ganzes Flugzeug, hätte sie beinahe geantwortet.
    Mit einem der vielen Pendlerzüge konnte sie vom Bahnhof direkt nach Nürnberg fahren. Um Viertel nach neun durchschritt sie bereits die Eingangshalle des Flughafens, straffte sich, um wirklich erwachsen auszusehen, und ging auf den Infoschalter zu. Die ersten beiden Flüge nach Rio, die bereits gegen halb sieben Nürnberg verlassen hatten, hatte sie natürlich verpasst. Der nächste würde via Paris erst um 16.05 Uhr starten, aber Flora war sich sicher, dass sie bis dahin niemand vermissen würde, und außerdem – es gab tatsächlich noch einen Platz. Der kostete zwar gut 1000 Euro – aber was waren schon 1000 Euro dafür, endlich nach Hause zurückkehren zu dürfen? Flora spürte eine Welle des Glücks in sich aufsteigen, als sie die Geldscheine auf den Tresen zählte. Sie hätte am liebsten getanzt. Sie konnte ihre Reisetasche bereits beim Check-in-Schalter der Air France abgeben und fühlte sich gleich noch leichter. Im Reiseshop kaufte sie sich einen dicken Schmöker, suchte sich einen ruhigen Platz in der Cockpit Bar im oberen Geschoss der Wartehalle, trank einen Milchkaffee nach dem anderen und versuchte, sich nur auf ihren Thriller zu konzentrieren. Ein paar Mal ging ihr Handy, aber Flora reagierte nicht darauf.
    Sie hatte schon beinahe die Hälfte des Buches durch und die Uhr schlich langsam auf halb zwei zu. Sie beschloss, den Sicherheitscheck zu passieren und sich auf der anderen Seite ein Sandwich zu besorgen. Es war nicht allzu viel los um diese Uhrzeit und sie passierte den Check schnell.
    Als sie zufällig auf ihr Handy-Display sah und erkannte, dass sowohl Carina als auch Yannik mehrmals versucht hatten, sie zu erreichen, spürte sie kleine Wolken voller Wehmut ihren blauen Himmel verdüstern. Sollte sie sich nicht wenigstens von Carina verabschieden? Sie war sich sicher, dass die Freundin sie nicht verraten würde.
    »Hey, wo bist du?«, rief Carina erfreut.
    »Versprichst du mir, dass du es für dich behältst? Wenigstens bis morgen?«
    »Okay«, sagte sie gedehnt. »Klingt ja spannend. Also, wo?«
    »Am Flughafen.« Flora musste kichern. »Und ich fliege um 16.05 Uhr ab – nach Rio. Morgen früh sehe ich die Sonne über dem Meer aufgehen!«
    »Boah, und du nimmst mich nicht mit?« Es klang nicht wirklich ernst.
    »Na, du kannst ja nachkommen.«
    Carina blieb stumm.
    »Bist du böse?«, fragte Flora.
    »Nein. Ich verstehe dich gut. Würde ich auch machen an deiner Stelle. Aber pass auf dich auf, ja? Und melde dich!! Versprochen?«
    »Versprochen«, sagte Flora leise und legte auf. Wieso traten ihr jetzt Tränen in die Augen? Hatte sie gedacht, Carina würde sie anbrüllen, sie anflehen, doch ja zurückzukommen? Vielleicht. Ja, sie hatte damit gerechnet. Stattdessen – sie ließ Flora einfach so gehen. Sie nagte an dem trockenen Sandwich herum, das besser ausgesehen hatte, als es schmeckte. Noch immer musste sie eineinhalb Stunden warten, bis sie das Flugzeug betreten durfte. Ihr kam es vor, als gehe die Zeit überhaupt nicht vorbei. Kurz nachdem sie mit Carina telefoniert hatte, kam eine SMS. Von Yannik. »Bist du verrückt?«, schrieb er. »Bleib da! Ich komme dich holen! Ich liebe dich!«
    Ach du Scheiße, dachte sie. Hatte Carina ihm doch alles erzählt? Wie konnte sie nur! Aber vielleicht hatte er auch nur das Telefonat mitbekommen? War zufällig danebengestanden… Flora hielt es nicht mehr auf ihrem Sitz. Unruhig lief sie auf und ab. Sollte sie sich im Klo verstecken? Andererseits – Yannik würde sowieso nicht durch den Sicherheitscheck kommen. Sie war schon so gut wie weg. Keiner würde sie aufhalten.
    Trotzdem wurde sie immer nervöser. Endlich wurde das Gate angezeigt, von dem ihr Flugzeug starten sollte. Sie sprang auf. Sie zwang sich, ein halbwegs normales Tempo einzuhalten; am liebsten wäre sie gerannt. Am Gate war es überraschend voll. Sie ergatterte einen der letzten Sitzplätze im Wartebereich und versuchte weiterzulesen. Kein Wort blieb hängen. Endlich wurde zum Einsteigen aufgerufen. Flora stellte sich in die Schlange und versuchte, erwachsen zu schauen. Es war 20 nach

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