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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Moment, dann riss sie sie ihm aus der Hand, wie ein Kind, das Angst hatte, man würde ihm etwas wegnehmen. »Alles ... für ... mmmich?«, stammelte sie. Mehr kam ihr nicht über die Lippen. Ich hatte sie schon öfter aufgrund einer Enttäuschung halb dem Wahnsinn verfallen gesehen, aber noch nie so wie diesmal.
    Luke nickte.
    »Alles für Brigit«, sagte sie mit belegter Stimme, den Arm schützend um die Packung gelegt.
    Wir beobachteten sie voller Sorge.
    »Gut«, sagte sie undeutlich, »alles für die arme Brigit.«
    Schweigend sahen wir zu, wie sie zu gehen versuchte.
    »Löffel«, murmelte sie und stolperte zur Küche. »Essen. Dann wird es besser.«
    Dann blieb sie stehen. »Nein, macht nichts. Einfach essen, ohne Löffel.«
    Wir verfolgten jede ihrer Bewegungen, als sie in ihr Zimmer ging. Sie schlug die Tür hinter sich zu. Erst dann drehte sich Luke zu mir um. »Rachel«, sagte er in einem Ton, der ganz anders war als der, mit dem er Brigit beruhigt hatte.
    Es schwang eine Bedeutung darin, dass mein Magen sich anfühlte, als hätte ich das Eis, das er gebracht hatte, schon gegessen. Aber ich konnte mich dieser Empfindung nicht hingeben, weil neben mir Daryl unruhig schniefte.
    »Oh, hallo, Luke«, sagte ich beklommen. »Wir haben dich gar nicht erwartet.«
    Kaum waren die Worte gesagt, da bereute ich sie, weil sie unfreundlich klangen. Also fügte ich rasch hinzu: »Aber es ist schön, dich zu sehen.« Dann wünschte ich mir, ich hätte das nicht gesagt, weil es überheblich und falsch klang.
    Meine Haut prickelte. Oh, warum war Luke gekommen, während Daryl hier war? Und warum musste Daryl da sein, als Luke kam?
    Ich hatte Angst, dass Daryl schlecht von mir denken würde, weil ich jemanden kannte, der ein T-Shirt mit einem Herr-der-Ringe -Motiv trug.
    Aber mir war offensichtlich auch unbehaglich – und das überraschte mich –, weil Luke Daryl für einen oberflächlichen Discohasen hielt.
    Ich mag Luke, stellte ich fest und war kein bisschen glücklich darüber.
    Luke richtete seinen Blick auf Daryl, und sein Gesicht nahm einen anderen Ausdruck an.
    »Darren«, sagte er und nickte grimmig.
    »Daryl«, verbesserte Daryl ihn.
    »Ich weiß«, sagte Luke.
    »Möchte jemand was trinken«, fragte ich mit schriller Stimme, bevor eine Schlägerei ausbrechen konnte.
    Luke kam mir in die Küche nach.
    »Rachel«, sagte er mit weicher Stimme, und sein großer Körper, der so sexy war, berührte mich fast, »erinnerst du dich nicht?«
    »Woran?« Ich konnte seine Haut riechen und wollte ihn beißen.
    »Du hast mich gebeten, heute Abend vorbeizukommen.«
    »Wirklich? Wann?«
    »Heute Morgen, als ich ging.«
    Angst legte sich wie eine kalte Hand um mein Herz. Ich konnte mich nicht daran erinnern. Das war nicht das erste Mal, dass mir dies passierte.
    »Oje«, kicherte ich nervös, »das muss ich im Schlaf gesagt haben.« Aber ich war wach genug gewesen, um ihn zu bitten, mich krankzumelden.
    »Tu einfach so, als wärst du mein Bruder«, hatte ich am Morgen zu ihm gesagt.
    »Wenn das so ist«, sagte Luke mit eisiger Miene und stellte die Eispackung ab, »möchte ich nicht weiter stören.«
    Ich war mir dumpf bewusst, wie schlecht ich die Sache gedeichselt hatte und dass es allein meine Schuld war. Ich sah ihm nach.
    Ich wollte ihn aufhalten, aber mein ganzer Körper außer meinem Gehirn war gelähmt, als wäre ich gerade aus einer Vollnarkose erwacht.
    Komm zurück, rief es in meinem Kopf, aber meine Stimme gehorchte mir nicht.
    Geh ihm nach und halt ihn fest, befahl mein Verstand, aber meine Arme und Beine hatten einen Funktionsausfall.
    Als die Tür hinter ihm zufiel, hörte ich Daryl schniefen und sagen: »He, der Typ ist richtig feindselig.«
    Matt wandte ich mich Daryl zu und beschloss zu retten, was noch zu retten war.

36
    H immel, es ist gleich neun!«, verkündete Chris, und alle stürmten aus dem Speisesaal, um rechtzeitig zu den Gruppensitzungen am Montagmorgen zu kommen. Die Gruppe von Sauerkraut, angeführt von Chris, machte sich zur Bibliothek auf, Barry Grants Gruppe war auf dem Weg zur Stillen Einkehr, und Josephines in die Abtklause.
    Auf dem Flur herrschte großes Gedränge, und im Raum angekommen, rangelten wir gutmütig miteinander um die besten Stühle. Chaquie und ich stritten uns um ein und denselben Stuhl. Sie schubste mich vom Sitz, sodass ich hinfiel, und ließ sich auf den Stuhl plumpsen. Wir kreischten vor Lachen. Mike ergatterte den anderen guten Stuhl. Dann setzte Misty sich auf seine

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