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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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verwöhnen lassen, von Kopf bis Fuß. Aromatherapie, Schlammpackung, ein Saunagang, eine Pediküre oder Maniküre und ein Stück Kuchen, und das alles für fünfzig Pfund. Man spart fünfzehn Pfund, wenn man die Maniküre macht, und achtzehn bei der Pediküre.«
    Josephine öffnete den Mund, um zu sprechen, aber sie kam gar nicht zum Zuge.
    »Wir bieten auch unseren männlichen Kunden einiges.« Dermot fuhr mit seinem Verkaufsgewäsch fort. »Es hat sich herausgestellt, dass irische Männer Wert auf ein gepflegtes Äußeres legen, und während es früher als weibisch galt, wenn ein Mann auf sein Aussehen achtete, ist es heute an der Tagesordnung. Ich selbst ...«, er legte seine kleine, fette Hand an die Wange mit den geplatzten Äderchen, »... benutze Hautcremes und empfinde das als wohltuend.«
    Clarence, Mike, Vincent und Neil starrten Dermot mit versteinerten Mienen an. John Joe jedoch hörte interessiert zu.
    »Dermot«, sagte Josephine mit einiger Schärfe, »wir sind hier, um über Chaquies Trinkgewohnheiten zu sprechen.«
    »So ist er immer«, sagte Chaquie hasserfüllt. »Es ist so peinlich. Einmal – wir waren in der Messe – sollte er der Frau neben sich ein Zeichen des Friedens geben, und er sah auf ihre Nägel und sagte, dass ihr eine Maniküre guttun würde. Das war in der Kirche, ich bitte Sie!«
    »Das Geschäft muss florieren«, sagte Dermot heftig. »Wenn wir uns auf dich verlassen würden, wären wir schon lange bankrott.«
    »Warum?«, fragte Josephine und lenkte das Gespräch wieder auf Chaquies Problem.
    »Ich konnte sie nicht länger im Salon arbeiten lassen, weil sie immer blau war und die Klienten sich verunsichert fühlten. Und sie hat laufend Mist gebaut und die Kunden direkt nach einer Wachsenthaarung für das Solarium eingetragen, wo doch jeder weiß, dass das Unfug ist und man sich damit einen Prozess einhandelt, und wenn der Ruf erst mal einen Knacks weg hat, dann ist man schnell am Ende ...«
    »Stimmt das?«, unterbrach Josephine ihn. »Waren Sie bei der Arbeit betrunken, Chaquie?«
    »Natürlich nicht.« Sie verschränkte die Arme und drückte das Kinn, zu einem Doppelkinn gefaltet, zum Ausdruck ihrer Entrüstung auf die Brust.
    »Fragen Sie doch die Mädchen, die dort arbeiten«, warf Dermot wütend ein.
    »›Fragen Sie doch die Mädchen, die dort arbeiten«‹, äffte Chaquie ihn nach. »Oder vielleicht ein spezielles Mädchen?«
    Man spürte geradezu, wie das Interesse aller stieg.
    »Ich weiß genau, was du vorhast, Dermot Hopkins«, fuhr Chaquie fort. »Mich stempelst du zur Alkoholikerin, dann leugnest du, dass ich mitgearbeitet habe, und deine Geliebte bestätigt das alles, und ich stehe mit leeren Händen da.«
    Sie drehte sich zu den anderen um. »Wir waren noch kein Jahr verheiratet, da hatte er schon seine erste Affäre. Er hat die Mädchen im Salon nicht nach ihren Fähigkeiten ausgesucht, sondern nach ...«
    Dermot versuchte, sie niederzubrüllen, aber sie war lauter als er. »... SONDERN NACH IHREM BRUSTUMFANG. Und wenn sie nicht mit ihm schlafen wollten, hat er sie entlassen.«
    »Du verlogene Schlange!« Dermot brüllte das, während sie sprach.
    »Und jetzt glaubt er, er ist in eine von ihnen verliebt. In die kleine neunzehnjährige Sharon, die ihre Chance wittert.« Chaquies Gesicht war gerötet, ihre Augen funkelten vor Wut und Schmerz. Sie holte tief Luft und schrie: »Und denk ja nicht, dass sie in dich verliebt ist, Dermot Hopkins. Sie will sich nur in das gemachte Nest setzen. Und dann wird sie dich zum Gespött der ganzen Stadt machen!«
    Chaquies verfeinerter Akzent war verschwunden, stattdessen sprach sie mit einem groben Dubliner Zungenschlag.
    »Und was ist mit deinen Techtelmechteln?« Dermots Stimme überschlug sich fast vor Zorn.
    »Was für Techtelmechtel?«, kreischte Chaquie zurück.
    Josephine versuchte, die beiden zu beruhigen, aber das war aussichtslos.
    »Ich weiß von dir und dem Kerl, der den Teppich ausgelegt hat.«
    Danach wurde das Ganze etwas unübersichtlich, weil Chaquie aufsprang und Dermot schlagen wollte, aber uns anderen wurde klar, dass der Mann nicht nur gekommen war, um den neuen Teppich zu verlegen. Chaquie wehrte sich heftig gegen diese Version der Ereignisse, und es war unmöglich zu erkennen, wer die Wahrheit sagte.
    So endete die Sitzung in einem Tohuwabohu.
    Und die Erste, die zu Chaquie eilte, ihr den Arm um die Schulter legte und sie zu einer Tasse Tee in den Speisesaal führte, war ich.

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    I n den nächsten beiden

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