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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Eamonn und Angela – sprangen vom Mittagessen auf und riefen: »Da ist sie ja wieder!« und: »Gut gemacht, Rachel. Wir haben dich vermisst.«
    Zu Ehren meines arg mitgenommenen Mundes erließ Clarence mir meine Pflichten im Topfwaschteam, was mich an den wunderbaren Tag erinnerte, als wir von der Schule nach Hause geschickt wurden, weil es einen Wasserrohrbruch gegeben hatte. Aber mit dem Töpfewaschen verschont zu werden, war nichts, verglichen mit dem guten Gefühl, als Chris mich in die Arme nahm.
    »Willkommen zu Hause«, krächzte er. »Wir dachten schon, du hättest den Löffel abgegeben.«
    Ein warmes Glücksgefühl prickelte in meinem Magen. Offenbar hatte er mir verziehen, dass ich gestern die Augen verdreht hatte, als er mir seinen Rat gab.
    Ich wurde mit Fragen überschüttet.
    »Wie sieht die Welt da draußen aus?«, wollte Stalin wissen.
    »Ist Richard Nixon noch Präsident?«, fragte Chris.
    »Richard Nixon ist Präsident?«, sagte Mike darauf. »Dieser junge Schnösel? Als ich hier neu war, war er noch Senator!«
    »Wovon redet ihr denn?« Chaquie verzog empört das Gesicht. »Dieser Nixon ist doch schon lange weg. Der ist doch schon vor Jahren...«
    Sie brach ab. Barry, das Kind, gab ihr ein Zeichen.
    »Das ist ein Witz«, sagte er. »Du weißt schon, ein Witz! Haha. Guck mal im Wörterbuch nach, du lahme Tante.«
    »Oh«, sagte Chaquie verwirrt. »Nixon. Wie dumm von mir. Ich kann gar nicht klar denken, wo doch Dermot heute Nachmittag kommt...«
    Alle sahen besorgt, dass sie den Tränen nahe war.
    »Reg dich nicht auf«, sagte Barry und machte einen Rückzieher. »Eigentlich bist du gar keine lahme Tante.«
    Alle im Raum hielten einen Moment den Atem an, bis Chaquies Miene sich wieder aufhellte.
    Als die Gefahr eines Ausbruchs gebannt war, erheiterte ich die Anwesenden mit einer Schilderung meinen blutigen Erfahrungen.
    »Wurzelfüllung?«, höhnte ich. »Kleinigkeit.«
    »Aber tat es denn nicht WEH?«, wollte Don wissen.
    »Das steck ich so weg«, prahlte ich und verschwieg, dass ich vor Schmerzen heiße Tränen geweint hatte.
    »Hattest du denn keine Angst?«, fragte John Joe.
    »Was hätte das genützt?«, sagte ich knapp. »Es musste gemacht werden, Schluss, aus.«
    Mir wurde klar, dass das sogar fast zutraf.
    »Was hat es denn gekostet?« Eddie stellte die Frage, die für ihn am wichtigsten war.
    »Oje, das weiß ich doch nicht«, sagte ich. »Nicht viel, glaube ich.«
    Eddie lachte finster. »Du bist wohl von gestern, was? Zahnärzte und Ärzte sagen dir nicht mal guten Tag, ohne horrende Summen zu verlangen.«
    »Eddie«, sagte ich und beschloss, ein Risiko einzugehen, »weißt du was? Wenn es um Geld geht, bist du ein bisschen neurotisch.«

40
    U nd weiter ging’s zur Gruppensitzung. Wir eilten den Korridor entlang, und Eddie rief mir nach: »Bloß, weil ich den Wert des Geldes erkenne ... ?«
    Dermot und sein Toupet waren schon da. Jetzt, da ich wusste, dass er ein Toupet trug, konnte ich meine Augen kaum abwenden. Es war so offensichtlich. Und so groß, dass es einen Stuhl für sich allein verdient hätte.
    Dermot hatte sich fein gemacht, weil ihm die Ehre zuteil wurde, als Chaquies WBB aufzutreten. Er trug einen Zweireiher, der seinen großen Bauch kaschieren sollte, was ihm aber nicht gelang. Von der Seite gesehen sah Dermot aus wie ein riesiges D.
    Chaquie war parfümiert und tadellos zurechtgemacht, noch perfekter als sonst. Ich sah dem, was Dermot sagen würde, mit Neugier und Skepsis entgegen. Ich glaubte Chaquie, wenn sie sagte, dass sie hin und wieder mit ihren Freundinnen einen Bacardi Cola trank. Chaquie war nicht Neil, und ich war überzeugt, dass sie mich nicht wie er über das Ausmaß ihres Alkoholkonsums angelogen hatte.
    Im Gegenteil, ich vermutete, dass Chaquie, so sehr sie einen auch mit ihren unverhohlenen rechten Ansichten auf die Palme bringen konnte, ein ziemlich untadeliges Leben geführt hatte.
    Ich stellte überrascht fest, dass sich meine Einstellung ihr gegenüber gewandelt hatte. Ich empfand ein seltsame widerstrebende Zuneigung zu ihr.
    Josephine trat ein, und wir setzten uns ordentlich hin und wurden ruhig.
    Sie dankte Dermot, dass er gekommen war, und sagte: »Vielleicht können Sie uns etwas über Chaquies Trinkgewohnheiten erzählen.«
    Ich fuhr mit der Zunge über meinen wiederhergestellten Zahn. Ich konnte es nicht bleiben lassen und war unglaublich stolz auf mich und meine Wurzelfüllung.
    »Sie hat immer schon gern getrunken«, sagte Dermot, der

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