Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
Schauspielerinnen kennt.«
    Das Telefon klingelte wieder, und Brigit hechtete hin.
    »Hallo«, sagte sie gespannt. »Ach, du bist es. Was willst du? Sag mir, was du ihr sagen willst, und ich sage es ihr.«
    Sie drehte sich zu mir um. »Luke ist dran«, sagte sie. »Er sagt, er kann ohne dich nicht leben, und ob er vorbeikommen kann.«

51
    M ittagessen in Cloisters. Meine Eltern sollten in ungefähr einer halben Stunde als meine WBB erscheinen. Im Speisesaal war es sehr laut, was mich aber nicht von meiner Angst und meinen Magenschmerzen ablenken konnte.
    Wir hatten einen neuen Insassen. Einen Mann. Es war einer von der pummeligen Sorte mit braunem Pullover. Also kaum ein richtiger Mann. Das war aber auch nicht wichtig, denn ich war ja bereits Chris versprochen. Auch wenn Chris noch nichts davon wusste.
    Der neue braune Pullover hieß Digger, und das Erste, was er zu mir sagte, war: »Bist du berühmt?«
    »Nein«, versicherte ich ihm.
    »Das habe ich mir schon gedacht«, sagte er. »Aber ich wollte mich nur vergewissern.« Dann fügte er in finsterem Ton hinzu: »Ich gebe ihnen zwei Tage, wenn sie bis dahin keine Berühmtheit vorweisen können, lasse ich mir mein Geld erstatten.«
    Ich erinnerte mich an meinen ersten Tag. Damals hatte ich gedacht, es gäbe einen Flügel, in dem die Popstars wohnten, und statt ihn zum Oberidioten abzustempeln, lächelte ich ihm freundlich zu.
    »Sie ist berühmt.« Ich zeigte auf Misty. Aber Digger war von einer, die ein Buch geschrieben hatte, nicht beeindruckt.
    Er dachte mehr an berühmte Sportler. Am liebsten wäre ihm ein Fußballer aus der ersten Liga.
    Dons Aufenthalt ging zu Ende. Wir überreichten ihm eine Karte und verabschiedeten uns von ihm.
    Frederick, der am nächsten Tag entlassen werden würde, gab ihm die Karte und hielt eine kurze Rede.
    »Du hast uns alle auf die Palme gebracht mit deinem Rumgemäkel und Genörgel ...«
    Großes Gelächter allerseits.
    »... aber ich mochte dich trotzdem sehr gern. Und wir alle wünschen dir alles, alles Gute da draußen. Und denk dran, bleib an deinen Gefühlen dran.«
    Wieder Gelächter. Gefolgt von der Aufforderung, dass Don eine Rede zu halten habe.
    Er stand auf, klein und dicklich, wurde rot und lächelte und strich sich den Pullunder über dem Bauch glatt. Dann atmete er tief durch und fing an: »Als ich hierherkam, dachte ich, dass alle hier verrückt seien, ich wollte doch nicht mit einer Horde Alkoholiker zusammen sein. Ich dachte ja nicht, dass ich ein Problem hätte.«
    Ich war überrascht, wie viele der Zuhörer zustimmend lächelten und nickten, als er das sagte.
    »Ich habe meine arme Mutter gehasst, weil sie mich hier eingeliefert hat. Aber ich habe gelernt, wie egoistisch ich war und wie ich mein Leben vergeudet habe. Ich wünsche euch also viel Glück. Gebt nicht auf, es wird besser. Und ich sage euch eins: Ich rühre keinen Alkohol mehr an. Und wollt ihr wissen, warum? Weil ich nicht noch einmal hier landen möchte, bei euch Ärschen!«
    »Bestell mir schon mal ein Bier bei Flynns!«, brüllte Mike. Alle lachten, auch ich. Dann gab es viele Tränen und Umarmungen.
    Manche galten sogar Don.
    Und dann war es plötzlich Zeit für die Gruppensitzung. Ungern ließen wir ihn im leeren Speisesaal zurück, wo er auf das Auto wartete. Er sah uns sehnsüchtig nach. Und wir gingen davon. Die Trennung war vollzogen.

    Ich werde mich heute nicht unterkriegen lassen, schwor ich mir trotzig, als wir den Flur entlanggingen. Keine vier Tage mehr, und ich komme hier raus.
    Mum und Dad saßen schon in der Abtklause. Sie sahen aus, als gingen sie zu einer Hochzeit. Es war ja schließlich nicht jeden Tag, dass sie in einer Klinik das Leben eines ihrer Kinder sezieren sollten.
    Ich nickte ihnen befangen zu und stellte sie mit undeutlicher Stimme Mike, John Joe und den anderen vor.
    Mum lächelte mir unsicher und mit Tränen in den Augen zu, und ich war entsetzt, als mir auch die Tränen in die Augen stiegen.
    Dann kam Josephine herein.
    »Danke, dass Sie gekommen sind«, begann sie. »Wir hoffen, dass Sie uns etwas über Rachel und ihren Drogenkonsum erzählen können.«
    Ich merkte, wie ich schrumpfte und zurücksank und mich mitsamt dem Stuhl unsichtbar machen wollte. Ich fand es immer schon unerträglich, wenn andere Leute sagten, was sie von mir dachten. Mein ganzes Leben war ein Versuch, andere Menschen dazu zu bringen, mich zu mögen, und es fiel mir schwer, mir anzuhören, wo ich versagt hatte.
    Mum eröffnete die Sitzung,

Weitere Kostenlose Bücher