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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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große Gereiztheit gelegt zu haben, was auch dringend nötig war, denn in einem winzigen Zimmer wie unserem wäre gar kein Platz für zwei Übergeschnappte.
    Ich war auf Luke viel wütender als auf Brigit. Aber ich war auch verwirrt. Während unserer Zeit in New York war Luke zärtlich und voller Zuneigung gewesen. Ich konnte mich mit der Veränderung nicht abfinden. Der Gegensatz war einfach zu groß.
    Bittersüß und qualvoll war meine Erinnerung an Luke, der sich vor Liebe und Fürsorglichkeit fast überschlug, als ich im letzten November die Grippe hatte. Immer wieder holte ich die Erinnerung hervor, packte sie aus, als sei sie ein kostbares Erbstück, und schmiegte sie an mich.
    Brigit war eine Woche verreist gewesen. Sie machte in New Jersey einen Kurs, bei dem sie lernte, andere Menschen noch erfolgreicher herumzukommandieren. Oder wie man anderen Arschtritte versetzte. Natürlich zog Luke in dem Moment, da sie das Haus verließ, mit einem Waschlappen und genügend Unterhosen für eine Woche bei mir ein. Wozu eine sturmfreie Bude, wenn man sie nicht ausnützte und Sex in jedem Zimmer hatte ohne Angst, gestört zu werden?
    Es war großartig. Fast als wären wir verheiratet, nur dass ich noch Platz zum Atmen hatte. Jeden Abend eilten wir nach Hause, kochten uns etwas zum Abendessen, badeten lange und ausgiebig zusammen und liebten uns auf dem Küchenboden, dem Badezimmerboden, dem Wohnzimmerboden, dem Boden im Flur und dem Schlafzimmerboden. Wir gingen am Morgen zur gleichen Zeit aus dem Haus und nahmen dieselbe Subway. Jeden Morgen hielt er meine Subwaymarke bereit. Wenn er in Midtown ausstieg, küsste er mich vor allen Passagieren im A-Train und sagte: »Bis heute Abend, ich bin dran mit Kochen.« Häusliche Glückseligkeit!
    Am Mittwoch war mir den ganzen Tag über nicht wohl. Aber ich war daran gewöhnt, dass es mir bei der Arbeit eher schlecht ging, also achtete ich nicht darauf. Erst auf dem Weg zur Subway wurde mir richtig komisch: heiß und kalt, schwindlig und flau.
    Ich schleppte mich die Treppe zu unserer Wohnung hinauf, fast versagten mir die Beine den Dienst. Als ich oben ankam, riss Luke die Tür weit auf und sagte mit einem breiten Grinsen: »Hi, Süße, schön, dass du da bist.« Er ließ mich rein und sagte: »Die Bestellung von McDonald’s ist auf dem Weg. Ich wusste nicht, ob du lieber Erdbeer oder Schokolade haben wolltest, also habe ich beides bestellt. Jetzt wollen wir dir aber mal diese nassen Sachen ausziehen.«
    Das sagte er oft, obwohl meine Kleider natürlich nicht nass waren.
    »Komm schon«, schalt er mich und knöpfte mir den Diana-Rigg-Regenmantel auf, »du bist doch ganz durchgeweicht!«
    »Nicht, Luke«, protestierte ich schwach. Ich hatte das Gefühl, ohnmächtig zu werden.
    »Keine Widerrede, junges Fräulein«, sagte er streng, zog den Reißverschluss an meiner Jacke schwungvoll auf und streifte sie mir von den Schultern.
    »Luke, mir ist nicht ...«, sagte ich wieder.
    »Willst du dir den Tod holen?«, sagte er und schnalzte mit der Zunge. »Rachel Walsh, du kriegst noch eine Lungenentzündung.« Inzwischen war er bei meinem BH angekommen.
    »Pitschnass!«, sagte er und löste die Häkchen.
    Normalerweise war ich bis dahin schon in einem Zustand heftiger Erregung und fing sogar an, ihm die Kleider auszuziehen. Aber nicht an jenem Tag.
    »Jetzt den Rock«, sagte er und suchte den Knopf am Rockbund. »Mein Gott, du bist ja bis auf die Haut nass, das war ja ein richtiger Platzregen ...«
    Er musste bemerkt haben, dass ich nicht mit der üblichen Begeisterung bei der Sache war, denn er hielt plötzlich inne. »Alles in Ordnung, Babe?«, fragte er plötzlich besorgt.
    »Luke«, sagte ich schwach, »mir geht es nicht gut.«
    »Wie nicht gut?«, fragte er.
    »Ich glaube, ich werde krank.«
    Er legte mir die Hand auf die Stirn, und ich wäre fast umgesunken, als seine kühle Hand meine heiße Stirn berührte.
    »Himmel!«, sagte er. »Du glühst ja! Oh, Babe, es tut mir leid, dass ich dir die Sachen ausgezogen habe ...« Panisch schlang er mir den BH um die Schultern und zog mir den Mantel wieder an.
    »Komm vor den Kamin«, sagte er.
    »Wir haben doch keinen«, wandte ich ein.
    »Dann hol ich dir einen«, sagte er. »Was du willst, ich besorge es dir.«
    »Ich glaube, ich lege mich hin«, sagte ich. Meine Stimme hörte sich an, als käme sie aus weiter Ferne.
    »Oh, gut!« Einen Moment lang leuchteten seine Augen auf. Dann verstand er, was ich meinte. »Aber natürlich,

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