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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Mike. Mit finsterem Blick starrte er aus dem Fenster, so wie Chaquie vor ein paar Minuten.
    »Hallo«, sagte ich, begierig ein Gespräch zu beginnen.
    »Komm mal her«, sagte er und zeigte aus dem Fenster.
    Eine Frau und drei Kinder stapften im Regen die Auffahrt herauf. Sie sahen blass und halb erfroren aus.
    »Das ist meine Frau mit den Kindern.« Seine Stimme klang komisch. Erst Chaquie, jetzt Mike, es ging ihnen allen gleich.
    Mikes Frau trug eine Tasche über der Schulter.
    »Siehst du ihre Tasche«, murmelte Mike und deutete darauf.
    Ich nickte.
    »Das ist für mich«, sagte er.
    Ich nickte wieder.
    »Voll mit dämlichen Keksen«, sagte er bitter. Und dann ging er ihnen entgegen.
    »Was will ich denn mit Keksen?«, brüllte er mir über die Schulter zu.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich nervös.
    Kurz darauf ging ich in den Speisesaal. Im Flur tobten Mengen von glücklichen Kindern herum.
    Zu meinem Entsetzen stolperte ich über eine Holzlokomotive und ging zu Boden. Aber wie in einem rückwärts laufenden Film von einem Wolkenkratzer, der in die Luft gesprengt wird, sprang ich wieder hoch, bevor meine Knie richtig in Berührung mit dem Boden gekommen waren. Verstohlen versicherte ich mich, dass weder Chris noch Misty O’Malley meinen Sturz gesehen hatten. Zwei garstige, sommersprossige Jungen zeigten auf mich und lachten, bis ihnen die Tränen kamen.
    Als ich in den Speiseraum kam, war Misty O’Malley auf dem Weg nach draußen und schob mich unhöflich aus dem Weg. Es war nicht nur ein kurzes Streifen, sondern mehr ein richtiges Anrempeln, für das sie sich auch nicht entschuldigte. Ich sah ihr nach, und obwohl ich ihr Gesicht nicht sehen konnte, wusste ich, dass sie lächelte. Ein höhnisches Lächeln.
    Tränen stiegen mir in die Augen. Was hatte ich ihr getan?
    Der Raum war gesteckt voll mit Insassen und ihrem Besuch. Bei gutem Wetter konnten sie offenbar in den Anlagen spazierengehen, aber bei Regen mussten sie sich alle in den Speiseraum zwängen und zusehen, wie die Fenster beschlugen.
    Ich fand Chaquie und Dermot und setzte mich so nah, dass Chaquie mich vorstellen musste. Dermot erwiderte meinen Blick und taxierte mich automatisch. Nicht weil er mich attraktiv fand, sondern weil er erfahren wollte, wie ich ihn fand. Aus der Nähe konnte man Hunderte von zerplatzten Äderchen unter dem solariumgebräunten Teint erkennen. Ich verstand, warum Chaquie den Annäherungsversuchen von Dermot und seiner Rute entgehen wollte: Er war widerlich. Und dass er sein Äußeres so sorgfältig pflegte, machte ihn noch widerlicher. Immer wieder schob seine Hand sein Haar zurecht, das nicht nur gefärbt, sondern zudem geföhnt, in Form gelegt und mit Haarspray befestigt war. Es war so duftig, dass es aussah wie ein Bienenstock.
    Ich betrachtete ihn mit unverhohlenem Vergnügen. Diese Sorte Männer kannte ich. Sie frequentierten Weinbars, luden einen zu einem Glas Wein ein und fragten, kaum dass sie sich vorgestellt hatten: »Was meinen Sie, wie alt ich bin? Nein, wirklich, sagen Sie nur. Möchten Sie noch ein Glas Wein?«
    Am lustigsten war es, wenn die Dermots dieser Welt zu tanzen anfingen. Und sie tranken in der Regel Frauendrinks wie Campari Soda oder Bacardi Cola. Süße, perlende, harmlose Getränke. Brigit und ich hatten Dutzende seines Kalibers kennengelernt. Den ganzen Abend über tranken wir auf ihre Rechnung, und am Ende liefen wir vor ihnen weg. Wie oft hatten wir vor solchen Männern die Flucht ergriffen und, während wir uns vor Lachen kaum noch halten konnten, uns gegenseitig angestachelt: »Vielleicht solltest du mit ihm gehen«, und: »Kommt gar nicht in Frage, der ist für dich!«
    Man brauchte Dermot nur anzusehen, dann wusste man, dass er sein Dasein als Ehemann leugnete. (Wahrscheinlich sogar seiner Frau gegenüber.) Er war der Typ Mann, der umständliche Erklärungen abgab, warum er einen nicht zu sich nach Hause einlud. Der Typ Mann, den ich mir letztendlich dankbar schnappen würde, wenn ich ihn nicht schon vergrault hatte, dachte ich plötzlich voller Düsternis.
    Chaquie drehte mir den Rücken zu und fing an, sich mit gedämpfter Stimme mit Dermot zu unterhalten. Das brauchte keineswegs zu bedeuten, dass zwischen ihnen Missstimmung herrschte. Der Raum war voll mit Menschen, die sich mit gedämpften Stimmen unterhielten. Sie hatten keine andere Wahl. Nächste Woche, wenn meine Eltern kamen, würden wir auch am Tisch sitzen und uns mit gedämpften Stimmen unterhalten. In der Luft schwangen so

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