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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Zorn. Man sollte niemanden so leiden lassen. Draußen würde das auch niemand tun. Man hatte die Sache mit der Abstinenz in Cloisters zu weit getrieben.
    Klar, es war nicht fair, von den armen Süchtigen zu verlangen, dass sie ohne Drogen auskamen, wenn jemand wie ich, die keine Probleme hatte, freien Zugang zu Drogen hatte. Es wäre nicht richtig, sie in Versuchung zu führen. Und trotzdem ...
    Ich konnte das Gepolter und Getöse, das Rufen und Lachen von der Reise nach Jerusalem hören, die in dem Raum unter mir gespielt wurde.
    Als Chaquie raufkam, um ins Bett zu gehen, sah sie erhitzt und glücklich aus.
    Einen Moment lang.
    »Ich hab dich gar nicht in der Messe heute Abend gesehen«, sagte sie mit kritischem Blick.
    (Am Samstagabend kam immer ein Priester und hielt die Messe für diejenigen, die daran teilnehmen wollten.)
    »Ganz richtig, ich war nicht da«, sagte ich fröhlich.
    Sie funkelte mich an, und ich grinste frech.
    Dann schnitt sie ein weiteres ihrer Lieblingsthemen an. Diesmal war es das Übel »Frauen in der Erwerbsarbeit«. Mit großem Getue zog ich mir die Decke über den Kopf und sagte: »Gute Nacht, Chaquie.« Aber sie ließ sich nicht beirren. Chaquie musste ein paar Dinge loswerden, und es war ihr gleichgültig, bei wem sie sie ablud.
    »... Und dann kommt der Mann nach Hause, nach einem langen Tag im Büro oder im Schönheitssalon« – da gestattete sie sich ein kleines perlendes Lachen –, »und das Haus ist ein Schlachtfeld, die Kinder schreien ...«
    »Es steht kein Essen auf dem Tisch«, unterbrach ich sie unter meinen Decken.
    »Richtig, Rachel«, sie klang angenehm überrascht, »es steht kein Essen auf dem Tisch.«
    »Seine Hemden sind nicht gebügelt«, rief ich ihr zu.
    »Richt...«
    »Die Kinder kommen aus der Schule, und das Haus ist kalt und leer ...«
    »So ist ...«
    »Statt einer warmen, nahrhaften Mahlzeit bekommen sie nur Chips und Kekse ...«
    »Gena...«
    »Sie gucken sich im Fernsehen Pornos an, treiben Inzest, das Haus brennt ab, die Mutter ist nicht da, um einzuschreiten, und dann sind sie alle tot!«
    Darauf folgte ein langes Schweigen, und schließlich streckte ich den Kopf unter den Decken hervor.
    Chaquie sah mich voller Verwirrung an. Sie vermutete stark, dass ich mich über sie lustig machte, war sich aber einfach nicht ganz sicher.
    Ich hatte gedacht, dass ich sie hasste, aber jetzt wusste ich mit Sicherheit, dass ich sie aus tiefster Seele hasste. Du Fascho, dachte ich. Ich kannte Frauen wie sie. Sie gehörte dem rechtsextremen Verband Katholischer Mütter gegen Vergnügen an, oder wie die heißen.
    Kurz darauf drehte Chaquie in grimmigem Schweigen das Licht aus und ging ins Bett.
    Aufgrund meiner großen Erschöpfung fiel ich in einen barmherzigen Schlaf.

20
    S onntag, Besuchstag!
    Allerdings nicht für mich. Wie gern hätte ich jemanden aus der Welt draußen gesehen. Ich wäre sogar froh gewesen, meine Mutter zu sehen. Aber ich war noch nicht, wie vorgeschrieben, eine ganze Woche da, obwohl ich das Gefühl hatte, schon Jahre in Cloisters verbracht zu haben.
    Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schoss, als ich von Monicas Suchscheinwerfer geweckt wurde, war der an Luke. Ich quälte mich mit Phantasien darüber, was er am Abend zuvor angestellt hatte. Was er vielleicht immer noch anstellte. Schließlich war es erst drei Uhr morgens in Amerika. Der Samstagabend kam gerade erst richtig in Schwung.
    Ich wollte ihn anrufen. Dieser Drang war fast unerträglich. Aber wahrscheinlich war er noch gar nicht wieder zu Hause. Es sei denn, er lag mit einer Frau im Bett. Vielleicht ist er in diesem Moment mit einer Frau zusammen, dachte ich panikerfüllt. Vielleicht hat er gerade in diesem Augenblick mit einer anderen Frau zusammen einen Orgasmus. Mir wurde klar, dass Menschen so in den Wahnsinn abdrifteten und dass ich tatsächlich bald reif für die Klapsmühle sein würde, wenn ich nicht aufpasste.
    Ich musste mit ihm sprechen, beschloss ich. Ich musste ihn anrufen, aber dann rechnete ich nach und kam zu dem Ergebnis, dass ich bis mindestens drei Uhr nachmittags warten musste, dann war es zehn Uhr morgens in New York. Warum kann ich nicht jetzt anrufen? Blöde Zeitverschiebung! Verbittert verfluchte ich die Erdkrümmung.
    Ich wusste natürlich, dass zehn Uhr morgens viel zu früh war. Tage zu früh, wahrscheinlich. Aber das war mir so gleichgültig. Mir würde es reichen.
    Nach dem Frühstück fing Chaquie mit hektischen Vorbereitungen für Dermots Besuch an. Ich

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