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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Leute kamen. Außer Brigit und den Kubanern kannte ich niemanden. Und wieder ging die Türklingel, und mehr Leute strömten herein. Das einzig Gute an ihnen war, dass sie männlichen Geschlechts waren.
    »Hi, Sister, was geht ab?« Sie waren ungefähr vierzehn, hatten Mützen und Skaterschuhe und Outsize-Klamotten an und sprachen im Skater- beziehungsweise Surferjargon. Bis dahin hatte ich mich für ziemlich cool gehalten, aber meine heitere Stimmung bekam vorübergehend einen kleinen Knacks, und ich hatte das Gefühl, zum alten Eisen zu gehören. Sie untermalten ihre Sätze mit komischen Handbewegungen: alle Finger waren eingerollt, außer dem Daumen und dem kleinen Finger. Ihre Slang kam direkt aus Harlem. Daran war nichts auszusetzen. Nur dass diese Bengel hier aus New Jersey kamen. In einer Stretchlimousine. Kleine Angeber aus den Vorstädten, die sich cool gaben. Und sie waren auf meiner Party. Kein gutes Zeichen.
    »Hallo, Rachel«, sagte eine Stimme, und ich wäre beinahe auf die Knie gesunken, in eine Pose, die meiner Wertlosigkeit angemessen war. Es war Helenka. Ich hatte große Ehrfurcht vor Helenka. Ich nannte sie meine Freundin, aber das war reines Wunschdenken.
    Obwohl wir beide aus Irland waren, hatte sie ihr Leben in New York viel erfolgreicher gestaltet als ich meins. Sie war schön, trug tolle Kleider und kannte Bono und Sinead O’Connor. Sie arbeitete in der PR-Abteilung des Irish Trade Board und war auf der Jacht der Kennedys gewesen und sprach von niemandem gut. Ich fühlte mich geehrt, dass sie zu meiner Party gekommen war, die mithin ein Erfolgsereignis war.
    Die Tatsache, dass sie ein bodenlanges Chiffonkleid trug, das in diesem Monat in Vogue vorgestellt worden war, verstärkte das gute Gefühl nur noch.
    »Hier wohnst du also, in dieser kleinen Wohnung?«, fragte sie.
    »Mit Brigit zusammen.« Ich lächelte anmutig.
    »Ihr wohnt zu zweit hier?« Sie klang überrascht.
    Es war mir egal. Ich fühlte mich gut, und nichts konnte mir etwas anhaben ...
    »Was habe ich da gehört? Du hast dich mit einem von diesen Heavy-Metal-Burschen zusammengetan?«, fragte Helenka.
    »Ich? Ich soll mich mit einem von ihnen zusammengetan haben?«, prustete ich unter künstlichem Lachen.
    »Ja, Jessica hat mir erzählt, sie hat dich in den Rickshaw Rooms gesehen. Du hättest praktisch mit ihm gevögelt.«
    Jessica war Helenkas rechte Hand. Sie war nicht so schön, nicht so gut angezogen, bekleidete auch keine so beeindruckende Position und kannte nicht so viele wichtige Leute. Auf einem Gebiet jedoch war sie unschlagbar: auf dem des Rufmords.
    Ich wand mich innerlich und hätte gern gewusst, was Jessica gesagt hatte.
    »Wirklich?«, sagte ich. Zu mehr war ich nicht in der Lage.
    »Ich fand immer, dass einer von diesen Burschen sexy war, auf eine verrückte, irgendwie tierische Art«, sagte Helenka nachdenklich. »Weißt du, was ich meine?« Sie sah mich mit ihren smaragdenen Augen an. Das sind grüne Kontaktlinsen, sagte ich mir, um nicht aus Ehrfurcht vor ihrer Schönheit zu erbeben.
    »Luke«, sagte sie. »Den meine ich. Phantastischer Body.«
    »Na ja«, sagte ich mit stolzgeschwellter Brust, »Luke ist der, mit dem ich zusammen war.«
    »Oder war es Shake«, sagte sie abwesend. »Wie auch immer, ich würde die nie an mich rankommen lassen.«
    Sie streifte mich mit einem verächtlichen Blick und wandte sich ab. Es sah ganz so aus, als wäre ich mit meinen Bemühungen, Helenkas beste Freundin zu werden, nicht viel weitergekommen.
    Ich stand bei der Tür und dachte plötzlich, ich hätte Halluzinationen, als ich einen großen, schweren Stiefel um die Ecke kommen sah, gefolgt von neun weiteren.
    Fünf Riesen kamen auf mich zu, ganz in Jeans und Haar, und über und über mit Sixpacks beladen – die Echten Männer waren auf der Bildfläche erschienen.
    Wer hatte sie eingeladen? Wie hatten sie von der Party erfahren? Ich war ruiniert.
    Einen Moment lang war ich wie gelähmt. Ich hätte schnell die Tür zuschlagen und leugnen können, dass hier eine Party stattfand, aber Joey hatte mich schon gesehen – und ich ihn.
    »Ja, hallo!«, begrüßte er mich.
    Und wenn schon, dachte ich. Ich bin unbesiegbar. Stark, unwiderstehlich, selbstbewusst. Keine Herausforderung war zu viel für mich. Ich würde den Einfall der Heavy-Metal-Burschen überleben.
    Also kamen sie herein und taten so, als hätten sie jedes Recht dazu. Aus dem Augenwinkel konnte ich Brigits entsetzten Blick sehen, der von Joey zu Carlos und zurück

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