Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
Vom Netzwerk:
zählt, lädt er uns vielleicht mal zu einem Drink ein, wenn wir pleite sind. Und das ist so gut wie die ganze Zeit, wenn ich mich nicht sehr täusche.«
    »Also gut, Fineas kann kommen. Carvela?«
    »Auf keinen Fall! Ich hatte Andrew, den Werbetypen, fest in der Hand, bis die mit ihrer gepiercten Zunge aufkreuzte.«
    »Aber sie kennt Madonna.«
    »Sie hat ihr einmal die Nägel manikürt, das ist doch noch keine Bekanntschaft. Sie wird nicht eingeladen, okay? Wir brauchen ein paar heterosexuelle Männer, davon haben wir nicht genug.«
    »Haben wir von denen je genug?
    »Helenka und Jessica?«
    »Na, klar. Wenn sie sich dazu herablassen. Eingebildete Ziegen.«
    Die Echten Männer luden wir nicht ein. Es kam uns gar nicht in den Sinn.
    Am Abend der Party klebten wir drei Luftballons an unsere Wohnungstür, verhüllten die Lampe im Wohnzimmer mit rotem Kreppapier und verteilten sechs Tüten Chips auf die Tische. Zu unseren drei CDs borgten wir uns wegen des feierlichen Anlasses noch zwei weitere. Dann setzten wir uns und warteten, dass das glanzvolle Ereignis seinen Lauf nahm.
    Ich dachte, für eine gute Party brauchte man nichts weiter als eine Lastwagenladung Getränke und Drogen. Zwar hatten wir für unsere Gäste keine Drogen gekauft, aber wir hatten dafür gesorgt, dass es ein reichhaltiges Angebot geben würde, indem wir Wayne, unserem freundlichen Nachbarschaftsdealer, das Alleinverkaufsrecht eingeräumt hatten. Und in der Kochnische hatten wir enorme Mengen von Getränken gelagert. Trotzdem sah es in unserer Wohnung gar nicht nach Party aus.
    Ich war verwundert. Als ich an jenem Abend in unserem leergeräumten, hallenden Wohnzimmer saß, fragte ich mich ernstlich, was ich falsch gemacht hatte.
    »Wenn erst mal die Gäste da sind, ist es bestimmt toll«, versprach Brigit, dann biss sie sich in die Fingerknöchel und stieß ein unterdrücktes Jammern aus.
    »Wir sind ruiniert, stimmt’s, Brigit?«, fragte ich, als ich das Ausmaß meiner Verblendung erkannte. Wie hatte ich mir je einbilden können, dass ich es wert war, eine Party zu geben, und Leute, die bei Calvin Klein arbeiteten, einzuladen? »Wir können uns in dieser Stadt nie wieder blicken lassen.«
    Auf die Einladungen hatten wir geschrieben, die Party beginne gegen zehn Uhr. Um Mitternacht war es in unserer Wohnung immer noch totenstill, und Brigit und ich waren in Selbstmordstimmung.
    »Sie hassen uns alle«, sagte ich und setzte die Weinflasche an.
    »Und wer hatte die bekloppte Idee?«, fragte Brigit mit tränenerstickter Stimme. »Ich dachte, wenigstens Gina und so würden kommen. Sie haben es doch versprochen. Die Leute in New York sind so falsch .«
    Wir saßen in unseren Sesseln und beschimpften alle, die wir kannten, auch die, die wir nicht eingeladen hatten. Und wir schluckten ordentlich was weg.
    Da sonst niemand da war, gingen Brigit und ich uns gegenseitig an die Kehle.
    »Hast du Dara eingeladen?«, fragte sie.
    »Nein«, sagte ich matt. »Ich dachte, du würdest sie einladen. Hast du Candide eingeladen?«
    »Nein«, zischte sie. »Ich dachte, das würdest du tun. – Und überhaupt, wo bleibt denn der Kuba-Stumpen, verdammt noch mal?«, sagte sie bissig.
    Damals hatte Brigit mit ihrer Vorliebe für Latinos eine etwas stockende Affäre mit einem Kubaner. Wenn er nett zu ihr war, nannte sie ihn »unseren Mann in Havanna«. Wenn er widerlich war, was meistens der Fall war, nannte sie ihn den Kuba-Stumpen. Eigentlich hieß er Carlos, und ich nannte ihn den Rotierer. Er hielt sich für einen begnadeten Tänzer und fing jederzeit ohne jegliche Aufforderung an zu tanzen. Bei seinem Anblick konnte man leicht seine letzte Mahlzeit erbrechen, so wie er sich krümmte und wand und alle möglichen Schwenkungen mit seinen winzigen Hüften machte. Wenn ich ihn nicht den Rotierer nannte, dann nannte ich ihn den Magenumdreher. Als Weiterführung des Drehthemas.
    »Und wo ist Wayne?«, wollte ich wissen. »Es hat gar keinen Sinn, dass die anderen kommen, wenn er nicht da ist.«
    Waynes Abwesenheit machte mich unruhiger als die der übrigen Gäste.
    »Mach mal Musik an.«
    »Nein, dann hören wir nicht, wenn es klingelt.«
    »Mach Musik an. Die Leute sollen doch nicht denken, dass wir hier Totenwache halten.«
    »Bei einer Totenwache ist es bestimmt lustiger! Wessen Idee war das hier eigentlich?«
    Dann unterbrach das Schrillen der Türklingel unser Gezänk.
    Gott sei Dank, dachte ich erleichtert. Aber es war nur der Kuba-Stumpen mit einigen seiner ebenso

Weitere Kostenlose Bücher