Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)
schwenkte. Es schien, als müsste sie einen Aufschrei unterdrücken.
Als ich die Burschen freundlich begrüßte, warf Helenka mir den Blick der bösen Stiefmutter zu. Ich errötete, hielt aber den Kopf hoch. Ich hatte keine Angst.
Luke kam als Letzter herein. »Hallo.« Er grinste. »Wie geht’s?«
Verdammt, dachte ich, und mein Unterleib regte sich sofort, sieht er gut aus!
»Hallo«, schnurrte ich und sah ihn eine Ewigkeit an.
Hatte er etwas mit sich angestellt?, fragte ich mich verwirrt. Er war doch früher nicht so gutaussehend, oder? Vielleicht eine Gesichtstransplantation? Vielleicht hatte er sich Gabriel Byrnes Augen und Haut für den Abend ausgeliehen?
Ich merkte, dass ich ganz gerade stand und ihm meine Brust entgegenstreckt hatte – die kecke Verführerin. Meine Brustwarzen waren hart geworden, nur von seinem Anblick.
»Es tut mir leid, dass ich nicht mit dir gehen wollte«, sagte ich frech.
Das hätte ich nie gesagt, wenn ich nicht vorher Kokain geschnupft hätte. Aber so war ich voller Mitgefühl und Freigebigkeit.
»Das ist ganz in Ordnung.« Er sah mich belustigt an.
»Das ist nicht in Ordnung«, befand ich.
»Doch.« Er war wirklich amüsiert.
»Möchtest du darüber reden?«, fragte ich sanft und besorgt.
Erst war er still, dann lachte er.
»Was ist?« Meine Unbesiegbarkeit kam ins Wanken.
»Rachel«, sagte er, »ich fand dich sehr nett. Ich hätte dich gern wiedergesehen. Das wolltest du nicht. Ende.«
»Mehr hast du nicht über mich gedacht?«, fragte ich gekränkt.
Er zuckte die Achseln und sah mich verdutzt an. »Was soll ich dazu sagen?«
»Na ja, warst du nicht scharf auf mich?«
»Natürlich.« Er lächelte. »Wer wäre das nicht?«
Das gefiel mir schon besser.
»Ja«, sagte er. »Ich fand dich schön. Und sehr nett. Aber ich respektiere deine Entscheidung. Und jetzt werde ich mich mal unters Volk mischen.«
»Du fandest?« Ich zog ihn hinten am Jackett und machte einen Schmollmund.
Er drehte sich überrascht um.
»Du fandest?«, sagte ich wieder. »Du fandest mich schön. Vergangenheit?«
Er zuckte verwirrt die Achseln.
»Rachel, du wolltest mich nicht wiedersehen. Warum fragst du mich das?«
Schweigend trat ich auf ihn zu, und während er mich verdutzt ansah, griff ich mit dem Zeigefinger in den Bund seiner Jeans. Während ich ihm fest in die Augen blickte, zog ich ihn mit einer schwungvollen Bewegung zu mir heran.
Fast hätte ich laut aufgelacht, so gut fühlte ich mich plötzlich. Mein ungewöhnlich forsches Vorgehen machte mich stark – ich war eine Frau, die ihre Sinnlichkeit auslebte, die wusste, was sie wollte und wie sie es bekommen konnte. Seine Brust berührte meine, seine Oberschenkel pressten sich an meine, ich spürte seinen Atem auf meinem Gesicht. Während ich wartete, dass er mich küsste, überlegte ich, wie ich die anderen aus meinem Zimmer vertreiben würde. Man konnte die Tür zwar nicht abschließen, aber ich konnte einen Stuhl unter die Klinke schieben. Und war es nicht ein besonderes Glück, dass ich mir am Tag zuvor die Beine enthaart hatte?
Der Funke, der zwischen Luke und mir übersprang, war nicht zu leugnen. Nicht zum ersten Mal bedauerte ich, dass er nicht cool war. Aber vielleicht, wenn er sich die Haare schneiden ließ und sich neue Sachen kaufte und ...
Küss drauflos, Luke.
Wann immer es dir passt.
Aber er küsste mich nicht.
Ich wartete ungeduldig. Die Sache entwickelte sich nicht nach Plan, was war los mit ihm?
»Jesus Maria.« Er schüttelte den Kopf und schob mich von sich. Wo wollte er hin? Er war verrückt nach mir, und ich war sehr attraktiv, sehr sexy. Was lief also schief?
»Meine Güte, bist du arrogant«, sagte er mit einem kleinen Lachen.
Ich verstand ihn nicht. Ich war eine selbstsichere Frau. Ich holte mir, was ich haben wollte. Wie es in den Zeitschriften immer erklärt wird. Ich verstand nicht, warum der Schuss plötzlich nach hinten losgegangen war.
»Erzähl mir mal, Rachel«, sagte er vertraulich, »was du vor einer Weile geschnupft hast.«
Was hatte das mit allem anderen zu tun?
»Auch gut«, sagte er. »Wenn dein Ich wieder festen Boden unter den Füßen hat, können wir meinetwegen weiterreden.«
Und dann ließ er mich stehen!
Mein Selbstvertrauen war erschüttert. Einen Moment lang, als wäre das Licht plötzlich erloschen, kam mir die Party nicht mehr wie ein glanzvolles Ereignis vor. Jetzt war sie nur noch eine Ansammlung von Säufern und Angebern, die sich in einer unglaublich kleinen Wohnung
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