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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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laufen, weil ich der Überzeugung war, dass ich durch Bewegung am leichtesten wieder runterkommen würde.
    Aber es ging nicht. Die Straßen machten mir Angst, sie bedrohten mich, es war wie in einem Science-Fiction-Land. Ich hatte das Gefühl, dass die wenigen Leute, die um diese Zeit – sechs Uhr an einem Sonntagmorgen – auf der Straße waren, sich nach mir umdrehten und mich anstarrten. Ich spürte jeden Blick auf mir, voller Hass und böser Wünsche.
    Ich ging schneller, immer schneller, fast wäre ich gelaufen.
    Als ich ein Taxi erblickte, wäre ich vor Dankbarkeit beinahe auf die Knie gesunken. Ich stieg ein, meine Hände waren feucht, und ich schaffte es gerade noch, dem Fahrer meine Adresse zu sagen.
    Und dann wollte ich wieder aussteigen. Ich traute ihm nicht. Er sah mich die ganze Zeit im Rückspiegel an.
    Voller Entsetzen wurde mir klar, dass keiner wusste, wo ich war. Oder bei wem ich war. Bekanntlich waren die Taxifahrer in New York reine Psychopathen. Dieser hier konnte mit mir zu einer verlassenen Lagerhalle fahren und mich dort umbringen, und keiner würde es je erfahren.
    Keiner hatte gesehen, wie ich mit Daryl die Party verlassen hatte. Darren. Oder wie er auch hieß.
    Außer Luke Costello, fiel mir da ein, doch in die Erleichterung mischte sich ein unangenehmes Gefühl. Er hatte mich gesehen und eine schnippische Bemerkung gemacht. Was hatte er noch gesagt?
    Mit einem leichten Gefühl der Übelkeit fiel mir wieder ein, wie ich meine Finger in Lukes Hosenbund geschoben hatte, und ich wollte mich vor Scham übergeben. Lieber Gott, betete ich, mach bitte, dass es nicht passiert ist. Ich gebe auch mein nächstes Gehalt den Armen, wenn du es ungeschehen machst.
    Was war nur in mich gefahren?, fragte ich mich entsetzt. Ausgerechnet bei ihm? Und das Schlimmste war ja, dass er mich abgewiesen hatte. Er wollte mich nicht!
    Als ich den Blick des Taxifahrers auf mir spürte, wurde ich mit einem Ruck in die Gegenwart katapultiert. Meine Angst war so groß, dass ich beschloss, bei der nächsten Ampel aus dem Wagen zu springen.
    Doch dann fiel mir zum Glück ein, dass ich mir die Bedrohung einfach nur einbildete. Nach ein paar guten Lines wurde ich immer etwas paranoid, und daran erinnerte ich mich jetzt erleichtert. Es gab keinen Grund, sich zu fürchten.
    Dann sprach der Taxifahrer mit mir, und obwohl ich mir klargemacht hatte, dass ich keine Angst zu haben brauchte, packte sie mich erneut.
    »Sie waren wohl auf einer Party?«, fragte er und sah mich im Rückspiegel an.
    »Ich habe bei einer Freundin übernachtet«, sagte ich, und die Zunge klebte mir am Gaumen. »Und meine Mitbewohnerin erwartet mich zurück.«
    Dann fügte ich noch hinzu: »Ich habe gerade angerufen, dass ich auf dem Weg bin.«
    Er sagte nichts, nickte aber. Wenn ein Hinterkopf bedrohlich aussehen konnte, dann sah seiner bedrohlich aus.
    »Wenn ich in zehn Minuten nicht zu Hause bin, ruft sie die Polizei an«, erklärte ich. Daraufhin fühlte ich mich besser.
    Vorübergehend.
    Fuhr er nicht in die falsche Richtung?
    Ich verfolgte unsere Route, die Angst schnürte mir die Kehle zu.
    Ja, ich hatte recht. Wir fuhren Richtung Uptown, und wir hätten Richtung Downtown fahren müssen.
    Wieder wollte ich aus dem Wagen springen. Aber immer, wenn wir an eine Ampel kamen, zeigte sie grünes Licht. Und wir fuhren so schnell, dass ich den Passanten keine Zeichen machen konnte. Abgesehen davon waren die Straßen menschenleer.
    Mein Blick wurde magisch vom Rückspiegel angezogen, in dem seine Augen mich immer noch anstarrten.
    Mein Ende war nah, dachte ich mit ruhiger Gelassenheit.
    Wenige Augenblicke später explodierte die Panik in mir.
    Ich hielt es nicht länger aus und wühlte in meiner Handtasche nach den Valiumtabletten. Damit er nicht merkte, was ich tat, nahm ich möglichst unauffällig zwei Tabletten aus der Flasche, tat dann so, als würde ich mir das Gesicht reiben, und steckte sie mir in den Mund. Und dann wartete ich, dass die Angst nachlassen würde.
    »Welche Hausnummer?«, fragte mein Mörder. Als ich aufsah, erkannte ich, dass wir beinahe bei mir zu Hause waren. Mir war fast schwindelig vor Erleichterung. Er wollte mich doch nicht umbringen!
    »Lassen Sie mich hier raus«, sagte ich.
    »Wir mussten einen Umweg machen, weil auf der Fifth Avenue gebaut wird«, sagte er. »Geben Sie mir zwei Dollar weniger, als der Zähler anzeigt.«
    Ich gab ihm den vollen Fahrpreis und ein Trinkgeld. (So knapp war ich nun auch nicht.) Und dann stieg ich

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