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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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day.
     
    Sie drückte mit einem feuchten Brennen in den Augen die Stopptaste und nahm die CD schnell aus dem Gerät, als sie Kais Schlüssel hörte. Kai erschien in der Tür und blieb stumm, als sie Inga mit der CD in der Hand auf dem Bett sitzen sah. Beide schwiegen. Müssen wir wirklich darüber reden, dachte Inga. Warum können wir diese Liebe nicht im Dunkeln lassen, wo sie sich wohl fühlt. Diese Liebe? Liebte Kai sie denn?
     
    „Kai“, sagte Inga, von den eigenen Emotionen in die Defensive getrieben, und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. „Das ist mir zu viel.“ Kai blieb im Türrahmen stehen und sah Inga unbewegt an. „Mir ist es zu wenig.“
     
    Dann komm doch her, dachte Inga, komm her und nimm dir, was du willst, aber Kai drehte ab und verschwand in der Küche.
     
    Inga blieb im Schlafzimmer und telefonierte lange mit Christian, dann mit einer Kollegin und rief zum Schluss sogar noch ihre Mutter an. Sie wollte Zeit gewinnen und innerlich war es ihr, als hätte man sie zwischen zwei Wagen gespannt, die in jeder Minute in unterschiedliche Richtungen davonrasen konnten. Der eine wollte sie tief brummend tiefer in die wunderbare Wärme, die Kai war, ziehen und der andere hielt mit aufheulendem Motor dagegen, um sie mitten in die Angst zu fahren. Sie konnte keinen wirklich loslassen und keinem wirklich folgen. Schließlich ging sie müde in die Küche und setzte sich Kai gegenüber auf den harten Küchenstuhl. Sie würde die Lage jetzt und hier wieder unter Kontrolle bekommen. Ihre Stimme klang sicherer, als sie gehofft hatte.
     
    „Ich freue mich, dass du mich magst, ich mag dich auch. Sehr. Das wird doch kein Problem, oder?“ Kai hob die Augen, denen man nicht ansah, ob sie geweint hatte. „Es tut mir leid“, sagte sie leise. „Ich bin da wohl etwas zu heftig, es war nicht so gemeint, wie du es verstanden hast. Ich musste nur bei dem Lied immer an dich denken. Und da wollte ich es dir zum Abschied einfach schenken. Das war keine Anmache oder so.“
     
    Wer Kai so sah, wie sie sie jetzt sah, und sie nicht küssen wollte, musste tot sein, da war sich Inga plötzlich sicher. Das war keine Frage der Sexualität, das war eine Frage des Geschmacks.
     
    „Das ist sehr gut und das ist auch ein bisschen schade“, sagte sie deshalb, „es hätte nämlich als Anmache echt viel Charme gehabt. Du solltest Christian bei Gelegenheit mal etwas Nachhilfe geben.“ Du machst es nicht besser, dachte sie und sah genau, dass Kai über ihre scherzhaften Worte nur schwer lachen konnte. Beide durchbohrten jeweils ein schuldloses Küchengerät mit ihren Blicken. „Soll ich heute Nacht lieber auf der Couch schlafen?“, fragte Kai und sah zur Seite. „Warum denn“, sagte Inga betont gelassen, „es ist doch alles geklärt.“ Und ich will diese zwei letzten Nächte mit dir, dachte sie und fühlte sich wie eine Schiffbrüchige, die spürt, dass das Holz, an das sie sich klammert, sie nicht mehr lange tragen würde.
     
    Als sie nach einem Abendessen mit leicht angestrengter Konversation schließlich im dunklen Schlafzimmer still nebeneinanderlagen, wurde Inga bewusst, dass sie nicht einmal mehr ein Holzstück zum Umklammern besaß. Ich schwimme, dachte sie, nein, ich sinke und ich werde ertrinken. So oder so. „Woran denkst du?“, fragte Kai, die sich sehr weit von ihr entfernt zusammengerollt hatte, genau in diesem Moment. „Ans Schwimmen“, antwortete Inga vage und wahrheitsgemäß und wünschte sich, dass es einen Grund gäbe, den Lakengraben zwischen ihnen zu überwinden oder mit Stacheldraht zu verstärken. „Wir waren noch nie zusammen schwimmen“, sagte Kai und klang viel zu traurig für diese simple Erkenntnis. Inga rückte ein wenig näher an sie heran. Wir haben so vieles noch nicht zusammen getan, dachte sie und ihre Magenwände fühlten sich an, als würde sie jemand mit einer Käsereibe bearbeiten. „Ich habe auch ein Geschenk für dich“, quetschte sie mühsam hervor und griff nach dem Bild, das in der Nachttischschublade versteckt gelegen hatte. Sie zog es hervor, ließ die Lampe auf ihrem Nachttisch aufflammen und legte es zwischen sie aufs Bett. Kai richtete sich auf und betrachtete das aufwändig gerahmte Foto, auf dem ihre Köpfe sich aneinanderlehnten, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Und dann begann sie zu weinen und Inga ließ das Holzstück und das Schwimmen und Christian und ihre Zukunft in einer einzigen Sekunde los und ihre Hand fand endlich den

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