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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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Türrahmen. Inga fuhr zurück, als hätte man sie geschlagen, Kai bewegte sich überhaupt nicht. Christian stellte die weiße Tüte so heftig auf den Tisch, dass ein Eierkarton herausrutschte und seinen Inhalt über den Fußboden verteilte. Inga starrte auf den Boden und registrierte, dass eines der Eier den Sturz ohne jeden Schaden überstanden hatte und dem Herd entgegenrollte. „Ich will, dass sie sofort geht“, sagte Christian zu Inga und zertrat das Ei ganz langsam, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
     
    „Christian, du verstehst das nicht …“ Inga suchte in Kais Gesicht nach dem Rest der Erklärung, die sie ihrem Mann geben wollte, und fand sie nicht.
     
    „Ich muss auch gar nicht verstehen, warum meine beste Freundin meine Frau verführen will. Ich muss nicht verstehen, warum sie mich nach allem, was ich für sie getan habe, hintergeht. Ich muss es nur beenden. Wie schon gesagt, sie zieht sofort aus.“
     
    Kai trat einen Schritt auf ihn zu. „Christian …“
     
    Er wandte sich ab und sagte im Weggehen: „Und sag ihr, dass ich ihr sonst nichts mehr zu sagen habe.“ Sein rechter Schuh hinterließ kleine klebrige Flecken bei jedem Schritt.
     
    Inga sah ihm nach, ging zu einem der Wandschränke, nahm einen Handfeger und ein Kehrblech hinaus und begann, die zerbrochenen Eier zusammenzufegen. Eigelb und Einweiß vermischten sich in den Borsten des Handfegers mit den Schalen zu einer klebrigen Masse, die sie immer wieder über den Boden zog.
     
    „Lass das!“ Kai versuchte, sie hochzuziehen, aber Inga legte bloß den Handfeger zur Seite und versuchte, die Reste der schleimigen Spuren mit bloßen Händen aufzuwischen. Sie wusste, dass sie begreifen musste, was soeben geschehen war, aber sie war nicht in der Lage dazu. Zwischen dem perfekten Glück und der perfekten Katastrophe hatten nur wenige Sekunden gelegen und die Strafe für die Sünde, die sie kaum begangen hatte, hatte sie mit voller Wucht getroffen. Sie war wieder das kleine Mädchen, das von der Mutter angewidert dabei beobachtet wurde, wie es den Zopf der Freundin, den es gerade geflochten hatte, sanft küsste. Wie damals durchfuhr sie heiße Scham. Er hat gesehen, was ich bin. Christian hat gesehen, was ich bin.
     
    „Komm mit mir!“ Kai legte beide Hände auf ihre Schultern. „Gib uns eine Chance.“
     
    „Nein“, sagte Inga nur und presste ihre Hände fest auf die Eimasse, so als wollte sie sich am eigenen Küchenboden festkleben. Als sie endlich aufsah, war Kai gegangen.
     
    Kai hatte eine Nachricht hinterlassen, dass ihre Möbel am Ende der Woche abgeholt würden, und Christian sah ungerührt zu, wie zwei fremde junge Männer Kais Mobiliar in einen Sprinter räumten und dann wortlos verschwanden.
     
    „Ich will dieses Kapitel schnell hinter uns lassen“, sagte er am selben Abend in die Stille ihres Schlafzimmers. „Ich weiß, dass du nicht so bist. Ich kann mir gut vorstellen, dass dir das Leben manchmal langweilig erscheint und dass du dir wünscht, etwas Neues auszuprobieren. Sie hätte dich nicht ermuntern dürfen. Wir beide werden zusammen noch viele neue Dinge ausprobieren. Ich habe uns einen Urlaub gebucht. Eine Überraschung für dich.“
     
    Er wirkte zufrieden mit seinen Maßnahmen und schien keine weitere Erklärung von ihr zu erwarten. Er wusste auch in dieser Situation, was gut für sie beide war, das hatte er immer gewusst, und sie hatte genau das gemocht. Es nahm es ihr ab, zu viel über ihre Bedürfnisse nachzudenken, und das gab ihr Halt. Aber immer, wenn sie ihn in der letzten Woche angesehen hatte, hatte sie gleichzeitig die schmierige Spur gesehen, die sein Schuh in der Küche hinterlassen hatte, und die klebrigen, zerbrochenen Eier an ihren Händen gespürt. Wir sind zerbrochen, dachte sie, und das ist irreparabel. Wenn sie vor ihm zuhause war, ging sie schweigend zwischen Kais Möbeln umher und fragte sich, warum sie sich davor gefürchtet hatte, diese Räume zu betreten, als Kai noch hier gewohnt hatte. Sie setzte sich in Kais großen Sessel und ihre Hände strichen über den Stoff, der diesen wundervollen Körper berührt hatte. Jetzt waren selbst ihre Möbel nicht mehr da, aber sie ging trotzdem jeden Nachmittag in den Anbau und suchte nach einem Ort, der ihr Kai zurückbrachte.
     
    An den Abenden sah sie Christian mit seiner Lesebrille und seinem ordentlichen Schlafanzug neben sich liegen. Ein strenger aber liebender Ehemann, der sie wieder auf den richtigen Weg zurückbringen würde. Der Sommer

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