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Rachel ist süß (German Edition)

Rachel ist süß (German Edition)

Titel: Rachel ist süß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bax
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wieder lange schweigend ansahen. Maren wusste nicht, ob sie schon jemals einen so außergewöhnlichen Blickkontakt erlebt hatte. Normalerweise huschten die Blicke der Männer nervös, wie winzige, verstohlene Landvermesser zwischen ihrem Körper und ihren Augen hin und her, steckten selbstsicher das zu erschließende Terrain ab und suchten in ihrem Blick dann treuherzig die Zustimmung für die bevorstehende Landnahme. In Lenas Augen fand sie keine maskierte Begierde, die ihr den Blick auf alles, was dahinter lag, verstellte, sondern sie blickte in eine fremde, schöne Welt, die sich ihr widerwillig darbot und deren Interesse an ihr etwas ehrlich Verwundertes hatte.
     
    Ein Kellner, der seit einigen Minuten auf den richtigen Moment wartete, um gefahrlos nach einer etwaigen Bestellung zu fragen, wählte diesen Augenblick, um sich zu räuspern. Lena sah ihn kurz an und blickte dann fragend zu Maren „Mögen Sie Rotwein?“
     
    Der gleiche Kellner unterbrach Minuten später einen weiteren tiefen, ratlosen Blickkontakt, als er mit der dekantierten Flasche Wein und zwei großen bauchigen Gläsern wieder am Tisch erschien.
     
    Lena erhob ihr Glas und ließ es ironisch an Marens klingen: „Ich wüsste zu gerne, welcher exotische Falter mit den Flügeln schlagen musste, um uns alle heute in dieses Chaos zu stürzen.“
     
    Maren griff nach ihrem Glas und vertrieb mit einem Zwinkern die Bitterkeit aus Lenas Augen. „Vielleicht sollten wir diesen Schmetterling gemeinsam suchen gehen. Lassen Sie uns in einem thailändischen Strandressort ohne Männer, aber mit umfangreichen Wellnessprogramm, anfangen.“
     
    „Das würde ihn umbringen.“ Beide grinsten und Lena blickte gespielt dramatisch zum Himmel. „Kann mir jemand erklären, was aus meinem Leben geworden ist?“
     
    „Was ist aus Ihrem Leben geworden?“
     
    „Eine Komödie? Eine Tragödie? Ich bin mir nicht sicher. Ich bin mir nur sicher, dass ich ihn seit Jahren nicht mehr liebe und trotzdem nie auf die Idee gekommen bin, irgendetwas zu unternehmen. Und heute Morgen schaue ich einfach in seine Mails, sehe Ihre Nachricht, werfe ihn raus und komme hierher, um Sie zu demütigen. Und jetzt trinken wir Wein und unterhalten uns wie gute Freundinnen. Das Ganze ist absurd, schmerzhaft und … muss ich zugeben … ein wenig spannend.“
     
    Maren verfolgte, wie Lenas Hände beim Sprechen das Weinglas umschlossen, als wäre es eine Kristallkugel, in der ihr Schicksal unruhig und dunkelrot gegen die Glaswände schwappte. Dann sagte sie: „Er hat mich von Anfang an wissen lassen, dass Sie seine große Liebe sind.“
     
    Lena nahm einen tiefen Schluck und fragte: „Und? Haben Sie ihm das geglaubt?“
     
    Wie sollte er dich nicht geliebt haben?, dachte Maren und antwortete: „Liebe ist nicht mein Fachgebiet. Ich denke, er hat es geglaubt.“
     
    Lena warf ihr einen zynischen Blick zu. „Ich habe es auch geglaubt und ich war so naiv, mich nebenbei auch an die zehn Gebote zu halten.“
     
    „Sie haben darauf verzichtet, ihres Nachbarn Weib zu begehren? Ich bin beeindruckt.“ Maren musste dem Übermut, der sie bei Lenas Anblick erfasste, einfach Ausdruck verleihen. Der Funke schien auf Lena überzuspringen und sie lehnte sich etwas entspannter zurück. „Das war nicht schwer! Sie sollten die Frau meines Nachbarn einmal kennenlernen. Sie züchtet Kakteen und sieht ihnen irgendwie ähnlich.“
     
    Rotwein und Verwirrung gingen in Marens Geist eine explosive Allianz ein. „Ihre Nachbarin sieht mir ähnlich? Das heißt ja dann wohl, dass ich nicht Ihr Typ bin …“
     
    Lenas Augen verrieten mit einem Flackern, dass es in ihrem Körper ähnliche chemische Reaktionen gab, aber sie erwiderte betont nüchtern: „Meine Nachbarin sieht zwar nicht Ihnen, sondern ihren selbst gezüchteten Kakteen ähnlich, aber wenn mir mein Mann mehr Mitsprache bei der Auswahl seiner Geliebten eingeräumt hätte, wären Sie sicher in die engere Wahl gekommen.“
     
    Der Schmerz über das, was in ihrem Leben in letzter Zeit geschehen war, schien sie mitten im Satz einzuholen und sie stand auf und griff nach Marens Hand. Maren konnte nicht glauben, mit welcher warmen Perfektion sich diese fremde Hand um ihre schloss. Sie erwiderte den leichten Druck und schaute fasziniert zu, wie sich die beiden Hände miteinander wiegten.
     
    Lena holte tief Luft: „Ich hätte Sie gerne unter anderen Umständen kennengelernt, so ist das keine gute Idee. Wenn Sie noch Interesse an Uwe haben … Er

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