Rachel ist süß (German Edition)
durch ihren Körper laufen. Diese Augen waren ihr so vertraut. Das war der Blick, der sie wach hielt und von dem sie träumte, wenn sie schlief. Die fremde Frau lächelte sanft, hob in einer graziösen Bewegung den rechten Arm und zeichnete die Linien eines Dreiecks über ihr Herz. Ihr Blick wurde fragend und ein vertrautes Schimmern flackerte über ihre Pupillen.
Es sah aus wie … wie der Regen in ihren Träumen. Vollkommen verwirrt senkte Kendra die Augen. War das Realität oder träumte sie mit offenen Augen von einer schönen Frau und warmem Regen. War diese dunkle Fata Morgana schon wieder eine neue Stufe des Wahnsinns oder hatte diese Frau einfach die ganze Zeit unauffällig an diesem Platz gestanden? Kendra schaute wieder auf und die Dunkle hielt ihrem Blick immer noch lächelnd stand. Alles an ihr strahlte vollkommene Ruhe und Selbstsicherheit aus. Und sie war so schön. So ungeheuer schön. Kendra wollte aufstehen und zu ihr hinübergehen, ganz sicher, dass die Luft sich dort leichter atmen ließ als hier, wo ihr das Atmen schwer fiel.
Finde deinen Platz!
„Was?“ Kendra sah aufgeschreckt zur Bedienung hinüber. „Was haben Sie gesagt?“ Die Bedienung hielt mitten in ihrer Spülbewegung inne. „Ich habe gar nichts gesagt.“
Kendra bemerkte, dass ihr leicht schwindelig wurde. Sie hatte es doch deutlich gehört. Diese sanfte Stimme direkt an ihrem Ohr. Sie konnte den leichten Luftzug noch spüren, der ganz zart ihren Hals gestreift hatte. Hörte sie jetzt auch noch Stimmen? Sie rieb sich mit beiden Händen über Augen und Stirn und blickte zurück zur Tür.
Wie es sich für eine ordentliche Erscheinung gehörte, war die schöne Frau mit den Regenaugen verschwunden.
„Warum bist du zurückgegangen“?
Rain schaute auf das Photo eines Mannes, das den gesamten Bildschirm einnahm. „Ich musste sie sehen.“ Mit einer unwilligen Bewegung ihrer Hand auf dem Monitor vergrößerte sie das Bild. Sea legte ihr die Hand auf die Schulter. „Du siehst sie in jeder Nacht.“
Rain betrachtete nachdenklich den fremden Mann, der irgendwann arglos in die Kamera gelächelt hatte. „Ich wollte, dass sie mich sieht.“ Für einen Augenblick wurde es still im Raum und Rain fühlte die Sorge der anderen. Sie machte ihre Gedanken frei von Kendras tiefen Blicken und sagte: „Lasst uns arbeiten. Wer hat uns gerufen?“ Sea ließ das Bild einer Frau auf dem Monitor erscheinen.
„Seine Sekretärin, er hat sie mehrfach belästigt.“
„Was tut er?“
„Das Übliche. Zweideutigkeiten, zufällige Berührungen, in letzter Zeit verlangt er Überstunden. Sie hat Angst, mit ihm alleine zu bleiben.“
Sea berührte mit einem Finger den riesigen Bildschirm an der Wand und das Bild des fremden Mannes wurde von der Außenansicht eines Bürogebäudes ersetzt. „Wer hat sie gehört?“
Snow erhob sich. „Ich.“
Rain nahm sich ein Lakritz aus der dreieckigen Glasschale auf dem Tisch und öffnete ihr Bewusstsein. Snow schloss die Augen und intensivierte den Kontakt.
„Das kann doch kein Problem für Sie sein, einfach einmal ein bisschen länger zu bleiben.“ Der Mann auf dem Foto beugte sich dichter über die Schulter einer zierlichen Frau. „Wartet doch niemand zu Hause, oder?“
„Nein, aber …“ Die Frau rückte näher an ihren Schreibtisch. Die beiden grauen Anzugärmel folgten ihrer Bewegung und ließen sich zu beiden Seiten ihrer Schultern auf der Schreibtischplatte nieder.
„Kein Problem also. Wir machen es uns doch gemütlich. Soll Ihr Schaden nicht sein.“ Er atmete hörbar in ihr Ohr.
„Ich kann nicht!“ Sie stand auf und rückte einige Akten zurecht.
Er musterte sie spöttisch. „Sie können und Sie werden. Freitag bleiben Sie länger.“
Rain fühlte die hoffnungslose Verzweiflung der Frau, die keinen Beweis für das Verhalten ihres Chefs hatte. In Gegenwart anderer verhielt er sich vollkommen korrekt. Sie war die einzige Frau in seiner Abteilung und sie war relativ neu. Ihre Vorgängerin hatte gekündigt, sie konnte sich mittlerweile denken, warum. Sie brauchte diese Arbeit.
„Ist er verheiratet?“ Durch die Benommenheit, die sie immer fühlte, wenn sie einen Kontakt unterbrach, sah sie Sea an.
„Was denkst du denn? Natürlich, Frau und zwei Kinder.“
„Signalisiert ihr, sie soll die Überstunden machen und keine Angst haben.“
Rain schüttelte ihre lockigen Haare in einer
Weitere Kostenlose Bücher