Rachel Morgan (9) - Blutdämon
Es ist mehr, als ich je zu finden gehofft hatte. Dank dir.«
»Du bringst mich um, Ivy«, krächzte ich mit zugeschnürter, schmerzender Kehle.
»Vergeltung ist übel, hm?«
Ich versuchte etwas zu sagen, aber es gelang mir nicht. »Sag einfach danke«, meinte Ivy und stand auf, um aus dem Fenster ins Leere zu starren.
Es gab jede Menge Dinge, die ich sagen wollte, und nichts davon war »Danke«. Ich wollte sagen, dass ich es schaffen würde. Dass nichts sich verändern würde. Dass es nur eine vorübergehende Irritation war. Aber dann glitt mein Blick an ihr vorbei und landete auf den grauen Mauern von Alcatraz, und ich war mir nicht mehr sicher, ob es wahr war. Mit einem Aufflackern von Panik stand ich auf.
Ivy drehte sich um, sah mich an, lehnte sich vor und umarmte mich. Ich hielt den Atem an, um nicht loszuheulen, also atmete ich ihren beruhigenden Vampirduft nicht ein, aber ich wusste, dass er da war. Ich schlang die Arme um sie, und mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass sie sich für eine so große Frau sehr klein anfühlte.
Zögernd ließ Ivy mich los und zog sich zurück. »Ich hoffe, du schaffst es, deine Bannung rückgängig zu machen. Ich hoffe, dass wir zurückfahren, uns dabei Zeit lassen und auch mal wirklich schlafen können. Ich hoffe, dass nichts sich verändert. Aber selbst wenn wir all das schaffen — lass mich gehen. Jetzt. Ich muss weiterziehen und etwas Gutes finden, das ich auch halten kann.«
Ich starrte in ihre schwarzen Augen. Sie war weit gekommen. Letztes Jahr hätten wir dieses Gespräch niemals führen können. »Aber ...«
Sie lehnte sich vor und nahm mein Gesicht zwischen ihre kühlen Hände. »Das ist ein Lebewohl, Rachel.«
Oh Scheiße.
Ich wusste, was passieren würde, und ich ließ es geschehen. Ivys Lippen suchten meine, und ich schloss die Augen. Mein Herz machte einen Sprung. Ihre Lippen bewegten sich auf meinem Mund und schmeckten leicht nach Kaffee. All die Anspannung in mir löste sich in einem Ansturm von Endorphinen, gefolgt von einem Adrenalinstoß, der mich zum Glühen brachte wie Pixiestaub.
Zum ersten Mal hatte ich keine Angst vor ihren Vampirzähnen, machte mir keine Sorgen über die Verheißung von Ekstase und Gefahr in ihr. Sie war einfach Ivy, und ihre Hand glitt an meine Hüfte und löste damit eine Welle von Gefühlen aus. Mein Blutdruck stieg als Antwort auf ihre Berührung. Sie roch nach Räucherwerk und Seife. Sie hielt mich ohne Drängen, ohne Versprechen, in ihrer Umarmung lag nur Leidenschaft. Und ihr Mund war weich, so unglaublich weich.
Das Blut rauschte in meinen Ohren, als ich sanft ihre Zunge spürte. Ihre Hand an meinem Kinn zitterte und der Duft von Tränen stieg mir in die Nase. Salz und Blut. Oh, so nah. Tränen rannen aus meinen geschlossenen Augen, während mein Körper schmerzte. Sie zog sich zurück und mir wurde klar, dass ich schmeckte, was ich hätte haben können — aber jetzt verschwunden war. Und es tat weh.
Ivy fühlte es und ließ mich los. Ich blinzelte und bemühte mich, nicht zu weinen. Selbst während ich dort stand, hatte ich sie schon verloren. Obwohl sie mir nie gehört hatte, war sie jetzt gegangen. Ich wollte nicht, dass sich die Dinge veränderten, aber ich konnte es nicht aufhalten. Sie hatte Recht. Selbst wenn heute Abend alles perfekt lief, würde morgen nichts mehr so sein wie vorher.
»Du verlässt nicht mich«, sagte sie mit feuchten Augen. »Ich verlasse dich.«
Das Klopfen an der Tür erschreckte uns beide, und ich unterdrückte ein Zucken, als Ivy mit vampirschnellen Reflexen zur Tür herumwirbelte. Ich konnte nicht denken, weil die Hitze des Kusses immer noch in mir schmerzte. Sie sah mich an, und das sanfte Lächeln war das Letzte, was ich in diesem Moment von ihr erwartet hätte.
»Ich gehe schon«, sagte sie und driftete in einer Wolke aus glücklichem Vampir mit Bewegungen wie Jazzmusik zur Tür.
»Verdammt, was stimmt nicht mit dir, Ivy?«, fragte ich zitternd.
»Nichts. Ich fühle mich toll. Das war ein unglaublicher Abschiedskuss.«
Abschiedskuss. Gott, sie sah mich schon im Jenseits. »Wer auch immer es ist — lass ihn nicht rein«, sagte ich und wischte mir über die Augen. »Weil dieses Gespräch noch nicht beendet ist.«
»Doch, ist es«, sagte Ivy und spähte durch den Türspion. »Es ist deine Mutter. Und irgendein Kerl mit roten Haaren.«
»Robbie?« Ich setzte mich Richtung Tür in Bewegung. »Lass mich schauen«, sagte ich, als ich näher kam, und sie trat zur Seite.
Im
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