Rachel Morgan (9) - Blutdämon
er, und ich versteifte mich, als der Fluch tiefer einzog und dafür sorgte, dass ich schreien wollte. Mit dem Gefühl von tausend Käfern, die sich in meine Haut bohrten, vergrub sich der Fluch in mir und fand einen Platz zwischen meinen Zellen. Sich krümmende, kriechende Maden betteten sich in meine Seele. Schmutzverschmiertes Jenseits überzog mich, und als ich hörte, wie die Schreie der Menge leiser wurden, wusste ich, dass ich in eine Kraftlinie gezogen wurde. Und immer noch hielt Trent meine Schulter gepackt, weil er noch nicht mit mir fertig war.
»Sie ist noch hier!«, schrie Oliver, und sein hässliches Gesicht tauchte hinter Trents Schutzkreis auf.
»Der erste Teil übergibt den Fluch«, sagte Trent zu Oliver, aber er sah dabei mich an, und seine Finger gruben sich so fest in meine Schulter, dass es wehtat. »Es ist der zweite Teil, der ihn von mir trennt und sie bannt.«
Er erklärte mir, wie ich den Fluch wirken konnte, aber ich konnte mich kaum auf ihn konzentrieren. Mein Antrieb war unter wilder Magie begraben, und meine Sinne arbeiteten nur widerwillig. Irgendwie fand ich in der Menge aus geifernden Leuten meine Mutter. Sie weinte, angelehnt an Ivy, die ruhig dastand, während ihr das Herz brach. Als sie meinen Blick bemerkte, nahm meine Mom sich zusammen, schob den Mann vor sich zur Seite und trat vor.
»Mach ihnen die Hölle heiß, Rachel!«, schrie sie am Rande des Schutzkreises, während ihr Tränen über das Gesicht rannen. »Ich bin stolz auf dich!«
Trent riss mich an der Schulter nach oben, und ich stolperte, weil meine Knie mein Gewicht kaum halten konnten. »Ich verfluche dich, Rachel Mariana Morgan, an die Realität gebunden zu sein, in die ich dich banne. Dort bist du verflucht zu bleiben, bis du beschworen wirst, sei es Tag oder Nacht, für immer gebunden als Dämon.« Er zog spöttisch die Augenbrauen hoch. »Hast du alles verstanden? Soll ich es für dich aufschreiben?«
Der Fluch. Er wollte, dass ich ihn Ku'Sox gab. Sollte ich sauer sein oder mich über seine Weitsicht wundern? »Okay«, sagte ich wie betäubt und ein Lächeln, flackerte in seinen Augen auf. Mein Kinn zitterte, und Zweifel überfielen mich. Warum vertraute ich ihm? »Trent? Warte!«, rief ich.
»Nur damit du es weißt, ich vertraue dir schon seit dem Sommercamp«, sagte Trent, dann schrie er dramatisch:
»Facilis descensus Tartaros!«
Er ließ mich los, und es war, als würde ich in mich selbst gesaugt, nach hinten gerissen ins Nichts. Die zerrissene Gebrochenheit der Kraftlinien von San Francisco verschluckte mich, löste mich in Gedanken und Erinnerungen auf und schleuderte mich in die Unendlichkeit der Zeit.
Er vertraut mir?,
dachte ich.
Vertrau mir,
hatte Trent gesagt. Ich wollte es tun. Aber den Tod zu riskieren, um Ku'Sox zu verfluchen? Warum sollte ich mir überhaupt die Mühe machen?
Die Welt hatte sich von mir abgewandt. Ich sollte mich auch von ihr abwenden.
23
Mit dem Gesicht voran landete ich auf der roten Erde, die Augen zugekniffen und den Kiefer angespannt, um mir nicht die eigene Zunge abzubeißen, während ich einen guten Meter über den Boden rutschte, um schließlich wenig elegant zu stoppen. Der Sprung hierher war hart gewesen, fast als hätte niemand geholfen. Es fehlten völlig die feinen Berechnungen, die einen stehend und stabil zurück in die Realität brachten.
Mein erster Atemzug kam keuchend, und ich setzte mich auf, umschlang meine Knie, wischte mir den Dreck von den nackten Beinen und versuchte herauszufinden, wo ich war. Ja, ich war im Jenseits, aber wo? Es war nicht Cincy. Die Kraftlinien waren zu gebrochen, und die Skyline stimmte nicht.
Es war dunkel. Der Mond war hinter dichten roten Wolken verborgen. Die Gebäude um mich herum sackten langsam in sich zusammen und brannten, während sie einstürzten. Aber irgendwie schienen sie nicht ganz zu fallen. Die beste Beschreibung, die ich finden konnte, war, dass es aussah wie die Welt, wenn man zu lange auf einem Karussell saß — nur noch ein wirbelndes, unruhiges Durcheinander.
Mit pochenden Knien versuchte ich den Mond oder irgendeinen Grabstein zu finden, an dem ich mich orientieren konnte. Wenn es hier war wie in Cincy, dann wären sie fest, ohne den ekelerregenden roten Schein, der auf allem lag. Aber es gab keinen Mond, und falls es Gräber gab, waren sie anonym. Nicht nur war ich wieder einmal mit zerstörten Knien mehr als dreitausend Kilometer von zu Hause entfernt, ich war auch auf der falschen Seite der Realität.
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