Rachel Morgan (9) - Blutdämon
Zumindest war ich das verzauberte Silber losgeworden. Ich rieb mein Handgelenk, froh, wieder die Linien anzapfen zu können, auch wenn sie scheußliche, gebrochene Dinger waren.
Aus einer Laune heraus berührte ich mit den Gedanken eine Linie und verzog bei ihrem scheußlichen Geschmack den Mund. Aber ich blieb mit ihr verbunden. Al konnte es gewöhnlich spüren, wenn ich im Jenseits eine Linie anzapfte, und er würde kommen und mich holen. Mir war nicht klar, woher er sonst wissen sollte, dass ich hier war.
»Dämlicher Elf«, murmelte ich, schlang die Arme um den Körper und zitterte in dem immer gleichen, nervenaufreibenden Wind. Gott! Ich konnte nur hoffen, dass ich nicht noch dümmer war als gewöhnlich. Hatte ich wirklich einfach nur dagesessen und mich verfluchen lassen? Weil ich ihm
vertraute?
Die Erde zitterte unter einem der üblichen Erdstöße der Westküste, und das Gebäude auf der anderen Straßenseite stürzte ein. Und stürzte ein. Und stürzte wieder ein. Für einen Moment erhaschte ich einen Blick auf schwarzen Himmel mit Sternen und eine Andeutung von friedlichem grauen Wasser, dann war es verschwunden, und der rote Schein war zurück. Ich zitterte heftig und beugte mich zu dem flüchtigen Bild, während für einen winzigen Moment eine salzige Brise den Gestank von verbranntem Bernstein verwehte. Lag der Himmel direkt unter der Hölle, die mich umgab, sichtbar nur an den weitesten Ausschlägen des kosmischen Pendels?
Hinter mir fiel ein Stein, und ich drehte mich um. Mein freundliches Lächeln erstarrte auf meinem Gesicht. Es war nicht Al. Mit klopfendem Herzen leckte ich mir über die Lippen und blinzelte im roten Schein auf die Spitze eines Geröllberges. »Oh, hey. Hi«, murmelte ich, als ich eine dünne, zerklüftete Gestalt angriffslustig über mir stehen sah, einen knorrigen Stock im Griff. Die Gestalt bewegte ihre nackten Füße, und der nächste Stein rollte zu mir herunter.
»Ja, ich sehe dich«, sagte ich, als ich mich schmerzerfüllt auf die Füße stemmte, dann schrie ich erschreckt auf und duckte mich, als er seinen Stock auf mich warf.
»Heiliger Eitereimer!«, schrie ich und tänzelte rückwärts, als der Oberflächendämon von seinem Schutthaufen sprang, um drei Meter vor mir zu landen. Das Geröll hinter ihm zerfiel langsam zu verwehendem Staub, und stattdessen erschien eine Parkbank, die sofort zerfiel und zerbrach, als der Dämon sich anschlich.
»Schau, Kumpel, ich will keinen Ärger mit dir«, sagte ich, während ich rückwärtsstolperte und mein Kleid nach unten zog. »Ich bin einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Gib mir eine Minute Zeit, und ich verschwinde. Verlasse dein Revier. Weg von deinem ... Zuhause.«
Er knurrte mich an. Ehrlich, was hatte ich ihm schon getan? Aber als er seinen Stock wieder aufhob und mit schwarzen Augen hinter mich starrte, musste ich mich einfach umschauen.
»Super, du hast Brüder«, sagte ich, richtete mich auf und hob die Hände, als würde ich aufgeben.
Schlechte Entscheidung. Einer von ihnen warf einen Stein. Ich duckte mich, zog heftig an der Kraftlinie und verzog das Gesicht, als sich mühsam ein schwacher Schutzkreis hob. Der Betonbrocken traf meine Barriere nur Zentimeter von meinem Kopf entfernt und rutschte nach unten. Die anderen Oberflächendämonen schoben sich näher heran. Es gab eigentlich kein Salzwasser in der Nähe, das meine Magie beeinflussen konnte, aber je heftiger ich an den gebrochenen Linien zog, desto schwerer konnte ich damit arbeiten, bis es sich anfühlte, als hätte ich eine entbeinte Katze in den Händen, die mir aus den Fingern glitt.
Die Oberflächendämonen verzogen das Gesicht, und ich fragte mich, ob sie die Kraftlinie spürten, mit der ich kämpfte. Und ich bekam davon auch Kopfweh. »Lasst uns einfach Freunde sein, okay?«, sagte ich, als ich zurückwich. »Ich will kein bisschen mehr hier sein, als ihr mich hierhaben wollt.«
Ich zuckte zusammen, als zwei weitere Steine in meinem Rücken die Blase trafen, aber ein dritter durchschlug sie, mein Schutzkreis fiel, und der Stein traf mich an der Schulter. »Hey!«, rief ich und hob den Schutzkreis wieder, während ich mir den Arm rieb. »Schaut, ich bin kein Dämon, okay? Na ja, vielleicht doch, aber ich bin nicht wie die anderen. Ich kann unter der Sonne wandeln.« Ich verzog das Gesicht und setzte hinzu: »Zumindest konnte ich es mal. Vielleicht können wir eine Vereinbarung treffen. Ich helfe euch, und ihr steinigt mich nicht.«
Der
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