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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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deprimiert. Ich würde die Sonne niemals wiedersehen. »Danke, dass du mich abholst«, sagte ich, und Al strahlte.
    »Dafür lebe ich, Rachel. Ich habe eine Überraschung für dich.«
    »Was?«, fragte ich und wand mich innerlich bei dem Gedanken an eine weitere seiner Partys.
    »Dalliance«, sagte er, löste mich in Erinnerungen auf und zog mich in eine Linie.
Ich gehe mit dir ins Dalliance.

24
    Diesmal verlief die Reise glatter, da wir nur innerhalb des Jenseits sprangen, nicht durch die Realitäten. Ich stolperte nur kurz, als der Gestank und Kies der Oberfläche verschwanden, um von dem Geräusch klimpernder Gläser mit einem schweren Bass im Hintergrund verdrängt zu werden. Lachen drang wie Hohn an meine Ohren, und ich sah wie betäubt auf, als wir uns wieder materialisierten.
Verdammt, Trent.
Vertrau mir. Er hatte gesagt
Vertrau mir.
Hatte er eine Vorstellung davon, worum er bat?
    »Genau rechtzeitig«, sagte Al fröhlich und zog seinen Arm in meinen, als er auf seine Taschenuhr sah. »Mach dich sauber, Rachel. Dalliance ist ein anständiges Restaurant.«
    Ich wusste nicht, ob ich weinen oder schreien sollte. Ich hatte mein Vertrauen in einen durchtriebenen elfischen Drogenbaron gesetzt. Al hatte Recht. Wie dumm konnte ich sein? Ich hatte verloren. Ich hatte Jenks, Ivy, meine Kirche ... alles verloren und war verflucht, auf dieser Seite der Linien zu bleiben, außer jemand beschwor mich. Wenn mich das nicht zu einem Dämon machte, was dann?
    Zu meiner Linken erstreckte sich eine lange Bar, voller Dämonen in schicker Kleidung, die sich drängelten, um ihre Drinks zu bekommen. Die Musik war so laut, dass man schreien musste, um sich verständlich zu machen. Vor mir lag ein sehr viel feineres Restaurant, ruhig, aber belebt durch die Energie an der Bar. Die Dekoration war im Art-deco-Stil, mit jeder Menge dickem Glas, in das Kreise und Dreiecke eingraviert waren. Grau-weiß gemusterte Teppiche wechselten sich mit Fliesen ab und griffen das Kreis-und-Dreieck-Muster auf. Es wirkte modern, teuer und ein wenig übertrieben. Der Essensgeruch brachte meinen Magen zum Knurren, was mich wütend machte. Wie konnte ich hungrig sein?
    Ein Empfangschef im Smoking sprach mit den drei Leuten vor uns. Seine Ziegenaugen verrieten mir, dass hier Dämonen arbeiteten und nicht Vertraute. In der Tat: schick und teuer. Die Musik wummerte, und Lachen erhob sich an den großzügig verteilten Tischen, um die sich Kellner herumschoben wie Schiffe im Nebel. Das Restaurant war nur halbvoll, und der Empfangschef führte das Dämonentrio vor uns zu einem Tisch. Ihre Kleidung und ihr Benehmen ließen sie wirken wie drei Vorstandsmitglieder auf dem Weg zu einem Abend auf Geschäftskosten. Männer. Alle hier waren Männer. Hinter dem Empfangspodium aus Mahagoni schwebte in nebligen Buchstaben das Wort DALLIANCE, als wäre es mit Jenks' Staub geschrieben.
    Jenks...
    Ich blinzelte schnell und biss die Zähne zusammen. Ein Kribbeln an meiner Schulter zog meine Aufmerksamkeit auf Al. Er hatte nicht mehr seinen grünen Samtanzug an, sondern trug jetzt einen kohlegrauen Dreiteiler. Ein rotes Taschentuch spitzte aus der Brusttasche, und sein Haar war nach hinten gekämmt. Er wirkte wie ein Geschäftsmann, bis hin zu den feinen Bartstoppeln.
    »Kopf hoch, Rachel«, sagte er und bewegte die Schultern, als versuche er, seinen neuen Anzug einzutragen. »Das hier ist das
Dalliance.
Du maulst nicht immer noch über Pierce, oder? Wir holen dein kleines Haustier morgen ab. Heute Abend wird gefeiert!«
    »Woher hast du den Anzug?«, fragte ich. Pierce war mir egal.
    Er sah mich an, und in seinem Gesicht waren neue Falten, weil er seine Rolle voll ausspielte. »Aus meinem Schrank. Du glaubst doch nicht, dass ich nur einen Trick draufhabe, oder? Halt still. Morgen früh bringe ich dir als Erstes einen Waschen-und-fertig-Fluch bei.«
    Ich holte Luft, um mich zu beschweren, obwohl in diesem Moment eine Kaskade aus Energie über mich hinwegglitt und die Schmerzen in meinen Knien linderte, wenn auch nicht die Schmerzen in meinem Herzen. Ja, ich war deprimiert und ja, ich hatte gerade alles verloren, aber ich fühlte mich mit dem Dreck der Oberfläche auf der Haut auch wie ein Schmutzfink und wenn der Zauber mich säuberte, dann umso besser.
    Ich schauderte, als der Fluch mich verließ, und sah zu Al auf, als er eine moderne Stahlrandbrille herauszog und auf seine Nase schob. Sie hatte einen Gleitsichtstreifen, und ich wusste genau, dass er sie nicht brauchte.

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