Rachel Morgan (9) - Blutdämon
helfen.«
Die Frau hatte panische Angst, und sie tat mir leid. Sie kämpfte seit drei Tagen gegen Ku'Sox und hatte zusehen müssen, wie zwei ihrer Kollegen bei lebendigem Leib gefressen worden waren. Und trotzdem stand sie hier vor mir, bereit, bis zum letzten Moment zu kämpfen. Ich wollte sie nicht hierhaben. Ich brauchte sie in der Stadt, um mir ein Kollektiv zu suchen.
Meine Haare wehten im Wind, und ich lächelte über das Gefühl.
Konzentrier dich, Rachel, konzentrier dich.
»Würdest du für mich zurück in die Stadt fahren?«, fragte ich, weil ich davon ausging, dass der I.S.-»Fahrer« die Schlüssel dagelassen hatte.
»Dich ... v-verlassen?«, stammelte sie. Ich ergriff ihren Arm und führte sie zum Van zurück. »Ich kann helfen!«
»Darauf verlasse ich mich auch«, sagte ich. »Du musst zurückfahren. Halt an jeder Kirche an, die du finden kannst. Dort sind Leute, richtig? Bring sie dazu, die Glocken für mich zu läuten.«
Sie starrte mich an und riss die blauen Augen auf. »Für ein Kollektiv«, sagte sie atemlos. Sie verstand, worum ich bat. Ein stadtweites Kollektiv hatte es seit dem
Wandel
nicht mehr gegeben. Es war gleichzeitig eine Warnung und ein Zusammenschluss. Ein Akt des Vertrauens. Ich wusste nicht, ob sie mir helfen würden oder nicht, aber wenn sie es nicht taten, würde ich versagen, und sie würden deswegen leiden.
»Ich werde es tun«, erklärte sie mit brechender Stimme. »Rachel, selbst wenn ich ein Feuer mitten in San Francisco legen muss, ich werde dir ein Kollektiv besorgen. Ich verspreche es.«
Irgendwie schaffte ich es zu lächeln und stolperte, als sie mich kurz umarmte. Ihre Augen schwammen in Tränen, als sie sich von mir löste.
Ich blinzelte schnell, um nicht auch zu weinen. »Danke«, sagte ich, und ihre staubigen Schuhe mit den kleinen Schleifen schabten über den Boden, als sie rückwärts-ging. »Lass dir nicht zu viel Zeit.«
Mit einem Nicken drehte sie sich um und ging zum Van zurück. Die Tür quietschte, als sie sie öffnete und einstieg. »Zumindest kann ich nicht im Verkehr steckenbleiben«, erklärte sie, bevor sie die Tür zuknallte.
Das Brummen des Motors wurde von den leeren Gebäuden zurückgeworfen, als der Van umdrehte. Ich spürte Pierce neben mir, und zusammen beobachteten wir, wie sie davonfuhr. Das Motorengeräusch verklang schnell, und dann waren wir allein. Irgendwie. Ku'Sox war hier irgendwo.
Nervös rieb ich die Handflächen aneinander. »Glaubst du, sie haben uns am falschen Strand abgesetzt?«, fragte ich, und Pierce ergriff meine Schultern und drehte uns so, dass wir der Bucht den Rücken zuwandten und auf die Hügel von San Francisco schauten. Von hier aus wirkte alles normal, wenn auch ein wenig ruhig und mit zu sauberer Luft. Wenn ich bei dieser Sache schon Begleitung hatte, konnte ich es schlimmer treffen als mit Pierce.
»Rachel«, sagte Pierce, und die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme traf mich. Er würde etwas sagen, etwas Übertriebenes, um seinen Teil an meiner Verfluchung wettzumachen. Aber ich war ein Dämon, und er hatte sein Leben der Aufgabe gewidmet, Dämonen zu töten. Ich wollte es nicht hören.
»Warte«, unterbrach ich ihn. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich, dass er viel zu nahe stand. Ich bewegte mich nicht, als er eine Hand ausstreckte, um mich zu stützen und mich auch nicht losließ, nachdem ich mein Gleichgewicht gefunden hatte. Sein staubiges Haar stand in alle Richtungen ab und ließ ihn liebenswert wirken, als er im Wind die Augen zusammenkniff. Er wirkte entschlossen, und ich wusste, dass er die Stärke hatte, sich voll dem zu widmen, was er für wichtig hielt. Er dachte, er würde mich lieben, und hatte mir sogar vergeben, dass ich ihn davon abgehalten hatte, Al zu töten. Es brach mir das Herz.
Und ich werde weinen, wenn ich gehe, weil ich dich für immer lieben könnte.
Ich konnte ihn nicht lieben. Ich würde ihn langsam zerstören, und das wollte ich nicht.
Ich lehnte mich zu ihm und wünschte mir, ich würde nicht nach Jenseits und Dämonen stinken. Er blinzelte, als er meine Absicht erkannte, und seine Hände bewegten sich. Eine glitt zu meinem Nacken, mit der anderen hielt er meine Finger. Ich legte den Kopf schräg und öffnete leicht die Lippen. Mit der Macht einer Kraftlinie trafen wir uns, und ich zitterte.
Ich fühlte, wie mir eine Träne über das Gesicht rann, als Pierce mich hielt. Es war noch Platz zwischen uns, als wir uns küssten, und es war fast schmerzhaft, als unsere Lippen sich
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