Rachel Morgan (9) - Blutdämon
ist nur ein Dämon«, sagte Pierce und machte damit alles noch schlimmer.
Ein Dämon, der meine Freunde als Geiseln hielt. Ich schnüffelte und starrte aus dem Fenster auf die Sonne. Leere Straßen. Am Hafen schossen Boote mit der Aufschrift SEHT DIE WALE! an uns vorbei. »Stinke ich?«, flüsterte ich, und seine Hand zuckte leicht. Ich wandte den Blick ab, weil ich nicht auf seine Antwort warten musste. Ich hatte es mir schon gedacht. Und bei allem, was um mich herum passierte, machte ich mir Sorgen, wie ich roch. Aber es war wichtig.
»Ich achte nicht darauf. Du warst im Jenseits. Ich bemerke es kaum noch.«
Warum war er so nett zu mir? Ich verdiente es nicht. Aber ich brauchte es. Ich atmete tief durch und sagte: »Danke für die Hilfe.« Ich hob den Blick, um Vivian und Oliver einzuschließen. »Euch allen.«
Oliver schnaubte. »Wenn wir irgendetwas tun könnten, hätten wir dich nicht beschworen«, sagte er. »Ich bin nur hier, um sicherzustellen, dass du nicht fliehst.«
Vivian brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. »Was brauchst du?«, fragte sie und zog ihr Handy aus einer Innentasche ihres Mantels. »Egal, was.«
Das Auto bog ab, und die neue Hexenzirkel-Brosche an Pierces Kragen schickte kleine Lichtblitze durch das Auto, wie es Jenks' Flügel sonst taten. Ich starrte auf Vivians Handy, während sie auf meine Antwort wartete. Mein Herz krampfte sich zusammen. Ihr Telefon war so klein, schwarz-silbern mit winzigen Knöpfen, die alles konnten außer Orangen auspressen. Ivy würde es lieben.
Ich kniff die Augen zusammen, um nicht zu weinen. Verdammt, Dämonen weinten nicht, nicht mal wenn ihre Freunde von psychotischen Irren in Geiselhaft gehalten wurden.
Als ich die Augen wieder öffnete, bemerkte ich den Blick des Fahrers im Rückspiegel. Ich war mir sicher, dass er irgendein I.S.-Lakai war, der seinem Boss alles berichten würde, was ich sagte. Auch in Ordnung. Ich wollte, dass auch sie das hörten. »Trent hat mir einen Fluch gegeben«, setzte ich an, und Pierce lächelte.
»Ich war dort«, sagte er in einem Versuch zu scherzen, der kein Erfolg war. In seinen Augen stand bei der Erinnerung wieder Wut darüber, wie hilflos er gewesen war. »Das tut nichts zur Sache.«
Ich leckte mir die Lippen und starrte an Vivian und Oliver vorbei auf den Fahrer. »Er hat ihn mir gegeben, damit ich ihn an Ku'Sox weiterreiche und ihn damit endgültig ins Jenseits banne, aber ich brauche ein Kollektiv, um ihn zu übertragen.«
Vivians Blick wurde scharf. »Er hat das geplant? Warum ist er dann gegangen?«
Trent war weg? Dreck, vielleicht hatte ich Unrecht.
»Ku'Sox muss getötet werden, nicht gebannt«, erklärte Pierce angespannt. »Der Elfenbastard wird ihn sonst nur wieder beschwören. Ich bin gesonnen zu vermuten, dass der janusgesichtige Halunke jetzt derjenige ist, der ihn beschwört.«
»Wir werden deinen Namen nicht reinwaschen, wenn der Dämon zurückkommen kann!«, tobte Oliver.
»Ich glaube nicht, dass ich Ku'Sox töten kann«, sagte ich und starrte Pierce böse an. »Und zweitens: Ku'Sox ist alleine hier, unbeschworen. Er ist etwas Besonderes, erst nach dem Jenseits geschaffen und daher nicht ans Jenseits oder den Lauf der Sonne gebunden. Die Dämonen wollen ihn nicht, weswegen er mit demselben Fluch, den Trent mir gegeben hat, hierher verbannt wurde. Trent hatte sich gedacht, dass ihr euch nicht an die Abmachung halten würdet, die wir letztes Frühjahr im FIB geschlossen haben. Deswegen hat er Ku'Sox befreit. Trent denkt, ich könne ihn besiegen, den Fluch auf den durchgeknallten Irren übertragen.« Mein Blick wanderte zu Oliver und bohrte sich in seinen. »Nachdem du mir meine Staatsbürgerschaft versprochen hast, natürlich. Diese ganze Sache ist nur dein Fehler, Oliver.«
Oliver holte Luft, um etwas zu sagen, dann hielt er den Atem an und kniff die Augen zusammen.
»Du dämlicher ... politischer ... Bastard!«, rief Vivian.
Ich zuckte mit den Achseln und schaute aus dem Fenster, um zu entdecken, dass wir bereits die Strandpromenade mit all ihren Touristenfallen erreicht hatten.
Wenn Trent etwas wollte, war ihm egal, wer verletzt wurde, um es zu bekommen. »Er hat Ku'Sox befreit, weil er wusste, dass Oliver sein Versprechen nicht halten würde, außer, man zwingt ihn dazu«, sagte ich und war mir nicht sicher, wie ich mich dabei fühlte. »Trent hat mir meine Freiheit versprochen, und Ku'Sox ist sein Druckmittel.«
»Dafür kann man doch nicht mir die Schuld geben«, protestierte
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