Rachel Morgan (9) - Blutdämon
Meine Augen schossen zu dem kühlen Metall an meinem Handgelenk. »Und was ist das?« Ich trug ein Band aus verzaubertem Silber. Kein Wunder, dass ich Kopfweh hatte. Ich war von den Linien abgeschnitten.
»Nimm es nicht ab!«, kreischte Jenks, als ich versuchte, es über meine Hand zu schieben. Ich hielt inne, weil seine Heftigkeit mir Angst machte. Vielleicht war meine Aura noch nicht genug geheilt, um eine Kraftlinie anzuzapfen.
Scheinbar gelassen zog Trent seine Ärmel zurecht. Auf seiner Wange war deutlich mein Handabdruck zu sehen. Auf der anderen Seite hatte er eine große Prellung, die sich bis unter seinen Haaransatz zog und ziemlich übel aussah. Um seine rechte Hand lag ein Verband, und meine Wut verpuffte, als ich feststellte, dass ihm zwei Finger fehlten, genau wie in meinem Traum.
Was ist passiert?
»Hättest du mich geküsst, wenn du gewusst hättest, dass es wirklich war?«, fragte er, und als ich ihn einfach nur mit rotem Gesicht anstarrte, drehte er sich um. »Ivy. Jenks«, sagte er und griff mit steifen Bewegungen nach einem Gehstock. »Es war mir ein Vergnügen.«
Mir fiel die Kinnlade runter, als er sich humpelnd zur Tür bewegte. Dann sah ich seinen Fuß. Er war eingegipst. »Trent, warte!«, rief ich, aber er ging einfach mit steifem Rücken weiter. Jenks und Ivy wechselten einen vielsagenden Blick, während ich versuchte, aufzustehen, es aber nicht schaffte. »Trent, es tut mir leid, dass ich dich geschlagen habe. Komm zurück. Bitte! Danke, dass du mich da rausgeholt hast. Lass mich nicht hinter dir herkriechen. Es tut mir leid. Verdammt nochmal! Es tut mir leid!«
Er hielt an, auch wenn er mit einer Hand schon die große Zimmertür offen hielt. Die Geräuschkulisse des Flurs drang in den Raum, gleichzeitig vertraut und verhasst, und dann ... ließ er die Tür wieder zufallen und drehte sich um. Ich atmete auf und ließ mich erschöpft gegen das hochgeklappte Kopfende fallen.
»Hey, Rache!« Jenks brummte näher. »Wie ist es so, tot zu sein?«
»Es ähnelt sehr einem Hausfrauenleben in den sechziger Jahren. Was ist passiert?« Trent hatte gesagt, dass ich drei Tage bewusstlos gewesen war. Drei Tage? Wo war Pierce? Und Bis?
Meine Augen schossen zum Schrank, und eine neue Angst breitete sich in mir aus, als ich ihn darauf entdeckte. Der Gargoyle schlief. Er war grau vor Erschöpfung und hielt eine Babyflasche in den Händen. Aber was mir Angst machte, war die Tatsache, dass ich genau gewusst hatte, wo er war. Selbst abgeschnitten von den Kraftlinien hatte mein Blick ihn sofort gefunden. Bis hatte mich gerettet. Unsere Schicksale waren aneinander gebunden, und es gab nichts, was ich dagegen unternehmen konnte. Er hatte mich erwählt, und ich war für ihn verantwortlich. Lebenslang.
Ivy stand auf, und ich war nicht überrascht, als sie sich über das Bett lehnte und mich umarmte, so dass meine Gedanken sich auflösten. Der würzige Geruch von Vampir legte sich über mich, besser als ein Beruhigungszauber. Ich lächelte zu ihr auf und fühlte mich geliebt. »Willkommen zurück«, flüsterte sie, dann löste sie sich von mir, ihre Augen schwarz und voller Tränen. »Ich muss gehen, aber ich werde zurückkommen, wenn es Abendessen gibt.«
»Du gehst?«, fragte ich. Mir gefiel gar nicht, wie wackelig meine Stimme war. »Warum?«
»Jenks und ich haben etwas zu erledigen«, sagte sie und warf dem Pixie einen vielsagenden Blick zu.
Jenks schwebte zwischen uns und verlor roten Staub. Er hatte in seiner besten Peter-Pan-Pose die Hände in die Hüften gestemmt. »Was denn?«, blaffte er sie an. »Wir saßen hier drei Tage lang nur rum, während du wegen Rachel rumgestöhnt und gemotzt hast, und jetzt, wo sie wach ist, willst du gehen?«
Mein Blick wanderte zu Trent, der mit dem Rücken zu uns am Fenster stand.
»Ja«, sagte Ivy. Ich zuckte zusammen, als sie meine Decke einsammelte und nach oben zog, bis sie meine Arme bedeckte. Sie waren rosa, als hätte ich einen Sonnenbrand. Ivy und Jenks wirkten okay, aber Trent sah furchtbar aus. Bis wirkte auch ein wenig ausgezehrt. Ich hatte Angst, in den Spiegel zu sehen. Ich hatte aus jeder Pore geblutet. Und Trent hatte mich gerettet. Vielleicht zweimal. Vielleicht dreimal.
Ivy bemerkte meine Sorge und zog sich zurück.
»Wir sehen uns, Rache«, erklärte Jenks und brummte laut, als Ivy mich ein letztes Mal an der Schulter berührte, bevor sie mit selbstbewusst klappernden Absätzen den Raum verließ. Ich erinnerte mich, das Geräusch in meinen
Weitere Kostenlose Bücher