Rachel Morgan (9) - Blutdämon
anstarrte.
»Sie ist ganz dein, Jeeves«, sagte ich und schloss die Augen, als ich versuchte, mich zu sammeln. Es würde eine lange Fahrt werden. Sie blieben gerade mal drei Sekunden geschlossen, dann riss ich sie wieder auf, als Trent den Rückwärtsgang reinprügelte und zu viel Gas gab, so dass ich mich am Armaturenbrett abstützen musste. »Immer langsam!«, schrie ich und starrte Trent an, der konzentriert in den Rückspiegel sah.
»Pass auf, wo du dieses Stück blaue Scheiße hinfährst!«, brüllte jemand, und ich drehte mich zu einem Geschäftsmann hinter uns um, der schlecht gelaunt nach seinem Auto suchte.
Ich wollte schon etwas angemessen Unhöfliches zurückschreien, aber Trent hatte bereits das Lenkrad herumgerissen und gab Gas, so dass der Mann in einer Staubwolke zurückblieb. »Wenn wir in St. Louis sind, mieten wir uns ein richtiges Auto«, murmelte Trent.
»Am Auto meiner Mom ist nichts auszusetzen«, blaffte ich.
Trent schwieg und starrte geradeaus, aber ich kochte vor mich hin. Am Auto meiner Mom gab es nichts auszusetzen. Absolut nichts.
5
Ein schmaler Streifen Nachmittagssonne wärmte meinen Arm. Ich fuhr — Überraschung! —, und der Fahrtwind hatte dafür gesorgt, dass meine Haare so verknotet waren, dass ich eine ganze Flasche Spülung brauchen würde. Wir hatten drei Stunden nach Aufbruch angehalten, um Jenks ein Klo und etwas zu essen zu besorgen, und danach hatte Jenks mir erklärt, dass er jetzt schlafen würde. Elfen hatten einen ähnlichen Schlafrhythmus, und auch wenn er nichts gesagt hatte, war offensichtlich, dass Trent langsam müde wurde, also hatte ich angeboten, das Steuer zu übernehmen.
Tatsächlich, überlegte ich, als ich auf den schlafenden Trent sah, waren die letzten vier Stunden recht nett gewesen. Trents Gesicht war hübsch, wenn er nicht finster dreinblickte. Seine Jeans und das Hemd ließen ihn vollkommen anders aussehen — irgendwie attraktiver als in seinem üblichen Anzug. Vielleicht zugänglicher. Der Wind bewegte sein feines Haar, als er an der Tür lehnte, so weit von mir entfernt wie nur möglich.
Ich konnte einfach den Arm ausstrecken und ihn schlagen, wenn mir danach war. Mir hatte die stillschweigende Verachtung gegenüber dem Auto meiner Mom nicht gefallen. Dann hatte es eben keine sechs Lautsprecher oder elektrische Fensterheber oder eine Zentralverriegelung. Es war nicht schick, und das Blau gefiel auch mir nicht besonders. Aber in dieser Altdamen-Schaukel konnte ich zehn Stundenkilometer mehr fahren als in meinem leuchtend roten Flitzer und wurde trotzdem nicht angehalten. Und es gab eine Menge Becherhalter.
Ich schob mir eine lose Strähne hinter das Ohr und beäugte neidisch Trents Sonnenbrille, die auf der Ablage lag, während er schlief. Ich wette, mir würde sie besser stehen als ihm. Ich bekam Kopfweh von der Sonne, und fast hätte ich nach ihr gegriffen — bis mir auffiel, dass Trent die Hände zu Fäusten geballt hatte, sogar im Schlaf. Okay, vielleicht war er doch nicht so entspannt, wie er mich glauben lassen wollte. Trotzdem, es sagte einiges, dass er überhaupt eingeschlafen war.
Ich schaute über das platte Land, durch das wir seit ungefähr einer Stunde fuhren, und fragte mich, ob ich schlafen könnte, während Trent fuhr. Die Situation war seltsam, und das nicht nur, weil eine Hexe, ein Elf und ein Pixie quer durch Amerika fuhren. Ich schuldete Trent immer noch den Fluch, um ihn von der Vertrautenbindung zu befreien, und Schuldgefühle nagten an mir.
Beunruhigt schaute ich auf meine Tasche, in der sich der Fluch befand, dann wieder auf die Straße. Ein kurzer Blick in den Rückspiegel überzeugte mich davon, dass Jenks immer noch schlief. Wie eine winzige geflügelte Katze lag er unter dem Heckfenster. Seufzend richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf die Landschaft. Ich war noch nie so weit gefahren, und die unbewohnten Weiten beunruhigten mich. Die Straße war vor dem
Wandel
gebaut worden, und es war unheimlich, durch ausgestorbene Städte zu fahren. Sie waren während der Seuche, aus der der
Wandel
geboren worden war, aufgegeben worden. Die Bäume, die durch Hausdächer wuchsen, und die großen gelben M's und die alten Tankstellenschilder hoch über den neuen Wäldern verursachten mir Gänsehaut.
Die Vegetation, die die alte Zerstörung überzog, erinnerte mich irgendwie an das Jenseits, und neugierig hob ich mein zweites Gesicht. Meine Kopfhaut kribbelte, und kalte Schauder glitten mir über den Rücken, als das rot
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