Rachel Morgan (9) - Blutdämon
gefärbte Jenseits sich hob. Die Sonne schien zwei Schatten zu werfen, aber abgesehen von der Straße, die jetzt zerbrochen und von Unkraut überwuchert war, sah alles ziemlich gleich aus. Sonnengebackene Wiesen erstreckten sich von Horizont zu Horizont. Dämonen sammelten sich dort, wo es Kraftlinien gab, und lebten unter der Erde, wo sich so gut wie nichts veränderte.
Laut Al war das Jenseits eine zerbrochene Realität, unfähig, allein zu bestehen, und wurde hinter unserer Realität entlanggeschleppt, damit verbunden und am Leben gehalten von den Kraftlinien. Energie floss zwischen ihnen hin und her wie bei den Gezeiten und verhinderte, dass das Jenseits verschwand, während dieser Fluss gleichzeitig dafür sorgte, dass in der anderen Realität alles zerstört wirkte. Es war ein zerbrochenes Spiegelbild der Realität. Wenn in Cincinnati ein neues Gebäude gebaut wurde, erschien es auch im Jenseits, aber es würde schon anfangen, zusammenzubrechen, bevor es fertig war. Deswegen lebten Dämonen unterirdisch. Wir erbauten unterhalb einer gewissen Tiefe nicht viel, also veränderte sich dort nichts außer dem, was die Dämonen für sich selbst schufen. Sie benutzten Gargoyles als Vertraute und zogen so Kraftlinienenergie tief in die Erde, um sie dort zu verwenden.
Aber hier, in den Weiten zwischen den großen Kraftlinienhäufungen, gab es nur unendliches rot gefärbtes Nichts: Bäume, Gras, Büsche. Man sollte meinen, als Erdhexe würde ich die Natur mögen, aber so war es nicht. Zumindest nicht diese Natur. Sie fühlte sich kaputt an. Und es half auch nicht, dass das Jenseits hier fast normal wirkte. Mal abgesehen von den schwarzen Stellen ...
Blinzelnd versuchte ich herauszufinden, was sie waren. Ich hatte sie in Cincinnatis Version des Jenseits nie gesehen und unter der roten Sonne glitzerten sie silbern, wie eine Hitzespiegelung oder irgendwas, aber sie spiegelten ... nichts.
Immer noch mit meinem zweiten Gesicht schaute ich über die Bäume hinweg auf St. Louis und fühlte mich besser, als ich hohe Gebäude ausmachte, selbst wenn sie hier zerstört wirkten. Wir waren dem Ziel nahe. Ich ließ mein zweites Gesicht fallen, drehte mich und zog mein Handy aus der hinteren Hosentasche. Ich hatte vorhin eine SMS von Ivy bekommen, als sie ihr Flugzeug bestiegen hatte, und dann noch eine nach der Landung. Wir wollten uns am Gateway Arch treffen. Ich sollte sie anrufen.
»Was hast du gerade getan?«, fragte Trent plötzlich. Ich zuckte zusammen und ließ mein Handy fallen.
»Scheiße, Trent!«, kreischte ich. »Wie lange hast du mich schon beobachtet?« Ich wurde rot und schaute nach hinten, doch Jenks bewegte nur die Hügel und verlor kurz silbernen Staub, bevor er weiterschlief. »Ich rufe Ivy an.«
Trent setzte sich auf und rieb sich den rechten Oberarm, wo er sein Vertrautenmal trug, bevor er sich nach vorne beugte, um mein Telefon zwischen meinen Füßen herauszuziehen. »Du hast vergessen, dass ich da bin«, sagte er, als er es mir gab, und lächelte, als würde ihm das gefallen. »Was hast du getan? Ich meine, vorher. Du hast dir etwas angesehen, und es war nicht die Aussicht. Deine Aura hatte einen Schatten. Das habe ich noch nie gesehen.«
Super. Er hatte mich beobachtet. Ich verzog das Gesicht und konzentrierte mich auf die Straße. Je näher wir der Stadt kamen, desto dichter wurde der Verkehr. »Wirklich?«, fragte ich kurz angebunden. Jenks hatte mir einmal dasselbe gesagt, als ich hohe Magie gewirkt hatte. Mir gefiel es nicht, dass mein »Auraschatten« auftauchte, wenn ich mein zweites Gesicht einsetzte. Ich lächelte ihn an, als wäre alles in Ordnung und warf ihm das Telefon wieder zu. Er fing es ohne Probleme. »Würdest du Ivy für mich anrufen? Sag ihr, wo wir sind.«
Er warf es zurück, und es landete in meinem Schoß. »Ich bin nicht dein Sekretär.«
Mann, das war einfach unhöflich, dachte ich und driftete absichtlich von der rechten Spur nach links, als ich das Handy aufklappte.
Trent klammerte sich an den Türgriff, und auf dem Rücksitz schrie Jenks: »Hey! Rache! Was zur Disneyhölle tust du?«
Ich lächelte mein schönstes Lächeln, bis Trent knurrte: »Gib mir das Handy.«
»Danke«, flötete ich, ließ es in seine Hand fallen und kurbelte das Fenster hoch, damit er besser hören konnte. Er schien in seinen Jeans und dem Hemd so harmlos, und ich fragte mich, wie viel von seiner Ausstrahlung er seiner Kleidung verdankte. Jenks wusste es offensichtlich zu schätzen, dass der
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