Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
Tür aus, hielt es aber nicht für nötig, irgendwelche Erklärungen abzugeben. Sollte er ruhig glauben, dass sie auf seinen Trick anspielte, sie überraschend in seine Arme zu reißen. Ihr ging es um Ernsteres.
Kelly öffnete die Tür mit Nachdruck und marschierte in die Kälte hinaus. Es tat ihr gut, dass der eisige Wind ihre heißen Wangen kühlte. Er vertrieb ihre düsteren Gedanken und erinnerte sie daran, dass sie noch lebendig war, selbst wenn gerade etwas in ihr gestorben war.
„Ich begleite dich zum Wagen.“ Sofort war Matt neben ihr, ohne Jacke, und versuchte, seine langen Schritte ihren energischen kurzen anzupassen.
„Gib dir keine Mühe.“
„Es macht mir keine Mühe.“
„McCafferty, ich bin ein Cop. Ich finde allein nach Hause.“
„Warte kurz.“
Kelly wartete nicht. Sie marschierte einfach weiter, pflügte durch die knirschende weiße Schneedecke und achtete nicht auf die Flocken, die vom dunklen Himmel herabfielen.
„Kelly, was zum Teufel ist passiert?“, fragte Matt, als sie die Wagentür aufriss.
„Ich bin endlich aufgewacht“, erklärte sie und schlüpfte hinter das Steuer ihres Wagens. „Matt, ich muss los. Ich werde zurückkommen, um Rachel zu verhören, und ich werde dich über die Ermittlungen auf dem Laufenden halten. Aber ich habe auch nachgedacht. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass es weder für dich noch für mich eine gute Idee ist, wenn wir uns weiter aufeinander einlassen.“
„Warte doch mal …“
„Hör mir zu. Das in Seattle war wirklich sehr nett. Aber ich glaube, ich sollte mein Ziel nicht aus den Augen verlieren.“ Und Abstand halten. Kelly schenkte seinem fragenden Blick keine Beachtung, auch nicht den Schatten, die über sein markantes Gesicht spielten, nicht dem Schmerz, der durch ihre Brust zuckte. „Ich darf nichts tun, was meinen Berufspflichten zuwiderläuft.“
„Ich dachte, darüber haben wir schon gesprochen.“
„Und ich habe noch mal darüber nachgedacht. Du und ich, wir haben unterschiedliche Interessen. Wir sind mit unserem Leben an zwei verschiedenen Stellen angekommen.“
„Hört sich an wie auswendig gelernt.“
„Ist es aber nicht. Ich mache nur meine Arbeit. Und du lebst auf deiner Ranch.“
„Und?“
„Mehr gibt es nicht zu sagen. Ich werde mich in die Ermittlungen stürzen und den Mordversuch aufklären. Du fährst zurück an die Grenze zu Idaho.“ Kelly steckte den Schlüssel ins Zündschloss. „Leb wohl, Matt.“ Wieder krampfte sich ihr Herz zusammen, und sie bemerkte an seiner Miene, wie aufgewühlt er war. Matt war fassungslos, und an der pochenden Ader an seiner Schläfe konnte man sehen, wie die Wut langsam in ihm hochkochte.
Reiß dich zusammen, dachte Kelly wieder, legte einen Gang ein und umklammerte das Steuer mit den Händen. Er wird darüber hinwegkommen.
So wie er bisher immer darüber hinweggekommen ist.
Was zum Teufel war gerade geschehen? Mechanisch packte Matt eine Jeans, zwei Hemden und sein Rasierzeug in den Seesack. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, warum Kelly sich plötzlich so verändert hatte. Eben hatte sie noch heftig mit ihm geflirtet, und er war drauf und dran gewesen, Thorne und Nicole zu beneiden. Denn die beiden – und nicht etwa Kelly und er – würden heiraten. Und dann, ein paar Minuten später, nachdem er mit Kavanaugh telefoniert hatte, zeigte sie ihm plötzlich die sprichwörtliche kalte Schulter und erklärte ihm, dass es mit ihrer heißen Liebesaffäre vorbei war.
Das kaufte er ihr einfach nicht ab.
Keine Frau würde sich so leidenschaftlich hingeben, wie sie es getan hatte – und ihn dann eiskalt stehen lassen. Jedenfalls nicht ohne Grund, und dieser Grund musste schon verdammt gut sein.
Matt zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch und warf sich die Tasche über die Schulter. Dann ließ er den Blick ein letztes Mal durch sein Schlafzimmer schweifen und verdrängte das Gefühl, dass er mehr hier zurückließ als nur ein knarzendes Doppelbett und eine Sammlung verstaubter Rodeo-Trophäen.
Ja. Es ging eindeutig um mehr. Nicht nur um seine Brüder und seine Halbschwester, sondern auch um die Zwillinge, um das Baby und Kelly. Du lieber Himmel, warum tat ihm die Aussicht weh, sie ein paar Tage lang nicht zu sehen? Schlimmer noch, warum schmerzte es ihn, sie vielleicht nie wieder zu küssen, sie nie wieder zu berühren, nie wieder zu lieben?
Vergiss es, redete er sich krampfhaft ein, sie ist nur eine Frau. Aber es nützte nichts. Weil er das Problem
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