Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
genau erkannt hatte: Kelly war eben nicht nur eine Frau.
Verärgert fluchte Matt in sich hinein, denn er hatte keine Zeit, endlos zu grübeln. Noch heute Abend musste er auf seine Ranch zurückkehren. Er hatte den Zeitpunkt ohnehin schon viel zu weit hinausgeschoben. Außerdem würde Striker sich hier auf der Flying M einquartieren. Zusammen mit Thorne und Slade würde der Privatdetektivschon dafür sorgen, dass Rachel und das Baby in Sicherheit waren.
Außerdem wollte Matt zurückkehren. Bald. Wegen seiner Familie. Wegen der unaufgeklärten Attentate auf Rachels Leben. Und, was viel wichtiger war, wegen Kelly.
„Du gehst nicht zur Hochzeit? Was soll das heißen?“, fragte Karla, schaute auf ihre Uhr und schob das letzte Stück Pizza quer über den Tisch zu Kelly. Die Schwestern saßen bei Montana Joe’s direkt unter dem ausgestopften Bison-Kopf mit den Glasaugen. Die Gäste strömten zur Mittagspause in das Restaurant, klopften sich den Schnee von den Stiefeln, wickelten sich aus Schals und Jacken und vertieften sich in die Speisekarten. Ein alter Song von Madonna übertönte die Unterhaltung, und das Küchenpersonal rief eine fertige Bestellung leise über das Mikrofon aus.
„Ich dachte, dass du richtig scharf darauf bist, mit den McCaffertys zusammen zu sein.“
„Aus deinem Mund klingt es so, als wäre ich eine Verräterin.“
„Und? Bist du?“ Karla hob die Brauen und klaute ein Stück Schinken von der übrig gebliebenen Pizza.
„Nein, ich glaube nicht. Aber dafür bin ich überzeugt, dass es keine besonders gute Idee war, Beruf und Privatleben zu vermischen.“
Seufzend sank Karla in die Kissen auf der Sitzbank. „Wie enttäuschend!“ Sie breitete die Serviette über die Pizzareste.
„Ich dachte, du hältst nichts von der Geschichte?“
„Hab ich auch nicht. Tu ich immer noch nicht. Aber … verdammt noch mal, ich hatte gerade wieder begonnen, an die Liebe zu glauben, verstehst du? Es hat so geklungen, als ob … du weißt schon, wie eine dieser alten Geschichten über die Kinder zweier verfeindeter Familien, die sich heiß und innig lieben. Ein Drehbuch wie bei Romeo und Julia.“
„In deinen rosaroten Träumen.“
„Ich dachte, ich hätte vielleicht nur Pech gehabt. Dass es vielleicht doch noch Hoffnung gibt. Denn wenn du die echte Liebe gefunden hast, gibt es für mich vielleicht auch noch eine Chance. Das dritte Mal muss es einfach klappen.“
„Tut mir leid, dass deine Träume zerplatzt sind.“ Seufzend schauteKelly auf die Uhr. „Karla, du bist einfach hoffnungslos romantisch.“
„Du weißt doch, es ist meine einzige Schwäche.“
„Du hast nur eine einzige?“
„Natürlich.“
„Übrigens“, fuhr Kelly fort, „es ist schon zehn vor eins.“
„Oh, du liebe Zeit – ich muss mich beeilen! Eine Stammkundin kommt zum Waschen und Schneiden.“ Karla stand auf, schlüpfte in den wollenen Poncho und drückte sich den Wildlederhut auf die Frisur.
„Du siehst aus wie der Bösewicht in einem der uralten Clint-Eastwood-Filme.“
„Danke für das Kompliment.“
„Oder sogar in einem noch älteren“, fuhr Kelly ungerührt fort. „Einem Spaghetti-Western.“
„Kann es sein, dass ich irgendeine Wiederholung im Spätprogramm verpasst habe?“, fragte Karla und schob sich die Hutschnur unter das Kinn. „Mal ernsthaft, Kelly. Du solltest noch mal darüber nachdenken, was du mit diesem Matt McCafferty anfängst. Mom und Dad würden sich schon daran gewöhnen. Niemand würde deshalb einen Herzanfall bekommen. Jedenfalls nicht sofort.“
„Woher dieser plötzliche Sinneswandel?“, wollte Kelly wissen und griff nach ihrer Jacke auf der Rückenlehne der Sitzbank.
„Ganz einfach. Ich möchte, dass du glücklich bist. Und in den letzten Wochen bist du viel fröhlicher gewesen als sonst. Es ist schön, dich lächeln zu sehen.“
„Aber ich lächle doch dauernd.“
„Nein, das stimmt nicht. Dein Job zerrt an deinen Nerven, ob du es zugeben willst oder nicht. Und du bist allein. Das ist nicht gut. Deine Arbeit ist dein Leben, ja, ich weiß. Du arbeitest praktisch rund um die Uhr. Auch das ist nicht gut. Kelly, es zieht dich regelrecht runter. Manchmal siehst du aus wie eine Vogelscheuche.“
„Vielen Dank.“
„Das sollte kein Witz sein. Du kannst dich nicht Tag und Nacht von der Arbeit bestimmen lassen.“
Eigentlich wollte Kelly widersprechen, aber sie hielt den Mund. Erstens hatte Karla recht. Kelly arbeitete wirklich Tag und Nacht. Seit sie Matt vor ein paar
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