Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
auch nicht, mit Höchstgeschwindigkeit über den Highway zu rasen, wenn eine Verfolgungsjagd es erforderte. Und jetzt ließ sie sich durch eine schlichte Hochzeit mit anschließendem Empfang einschüchtern?
Es ging nur um einen einzigen Abend. Irgendwie würde sie es schon überstehen. Just in dem Moment, als sie nach ihrer Jacke griff und prüfte, ob sie die Schlüssel dabei hatte, klingelte das Telefon. Beinahehätte sie es ignoriert, nahm dann aber beim dritten Klingeln ab.
„Kelly?“ Ihre Schwester klang so atemlos, als wäre sie gerannt.
„Das hier ist mein Haus. Du hast mich angerufen. Wer sollte sonst dran sein?“
„Was weißt du über einen Fonds, der für Mom eingerichtet wurde?“, fragte Karla unbeirrt.
„Ein Fonds?“
„Genau. Mom hat einen Brief von einer Anwältin in Missoula erhalten. Janine Parsons heißt die Frau, und sie behauptet, dass Mom Geld aus einem Fonds bekommen soll.“
„Warum?“
„Das frage ich dich.“
„Haben sie es ihr nicht erklärt?“
„Nein. Mom hat die Kanzlei angerufen und mit dem Anwalt gesprochen. Aber er hat sich ziemlich ausweichend verhalten, wollte keine Informationen rausrücken. Meinte, dass in ein paar Wochen alles klar wird. Komisch, nicht?“
„Allerdings.“
„Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, habe ich Mom und Dad erklärt. Aber du weißt ja, wie sie sind. Die beiden glauben jetzt, dass es sich um einen Irrtum handeln muss. Was meinst du?“
„Wie heißt die Kanzlei?“
„Jansen, Monteith & Stone.“ Karla hielt kurz inne. „Mom meinte, dass John Randall immer mit dieser Kanzlei zusammengearbeitet hat. Könnte es sein, dass da zufällig ein Zusammenhang besteht?“
„Karla, ich bin Polizistin. Ich glaube nicht an dumme Zufälle.“
„Und ich bin Friseurin, Kelly. Ich glaube an Wiedergeburt, an gespaltene Persönlichkeiten, an Lottogewinne und, nur damit ich nichts vergesse, an dumme Zufälle. Und jetzt viel Spaß auf der Hochzeit.“
„Spaß werde ich ganz sicher nicht haben.“
„Das stimmt wahrscheinlich, wenn du mit dieser Einstellung hingehst. Komm schon, Kelly, Kopf hoch. Es wird dich schon nicht umbringen.“
Kelly war sich da nicht so sicher.
Matt fuhr sich mit zwei Fingern unter den Kragen seines Smokinghemdes und zerrte daran, weil er das Gefühl hatte, keine Luft mehrzu bekommen. In engen Räumen litt er schnell unter Platzangst, und der Vorraum zu der kleinen Kapelle, wo Thorne in wenigen Minuten heiraten sollte, war kaum groß genug für die drei Brüder und den Pfarrer. Matt konnte kaum atmen. Es mochte daran liegen, dass er kein besonders inniges Verhältnis zu Gott pflegte. Oder es lag daran, dass das Thermostat der Heizung nicht mehr funktionierte, denn es schien in dem Raum immer stickiger zu werden. Oder lag es daran, dass er Kelly bald wiedersehen würde?
Kelly. Detective Kelly Ann Dillinger.
Die Frau, die seine Anrufe nicht beantwortet hatte.
Schon seit gestern hielt Matt sich wieder in Grand Hope auf. Er hatte sie dreimal angerufen und drei Nachrichten hinterlassen. Aber er hatte keine Antwort bekommen. Trotzdem war Nicole sicher, dass Kelly sich bei der Hochzeit blicken lassen würde.
Gut.
Denn er wollte Antworten.
„Nächste Woche werden die Verträge unterzeichnet“, bemerkte Slade, schaute in den Spiegel und schob sich eine widerspenstige schwarze Haarlocke aus der Stirn.
„Sobald sich der Anwalt bei uns meldet.“
„Bill Jansen?“, fragte Thorne, obwohl er mit den Gedanken offensichtlich ganz woanders war.
„Nein, seine Partnerin. Eine Frau. Janine Parsons.“
Slade erstarrte. „Wer?“
„Janine Parsons. Sie hält sich geschäftlich in Grand Hope auf, weil sie das Haus ihrer Großmutter verkaufen will.“ Matt bemerkte, wie sich ein Schatten über Slades blaue Augen legte. „Kennst du sie? Sie hat das letzte Jahr der Highschool hier verbracht. Ihre Großmutter hieß Ani ta.“
„Nita.“
„Ja, genau. Du hast also schon von ihr gehört.“
„Lange her“, gab Slade zu und presste die Lippen zu einem dünnen Strich zusammen, als die Orgelmusik den Raum erfüllte. „Es geht los.“ Er schaute Thorne an und schien froh, das Thema wechseln zu können. „Genieße deine letzten Minuten als unverheirateter Mann.“
Thorne lächelte.
„Du kannst immer noch Nein sagen“, schlug Slade vor.
„Will ich aber nicht.“ Jetzt lachte der Bräutigam, und Matt fragte sich, ob er ihn schon jemals so glücklich erlebt hatte. Früher war es Thorne immer schwergefallen,
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